Informationen zum Datenschutz
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Wir nutzen auf Wunsch nur technisch erforderliche Cookies die nach dem Schließen des Browsers wieder gelöscht werden. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung .  
Nur essentielle Cookies erlauben    Essentielle und Analysecookies erlauben

Impressum | Datenschutzerklärung
Blog

Meine kulinarische Reisen

er mein Buch „EUROPRISMA – Meine Seelenreisen“ kennt, weiß, dass ich...



Vorwort zu meinem Blog-Bereich „Kulinarische Reisen in München, Bayern und Europa“

Wer mein Buch „EUROPRISMA – Meine Seelenreisen“ kennt, weiß, dass ich in den letzten zehn Jahren ein wenig in Europa herumgekommen bin. Und da einem „auf der Walz“ durch Orte, Gegenden und Städte ab und zu der Magen knurrt und einem auch die Zunge ganz gerne mal am Gaumen kleben bleibt, geht man irgendwo hin und lässt sich zum Essen und Trinken nieder.

Doch in einer so großen Stadt wie München oder in einer sowohl quicklebendigen als auch uralten Stadt wie z.B. Nürnberg, Rosenheim oder Passau ist es gar nicht nötig, sein eigenes Land zu verlassen, um mit dem Magen auf Reisen zu gehen. Sowohl die gutbürgerliche bayrische und fränkische Küche als auch Gaumenfreuden aus aller Herren Länder warten an manch einer Ecke, um zu zeigen, was sie so alles können.

Für die Gourmets unter uns, denen mehrmals aus gegebenem Anlass das Wasser im Munde zusam-mengelaufen ist, möchte ich von Gaststätten, Cafés und Bars erzählen, die mir über den Weg gelaufen sind und in denen ich hocherfreut hängengeblieben bin.

Ich würde mich freuen, wenn auch Ihr über das schreibt, was Euch das Wasser im Munde zusammen-laufen lässt.


13.08.2023 - Aumüllers Brotfabrik in der Kistlerhofstraße
Hätte ich nicht Anfang 2020 an einem Seminar der Agentur für Arbeit teilgenommen, das bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar noch als Präsenzunterricht stattfand, hätte ich diese Gegend wohl nie kennengelernt, denn ich habe zwar jahrzehntelang für die Industrie gearbeitet, muss dort aber nicht auch noch meine spärliche Freizeit verbringen. Solange die Präsenzphase noch andauerte, bis sie aufgelöst und durch Home Office-Unterricht am heimischen  PC ersetzt wurde, kam ich immer vom Busbahnhof an der Aidenbachstraße mit dem 53er Bus durch die Kistlerhofstraße, wo mir ein der Fläche nach recht großer, aber nicht über anderthalb Stockwerke hoher Backsteinbau mit einem kleinen Schornstein und einer großen Glasfront auffiel, an dem in goldgelben Lettern "Aumüllers Brotfabrik" geschrieben steht.  So wie es aussah, konnte man hier nicht nur seinen Bedarf für die Frühstückspause und/oder den Nachmittagskaffee decken, sondern auch essen; doch während meines Seminars nahm ich mir nie die Zeit, dort einmal vorbei zu schauen....bis zum Frühjahr dieses Jahres, als ich ein paar Tage frei hatte und mir schwor, mir diese Brotfabrik einmal genauer anzusehen.


Aumüllers Brotfabrik in der Kistlerhofstraße


Das Gebiet, das sich in Mittersendling zwischen der Aidenbach-, Kistlerhof- und Hofmannstraße erstreckt, befand sich seit den frühen 1960er Jahren bis zum Beginn der 2000er Jahre fest in den Händen der Siemens AG.

In welchen Bereichen hat Siemens nichts entwickelt und produziert? Ob Telefonanlagen, Halbleiter und Festplatten für PCs und Server, Fernseher, Radios oder Haushalts- und Küchengeräte - der Name war allgegenwärtig und stand für Qualität made in Germany. Ich selbst besitze noch heute ein CD-Player-Radio-Kassetten-Kombigerät - kurz zusammengefasst einen Ghettoblaster -, der inzwischen über dreißig Jahre auf dem Buckel hat, aber nach wie vor funktioniert. 

Nicht nur, dass in der Hofmannstraße und drumherum Fertigungs- und Verwaltungsgebäude lagen; für die Mitarbeiter gab es Wohnungen, ja ganze Wohnanlagen, Squashhallen, Sport- und Tennisplätze, Läden für den Haushaltsbedarf etc. .

Von etwa 1960 bis Mitte der 1990er Jahre konnte man mit Fug und Recht sagen, dass eine Festanstellung bei Siemens gleichbedeutend mit einem Sechser im Lotto und gar nicht so einfach zu bekommen war, wenn man weder Zugang noch Beziehungen zu diesem ganz speziellen Netzwerk von Mitarbeitern und Angehörigen hatte...

Bis die Siemens AG sich kurz vor der Jahrtausendwende auf Kooperationen und Zusammenschlüsse mit internationalen Konzernen und  Investoren einließ. Es dauerte nicht einmal ein Jahrzehnt, bis das Gesamtunternehmen in seine einzelnen Sparten zergliedert wurde. Und dann wurde eine Sparte nach der anderen auf Neudeutsch "outgesourced" und erlosch, so wie es etwa um zehn Jahre zeitversetzt mit dem Galeria-Kaufhof-Konzern begann und geschah.

Heute gibt es im Gebiet der einstigen Siemenswerke alles Mögliche, Zentralen von Krankenkassen und Versicherungen, Fitness-Studios, Bau- und Supermärkte und viele andere Unternehmen, nur der Name Siemens steht an keinem Gebäude mehr geschrieben. Der Fabrik- und Industriecharakter blieb nach wie vor bestehen, nur die Namen der Unternehmen und Betreiber haben sich seit Beginn der 2000er Jahre geändert.

Hätte ich nicht Anfang 2020 an einem Seminar der Agentur für Arbeit teilgenommen, das bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar noch als Präsenzunterricht stattfand, hätte ich diese Gegend wohl nie kennengelernt, denn ich habe zwar jahrzehntelang für die Industrie gearbeitet, muss dort aber nicht auch noch meine spärliche Freizeit verbringen.

Solange die Präsenzphase noch andauerte, bis sie aufgelöst und durch Home Office-Unterricht am heimischen  PC ersetzt wurde, kam ich immer vom Busbahnhof an der Aidenbachstraße mit dem 53er Bus durch die Kistlerhofstraße, wo mir ein der Fläche nach recht großer, aber nicht über anderthalb Stockwerke hoher Backsteinbau mit einem kleinen Schornstein und einer großen Glasfront auffiel, an dem in goldgelben Lettern Aumüllers Brotfabrik gechrieben steht. 

So wie es aussah, konnte man hier nicht nur seinen Bedarf für die Frühstückspause und/oder den Nachmittagskaffee decken, sondern auch essen; doch während meines Seminars nahm ich mir nie die Zeit, dort einmal vorbei zu schauen....bis zum Frühjahr dieses Jahres, als ich ein paar Tage frei hatte und mir schwor, mir diese Brotfabrik einmal genauer anzusehen.

Die dunkelroten Backsteinwände, der Betonboden und die rau gemauerte aufgebrochene Decke lassen keinen Zweifel daran, dass man sich in einem echten Fertigungswerk befindet. Zugleich hat der Gästebereich mit seinen einfach aber gediegen gestalteten Sitzgruppen aus Holz und Leder, seinem gemauerten Kamin an der Stirnseite und seinen Holzklötzen, die an der Längsseite gut mannshoch aufeinandergestapelt sind, etwas Uriges und Vertrauenerweckendes. 

Und dann ist da die Ausgabetheke, die sich von der Eingangstür bis ans Ende der Fabrikhalle erstreckt, mit Brot, Brötchen und Plunder im Eingangsbereich, Kuchen und Torten in der Mitte und belegten Broten, Frühstücksvariationen und warmen Gerichten zur Mittagszeit am Ende. 

Sicher beschreibe ich hier die gängige Auslage einer Bäckerei oder Konditorei. Doch hier kommen alle Backwaren direkt aus den riesigen Backöfen, die sich im Hintergrund der Theke aneinanderreihen, und man befindet sich in der Zentralbäckerei, was bedeutet, dass die Ware, die man hier bekommt, garantiert frisch über die Theke wandert.

Einmal davon abgesehen, dass einen an der Theke mit ihren gigantischen Dimensionen eine Vielfalt an Backwaren angrinst, mit so viel Liebe zum Detail und zur Individualität gestaltet, die einem schier die Augen übergehen lässt.

Was man hier zu sehen bekommt, bietet kaum eine andere Bäckerei oder Konditorei!
 



13.08.2023 - Die Frooteria und die Münchner Suppenküche an der Schwanthaler Höhe
Seit die Messe von der Schwanthalerhöhe nach Riem umgezogen ist - mithin seit Mitte der 1990er Jahre - ist nahe der Bavaria oberhalb der Theresienwiese viel entstanden: ein neues Wohnviertel, das nicht wie später im Arnulfpark und am Hirschgarten durch lieblose weiße Schachtelarchitektur glänzt, sondern so kunterbunt und abgestuft wie aus dem Lego-Baukasten gestaltet wurde. Auch findet man hier die riesige orangerote Zentrale der KPMG mit der großen markanten Doppel-Spiraltreppe von Oluf Eliasson im Innenhof und dahinter die "Theresia", eine kleine stille grüne Fußgängerzone mit Einkaufs- und Essmöglichkeiten.  Die "Theresia" liegt dem Gebäudekomplex des Verkehrsmuseums gegenüber, in  dem man Draisinen und Hochräder, das erste Fahrzeug mit Benzinantrieb und die Entwicklung der Autos und Züge im Lauf der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte stunden- und tagelang studieren kann.  Diese Dependance des Deutschen Museums - übrigens ist die Flugwerft neben dem kleinen Flugplatz für einmotorige Sportmaschinen und Segelflugzeuge in Oberschleißheim auch eine - wurde in den denkmalgeschützten Hallen des einstigen Messezentrums untergebracht und nach dem Umzug in die Messestadt Riem jahrelang um- und ausgebaut, bis sich das Verkehrsmuseum seit Beginn der 2000er Jahre so eindrucksvoll präsentiert, wie wir es inzwischen schon lange kennen.


Die Frooteria und die Münchner Suppenküche an der Schwanthalerhöhe


Seit die Messe von der Schwanthalerhöhe nach Riem umgezogen ist - mithin seit Mitte der 1990er Jahre - ist nahe der Bavaria oberhalb der Theresienwiese viel entstanden: ein neues Wohnviertel, das nicht wie später im Arnulfpark und am Hirschgarten durch lieblose weiße Schachtelarchitektur glänzt, sondern so kunterbunt und abgestuft wie aus dem Lego-Baukasten gestaltet wurde. Auch findet man hier die riesige orangerote Zentrale der KPMG mit der großen markanten Doppel-Spiraltreppe von Oluf Eliasson im Innenhof und dahinter die Theresia, eine kleine stille grüne Fußgängerzone mit Einkaufs- und Essmöglichkeiten. 

Die Theresia liegt dem Gebäudekomplex des Verkehrsmuseums gegenüber, in  dem man Draisinen und Hochräder, das erste Fahrzeug mit Benzinantrieb und die Entwicklung der Autos und Züge im Lauf der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte stunden- und tagelang studieren kann. 

Diese Depencance des Deutschen Museums - übrigens ist die Flugwerft neben dem kleinen Flugplatz für einmotorige Sportmaschinen und Segelflugzeuge in Oberschleißheim auch eine - wurde in den denkmalgeschützten Hallen des einstigen Messezentrums untergebracht und nach dem Umzug in die Messestadt Riem jahrelang um- und ausgebaut, bis sich das Verkehrsmuseum seit Beginn der 2000er Jahre so eindrucksvoll präsentiert, wie wir es inzwischen schon lange kennen.

Als Vollzeit-Berufstätige verschlägt es mich nur an den Wochenenden hierher, oder wenn ich ein paar Tage Urlaub habe. Zu meinem geheimen Leidwesen, denn meine beiden Lieblingsbistros in dieser Gegend haben nur Montag bis Freitag von 7:00 Uhr bis 16:00 Uhr geöffnet und an Sonn- und Feiertagen, ja sogar am Samstag geschlossen. 

Trotz der für Gaststätten sehr eingeschränkten Öffnungszeiten hat sich sowohl die Frooteria als auch die Münchner Suppenküche unter der Woche zu einem beliebten Treffpunkt der Schwanthalerhöhe entwickelt, denn hier kommen um die Mittagszeit die Geschäftsleute aus den Verwaltungsgebäuden an der Ganghoferstraße und die Mütter und Väter zusammen, um Mittagspause zu halten: die einen, bevor sie in ihr Büro zurückkehren, die anderen, bevor sie ihre Kinder aus der Kita oder dem Kindergarten abholen.

Die beiden energischen und munteren Zwillingsdamen, die nach wie vor die Frooteria betreiben, lassen sich vor allem in Bezug auf Eintöpfe immer wieder etwas Neues einfallen, ob ein afrikanischer Erdnusstopf aus Cashews, Zuckerschoten und Kichererbsen, ein kreolischer Jambalaya aus Reis, Mais, Puffbohnen und auf Wunsch ein paar Shrimps, oder ein Irish Stew aus Rindfleisch, Weißkohl, Möhren, Kartoffeln und einem Schuss Guinness. Alle Eintöpfe sind gehaltvoll und sättigend und weder zu herzhaft noch zu wenig gewürzt.

Und gleich nebenan gibt es für die Liebhaber von Fleisch und Einlagen die Münchner Suppenküche. Hier sind die Eintöpfe deftiger und von vornherein fleischlastig, und bei der Rinder- oder Hühnerbrühe setzt man auf Einlagen wie Nudeln, Maultaschen und kleine Knödel verschiedenster Art, wie man sie in der bayerischen Küche seit mehr als hundert Jahren kennt.

Beide Bistros unterscheiden sich deutlich in ihrer Aufmachung und ihrem Angebot, so dass eines dem anderen nicht wirklich die Gäste wegnimmt.

Will man es besonders gesund und gemüsig, hält man sich an die Frooteria; braucht man um die Mittagszeit sein Chili con carne oder seine Gulaschsuppe mit einer ordentlichen Fleischeinlage oder eine großzügig mit Knödeln oder Nudeln gefüllte Brühe nach gutbürgelich-bayerischer Art, begibt man sich in die Suppenküche.

Schmackhafte und solide Kost zu anständigen Preisen bieten aus meiner Sicht beide Bistros!
 



13.08.2023 - Meine Lieblingslokale in München
Meine Lieblingslokale in München Seit ich begonnen habe, regelmäßig Blogartikel auf meiner Website hochzuladen - mithin seit Anfang 2019 -, habe ich mich ich mich eifrig in und um München umgesehen. Wie wir alle wissen, ist seither viel geschehen, und zum Teil alles andere als Positives. Am Beispiel des offenkundigen Untergangs der Galeria am Hauptbahnhof und am Stachus wie auch vieler familienbetriebener Traditionsgaststätten kann man zusehen, wie die Münchner Innenstadt zunehmend erodiert und verarmt. Zugleich gibt es einige wackere Betriebe in der Münchner Gastronomielandschaft, die sich nicht nur bestens über Wasser halten, sondern auch ihre Speisen zu sehr zivilen Preisen anbieten; nur muss man sich aus dem Altstadtgebiet hinaus bewegen, um sie zu finden; und ein paar dieser Schlupfwinkel, die ich ins Herz geschlossen habe, möchte ich nachfolgend in meiner neuen Artikelreihe vorstellen.


Meine Lieblingslokale in München


Seit ich begonnen habe, regelmäßig Blogartikel auf meiner Website hochzuladen - mithin seit Anfang 2019 -, habe ich mich ich mich eifrig in und um München umgesehen. Wie wir alle wissen, ist seither viel geschehen, und zum Teil alles andere als Positives. Am Beispiel des offenkundigen Untergangs der Galeria am Hauptbahnhof und am Stachus wie auch vieler familienbetriebener Traditionsgaststätten kann man zusehen, wie die Münchner Innenstadt zunehmend erodiert und verarmt.

Zugleich gibt es einige wackere Betriebe in der Münchner Gastronomielandschaft, die sich nicht nur bestens über Wasser halten, sondern auch ihre Speisen zu sehr zivilen Preisen anbieten; nur muss man sich aus dem Altstadtgebiet hinaus bewegen, um sie zu finden; und ein paar dieser Schlupfwinkel, die ich ins Herz geschlossen habe, möchte ich nachfolgend in meiner neuen Artikelreihe vorstellen.


I. Fresh Bagels & Muffins an der Barer Straße


In meinem Beitrag Ein Hauch von Bohème habe ich einmal über die versteckten Passagen und Hinterhöfe zwischen der Amalien- und der Türkenstraße berichtet, denen auch heute noch etwas vom Flair des alten Schwabing anhaftet; und dies gilt auch für die angrenzenden Straßenzüge der Maxvorstadt, sprich, die Schelling- und Theresienstraße einschließlich der Barer Straße, die vom Studentenviertel auf das Kunstareal und dann weiter auf den Obelisken am Karolinenplatz zu führt.

Wie in Haidhausen und Teilen Sendlings findet man auch in dem von mir umrissenen Gebiet nach wie vor kleine bis winzige Läden, Boutiquen, Kioske und Cafés, in denen Anrainer und Nachbarn ebenso zusammenkommen wie die Studentinnen und Studenten aus aller Welt, die an der LMU oder TU zugange sind. 

Es sind zum Teil Antiquitäten- und Kuriositätenläden, zum Teil Mode- und Kunstateliers, ein paar schöne alte Buchhandlungen, Kopiergeschäfte (ob man es glauben mag oder nicht, für Masterarbeiten und Dissertationen braucht man sie in bestimmten Studiengängen nach wie vor), und auch einige kleine Cafés und Bistros. All diese Läden sind bis heute in den Händen ihrer Besitzer und Betreiber geblieben und haben sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg kaum verändert.

Vor Urzeiten - sprich, vor nunmehr zwanzig Jahren - habe ich in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, die damals noch am Ende der Tengstraße lag. Manchmal, wenn mit dem Freitag das Wochenende nahte und ich meinem Büro früher zu entschlüpfen vermochte als unter der Woche, fuhr ich nicht mit der U-Bahn, sondern mit der 27er Tram Richtung Stachus, erledigte meine Wochenendeinkäufe und begab mich erst danach mit der S-Bahn nach Hause.

Zwischen dem Schelling-Salon, in dem bereits Thomas und Heinrich Mann, Frank Wedekind, Oskar Maria Graf und andere Schriftsteller zu Gast waren, und dem Kunstareal mit den Pinakotheken sprang mir hin und wieder ein orangefarbener Schriftzug ins Auge: Fresh Bagels & Muffins.

Ich weiß nicht, was mich gerade an diesem Namen so angesprochen hat; aber diesen Bagel & Muffin-Shop gibt es nun schon seit über zwanzig Jahren, lange bevor die großen US-amerikanischen Coffeeshop-Ketten ihren Siegeszug um die Welt antraten und ihre Bagels und Muffins mitbrachten. Ausgerechnet dieses kleine Lokal hat es geschafft, im Angesicht der übermächtigen Konkurrenz bis heute zu bestehen!

Es wird von zwei Herren betrieben und bewirtschaftet, die zusammen mit ihrem Laden alt geworden sind. Womöglich liegt ihr Erfolgsgeheimnis darin, dass sie ihre Ware bis heute liebevoll einzeln von Hand zubereiten, in ihr kleines Öfchen schieben und danach am Platz servieren. Gehen die Zutaten aus, schlüpft einer von ihnen in seine Jacke und holt im nahegelegenen Supermarkt Nachschub.

Mi den braun-orange gestreiften Sitzgruppen, der einfachen Glastheke im Eingangsbereich und den Polstergarnituren im schummrigen Hinterbereich halten sich die beiden Herren seit jeher an das WYSIWYG-Prinzip (What you see is what you get):
 
Man bekommt genau das, was angeboten wird, nicht mehr und nicht weniger, aber in großer Vielfalt, ordentlicher Qualität und zu für Münchner Verhältnisse immer noch sehr günstigen Preisen. Bagels beginnen in der Standard-Ausgabe bei € 8,90 und gehen in der de luxe-Version nicht über € 10,90 hinaus, jeder Muffin ist für € 3,30 und Kaffee oder Cappuccino um € 3,50 zu haben. 

Und man sitzt bei seiner Mahlzeit schlicht, aber zugleich heimelig und gemütlich; eine Atmosphäre, die irgendwie allen alteingesessenen Häusern anhaftet. So hat man für relativ wenig Geld eine sättigende, gehaltvolle Mahlzeit, die obendrein von den beiden Betreibern liebevoll per Hand zubereitet wurde; und das spürt und schmeckt man vom ersten bis zum letzten Biss in seine Portion.

Nur waren früher die Bagels größer und üppiger; aber die Teuerungen der letzten Zeit sind auch an diesen beiden Herren nicht sprulos vorbeigegangen...
 



23.07.2023 - Ein Hauch von 1001 Nacht - Das Marrakesch auf dem Tollwood
Über Tollwood, unser großes Sommerfest im südlichen Teil des Olympiaparks, habe ich schon oft berichtet.  Hier hat sich vor wenigen Wochen etwas Trauriges zugetragen. Die Ost-West-Friedenskirche und die kleine Datscha, die der russische Eremit, den ganz München als Väterchen Timofej kennt, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammengezimmert und bewohnt hat, ist eines Nachts bis auf ein paar Holzbalken niedergebrannt! Bisher sind die Ursachen für diesen Brand nicht völlig geklärt und bekannt. Sollte es Brandstiftung gewesen sein: Was hat dieses harmlose, liebenswerte kleine Kirchlein und das Hüttchen aus Holz irgendiemandem getan?! Aber auch, wenn die Ursache ein Missgeschick oder eine Fehlfunktion war: Die Vernichtung der Erinnerung an ein bescheidenes, liebenswertes Münchner Original, das nichts anderes wollte als in Frieden und in der Stille leben, tut mir in der Seele weh!  Doch dem Aufruf des ehemaligen Oberbürgermeisters Christian Ude, der gesagt hat, dass er sich persönlich darum kümmern wird, dass Väterchen Timofejs Kirchlein wieder aufgebaut werden soll, sind bereits viele Münchnerinnen und Münchner gefolgt, die ebenfalls finden, dass dieses kleine Kuriosum ganz einfach in diesen Teil des Olympiaparks gehört und wieder an seinen Platz zurück soll. In diesem Sinne und als Geste der Hoffnung und der Lebensfreude möchte ich einen Ort hervorheben, der noch nicht lange Teil des Reigens der wiederkehrenden Veranstalter ist, die von Mitte Juni bis Mitte Juli ihre Buden, Lauben und Stände auf dem Sommer-Tollwood aufschlagen, aber rasch zu meinem Lieblings-Aufenthaltsort wurde: das "Marrakesch", ein riesiges Zelt, das an das Leben und Treiben in den Soukhs der Hauptstadt Marokkos angelehnt ist. Überdacht von dichten Zeltplanen, die Schatten spenden und zugleich allen vier Winden offen stehen, ist dieses große Basarzelt im größtenteils schattenlosen Hauptgelände des Tollwood eine wahre Wohltat. Auf wenigen Quadratmetern kommen all die kunsthandwerklichen Fertigkeiten unter einem Dach zusammen, für die Marokko berühmt ist:


Ein Hauch von 1001 Nacht - Das Marrakesch auf dem Tollwood

Über Tollwood, unser großes Sommerfest im südlichen Teil des Olympiaparks, habe ich schon oft berichtet. 

Hier hat sich vor wenigen Wochen etwas Trauriges zugetragen. Die Ost-West-Friedenskirche und die kleine Datscha, die der russische Eremit, den ganz München als Väterchen Timofej kennt, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammengezimmert und bewohnt hat, ist eines Nachts bis auf ein paar Holzbalken niedergebrannt!

Bisher sind die Ursachen für diesen Brand nicht völlig geklärt und bekannt. Sollte es Brandstiftung gewesen sein:
Was hat dieses harmlose, liebenswerte kleine Kirchlein und das Hüttchen aus Holz irgendiemandem getan?!

Aber auch, wenn die Ursache ein Missgeschick oder eine Fehlfunktion war: Die Vernichtung der Erinnerung an ein bescheidenes, liebenswertes Münchner Original, das nichts anderes wollte als in Frieden und in der Stille leben, tut mir in der Seele weh! 

Doch dem Aufruf des ehemaligen Oberbürgermeisters Christian Ude, der gesagt hat, dass er sich persönlich darum kümmern wird, dass Väterchen Timofejs Kirchlein wieder aufgebaut werden soll, sind bereits viele Münchnerinnen und Münchner gefolgt, die ebenfalls finden, dass dieses kleine Kuriosum ganz einfach in diesen Teil des Olympiaparks gehört und wieder an seinen Platz zurück soll.

In diesem Sinne und als Geste der Hoffnung und der Lebensfreude möchte ich einen Ort hervorheben, der noch nicht lange Teil des Reigens der wiederkehrenden Veranstalter ist, die von Mitte Juni bis Mitte Juli ihre Buden, Lauben und Stände auf dem Sommer-Tollwood aufschlagen, aber rasch zu meinem Lieblings-Aufenthaltsort wurde: das "Marrakesch", ein riesiges Zelt, das an das Leben und Treiben in den Soukhs der Hauptstadt Marokkos angelehnt ist.

Überdacht von dichten Zeltplanen, die Schatten spenden und zugleich allen vier Winden offen stehen, ist dieses große Basarzelt im größtenteils schattenlosen Hauptgelände des Tollwood eine wahre Wohltat. Auf wenigen Quadratmetern kommen all die kunsthandwerklichen Fertigkeiten unter einem Dach zusammen, für die Marokko berühmt ist:

Da sind die flachen Platten und Tabletts der Silberschmiede, die minutiös verhäkelte Arabesken und Muster von Hand in die mattschimmernde Oberfläche des Silbers ziseliert haben.

Da sind die Schalen, Tassen und Teller aus Porzellan oder Ton mit ihrem Farben- und Formenreichtum, der sich allein auf die Prinzipien der Geometrie und der pflanzlichen Welt stützt.

Da sind die Hänge- und Stehlampen und die Garten- und Türgitter der Feinschmiede, die mit ihrem hauchzart anmuteneden Rankenwerk die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben scheinen.

Und da ist die Kunst der Sattler, deren Umgang mit Leder kaum seinesgleichen kennt, und der Weber, die ihre vielfarbigen schweren Kissenbezüge, Läufer und Teppiche ausgebreitet haben...

Kurz und gut, wer das Marrakesch-Basarzelt betritt, schreitet durch die Welten der Kunsthandwerker, die ihre Meisterstücke nach ästhetischen Regeln und Prinzipien von zeitloser Gültigkeit angefertigt haben und nichts anderes wollen, als der Welt ein Stück Schönheit im Kleinen zu überreichen, das ein wenig Beständigkeit und Dauerhaftigkeit verheißt. 

Denn abgesehen von dem Porzellan- und Keramikgeschirr, das zerbrechen kann, wenn man es fallen lässt, sind die Werke der Sattler, der Fein- und Silberschmiede, der Korbflechter und Teppichweber unzerstörbar und sprechen vom Können ihrer Schöpfer auch dann noch, wenn sie schon lange das Zeitliche gesegnet haben.

Und nichts könnte anregender und beruhigender zugleich für mich sein, als in dieser der Schönheit und dem Genuss der Sinne geweihten Umgebung mit einem Glas eisgekühlter Granatapfel-Limettten-Limonade oder frisch vom Zweig gebrühtem Minzetee auf einem Sitzpolster oder Schemel zu sitzen, an einem Pistazienküchlein oder einer mit Walnüssen gefüllten Dattel zu knabbern und der Rak-Musik der Beduinen zu lauschen, die geprägt ist von feurigen, ekstatischen Trommelrhythmen und dem einschmeichelnden, betörenden und zugleich schwermütigem, sehnsüchtigem Klang der Geigen. 

Für mich ist der Aufenthalt an diesem Ort ein Abtauchen in die Welten aus Tausendundeiner Nacht, erfüllt von Farben, Klängen und Düften, in die Licht- und Schattenwelten der Phantasien, die abends in Beduinenzelten am Lagerfeuer gesponnen wurden...

Nur schade, dass dieser Zauber nie von langer Dauer ist; er endet mit dem Sommer-Tollwood bzw. dem Afrika-Festival, wo ich auf das marokkanische Tee- und Basarzelt erstmals aufmerksam wurde. Dann werden die Planen der Zelte eingerollt, die Sitzpolster und Stützmasten zusammengepackt und verladen, und die Karawane zieht weiter...
 



23.07.2023 - Im Hof des Hexenhäuschens - Gans woanders an der Pilgersheimer Straße
Man kann Jahre und Jahrzehnte in und um München leben und kommt dennoch an bestimmte versteckte Kleinodien nur dann heran, wann man von einem/einer Einheimischen darauf hingewiesen wird, weil sie in einer Gegend liegen, in der man dergleichen nicht erwartet. Wenn man hier von der U-Bahn-Station an die Oberfläche kommt, ein Stück wet der Humboldtstraße folgt und dann rechter Hand in die Pilgersheimer Straße einbiegt, stößt man zwischen den langen steilen Reihen der Häuserfronten unversehens auf einen kleinen Park mit hohen, weit ausladenden Laubbäumen, in deren Schatten sich das vielleicht schrägste Gebäude von ganz München duckt. So zum Beispiel kenne ich eine Freundin und eine ehemalige Arbeitskollegin, die beide in Giesing nahe beim Sechziger-Stadion wohnen bzw. gewohnt haben; und wer diese Gegend kennt, weiß um die Tegernseer Landstraße und die Grünwalder Straße, die sich beide wie Schneisen durch die hoch aufragenden Steinwälle der Wohnblocks fräsen und über die von früh bis spät der Großstadtverkehr stadtein- und -auswärts braust und donnert. Im Sommer wird es hier auf Grund fehlender Schattenzonen im Sinne von Parkanlagen und Gärten oft geradezu mörderisch heiß, wie in einem einzigen großen Steinbackofen. Die Menschen hasten die Straße entlang und gehen ihren Tagesgeschäften nach - auf gut Deutsch geht es hier laut und hektisch zu, so dass man nicht länger draußen verweilen mag als nötig. Doch erst zu Beginn dieses Jahres wies mich eine gute Bekannte, die ich von einer früheren Arbeitsstelle her kenne und die geraume Zeit in Haidhausen und Giesing gelebt hat, auf das Gans woanders hin, das an der Pilgersheimer Straße in der Nähe des Kolumbusplatzes liegt.


Im Hof des Hexenhäuschens - Gans woanders an der Pilgersheimer Straße

Man kann Jahre und Jahrzehnte in und um München leben und kommt dennoch an bestimmte versteckte Kleinodien nur dann heran, wann man von einem/einer Einheimischen darauf hingewiesen wird, weil sie in einer Gegend liegen, in der man  dergleichen nicht erwartet.

So zum Beispiel kenne ich eine Freundin und eine ehemalige Arbeitskollegin, die beide in Giesing nahe beim Sechziger-Stadion wohnen bzw. gewohnt haben; und wer diese Gegend kennt, weiß um die Tegernseer Landstraße und die Grünwalder Straße, die sich beide wie Schneisen durch die hoch aufragenden Steinwälle der Wohnblocks fräsen und über die von früh bis spät der Großstadtverkehr stadtein- und -auswärts braust und donnert.

Im Sommer wird es hier auf Grund fehlender Schattenzonen im Sinne von Parkanlagen und Gärten oft geradezu mörderisch heiß, wie in einem einzigen großen Steinbackofen. Die Menschen hasten die Straße entlang und gehen ihren Tagesgeschäften nach - auf gut Deutsch geht es hier laut und hektisch zu, so dass man nicht länger draußen verweilen mag als nötig.

Doch erst zu Beginn dieses Jahres wies mich eine gute Bekannte, die ich von einer früheren Arbeitsstelle her kenne und die geraume Zeit in Haidhausen und Giesing gelebt hat, auf das Gans woanders hin, das an der Pilgersheimer Straße in der Nähe des Kolumbusplatzes liegt.

Wenn man hier von der U-Bahn-Station an die Oberfläche kommt, ein Stück wet der Humboldtstraße folgt und dann rechter Hand in die Pilgersheimer Straße einbiegt, stößt man zwischen den langen steilen Reihen der Häuserfronten unversehens auf einen kleinen Park mit hohen, weit ausladenden Laubbäumen, in deren Schatten sich das vielleicht schrägste Gebäude von ganz München duckt.

Es beginnt mit einem hohen spitzgiebeligen Fachwerkhaus, das fast nur aus den Balken des Gerüsts besteht, die die Konstruktion des Hauses tragen und stützen, und kaum aus Mauerwerk, das aber einen stattlichen Balkon aufweist, der auf der Höhe des ersten Stockwerks um das ganze Giebeldach herum läuft und zu dem eine Art hölzerne Feuerleiter hinauf führt. 

Rechts neben dem hohen schmalen Spitzgiebel führt ein offener Torbogen aus fast schwarzem Holz in einen offenen Anbau, der den Eindruck erweckt, als hätte eine Kommune aus den späten 1960er Jahren ein paar stählerne Stützpfeiler, Spannseile, Spanplatten und Bretter zusammengeklaubt und in großer Eile provisorisch zusammengezimmert.

Mit knapper Not lassen sich ein paar rechte Winkel ausmachen, aber es gibt weder gerade und zusammenhängende Wände noch ein richtiges Dach. Ein paar Zeltplanen, zu denen man über eine enge steile Wendeltreppe hinauf gelangt, spannen sich wie Sonnensegel über den angebauten Hof.

Diese Konstruktion aus Stahlstangen und -seilen, die irgendwie die Bretter- und Spanplattenwände zusammen und die Zeltplanen in der Schwebe halten, erweckt den Eindruck, als könne das gesamte Gebilde jederzeit einstürzen wie ein Kartenhaus, wenn hier jemand an der falschen Stelle hustet.

Zugleich aber - vor allem, wenn man eine selbstgemachte Zitronen-, Orangen- oder Holunderblüten-Limonade und ein Stück ebenfalls selbstgemachte Torte oder einen Flanmkuchen frisch aus dem Steinofen vor sich hat - verströmt das Gans woanders etwas durch und durch Gemütliches, das jede und jeden willkommen heißt.

Eile, Hektik und Stress sind in diesem kühlen schattigen Innenhof absolute Fremdwörter, und im Sommer treten an den Wochenenden am Nachmittag und Abend Live-Bands auf, deren Gigs nichts kosten, es sei denn, man möchte eine freiwillige Spende stiften.

Und so habe ich hier an einem sonnigen Sonntagabend bei besagter Zitronenlimonade und einem Stück Blaubeer-Baiser-Torte erstmals die vierköpfige deutsch-dänische Band Café Nordlys gesehen und gehört.  Sie besteht aus einem Lead-Gitarristen an der E-Gitarre, einem Kontrabassisten, einem Freestyle-Schlagzeuger und einer Leadsängerin. 

Das Vierergespann vom Café Nordlys hat sich sowohl auf traditionelle und beliebte Lieder aus Dänemark als auch auf Jazz und Swing der 1920er bis 1950er Jahre spezialisiert, von Frühlings- und Mittsommernachtsliedern über Herbst- und Winterstücke bis hin zu Werken von George Gershwin, Irving Berlin, Cole Porter und auch Louis Armstrong und Duke Ellington.

Ich finde immer, dass zu den Jazz- und Swing-Stücken aus der goldenen Ära Amerikas eine bestimmte Umgebung und Stimmung gehört, entweder ein Sommerabend im Freien oder der Salon einer Cocktailbar, und darüber schwebt eine Atmosphäre der Sorglosigkeit und Leichtigkeit, mit der die Töne und Rhythmen der Jazz-Combo hereingetröpfelt und -getänzelt kommen.

Der Mann am Kontrabass liefert das rhythmische Gerüst, der Perkussionist setzt Betolnungen und Akzente, die Leadgitarre dümpelt locker und lässig dahin, und über diese Klang-Collage hüpft, federt und tänzelt die Stimme der Sängerin leicht und schwerelos und zugleich kraftvoll und akzentuiert hinweg...

Mein Fazit: In solch einem Rahmen lässt es sich im windschiefen, urigen Hof des Hexenhäuschens an der Pilgersheimer Straße prima leben!