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Blog

Besonderheiten aus München und Oberbayern

Seit 31 Jahren lebe ich nun schon in und um München und Oberbayern...



Vorwort zu meinem Blog-Bereich „Brauchtum, Feste, Märkte und Besonderheiten in München und Bayern“

Seit 31 Jahren lebe ich nun schon in und um München und Oberbayern – ursprünglich komme ich aus dem Frankenland – und kann immer noch nicht sagen, dass ich München und das, was sich darin und darum so alles tut, wie meine Westentasche kenne. Zum einen verschlägt es mich immer wieder in neue Münchner Stadtteile, Orte in Oberbayern oder auch im Frankenland, an denen ich noch nicht war, weil sie vorher irgendwie nicht in mein Bewusstsein gerückt sind. Zum anderen gab und gibt es in München und ganz Bayern Bräuche, Feste, Märkte und Besonderheiten, und diese sind entweder

  • uralt und waren schon immer da,
  • uralt, wurden aber erst in unserer Zeit wieder neu zum Leben erweckt oder
  • Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte neu und auf sehr originelle Weise dazugekommen.
Von solchen „Phänomenen“ im weitesten Sinn möchte ich in diesem Bereich erzählen und würde mich freuen, wenn auch Ihr dazu etwas zu erzählen hättet.


13.05.2023 - Flamenco für alle und niemanden / Jazz und Swing im Literaturhaus am Salvatorplatz
Während sich vor und an den ausgewiesenen Spielorten das Volk zusammendrängt, halten sich auf den "Rennsteigen" und den Plätzen dazwischen auch Straßenmusikanten auf, welche die Lange Nacht der Musik mitfeiern, indem sie ihr eigenes, inoffizielles kleines Programm spielen. Doch wie seltsam: Obwohl jene, die in einer Nische oder Arkade sitzen oder stehen und spielen, oft wahre Virtuosen auf ihrem Instrument sind, huschen und rennen die Menschen an ihnen vorüber und nehmen kaum von ihnen Notiz, obwohl es sonst gerade die Straßenmusiker sind, die abends und an den Wochenenden die Innenstatt sichtbar und vor allem hörbar beleben. In den Arkaden des traditionsbewusten Modehauses Loden-Frey - ein Wunder, das gerade dieses Haus nach wie vor noch existiert und nicht auch den Bach hinunter gegangen ist wie so manches einst stattliche Haus von gutem Ruf - saß ein Gitarrist und spielte Flamenco-Sonaten von Albeníz und Tarrega, und es war deutlich zu hören, dass er nicht nur in technischer Hinsicht ein Virtuose auf senem Instrument war, sondern sein ganzes Herz und Gemüt in sein Spiel legte.


Flamenco für alle und niemanden / Jazz und Swing im Literaturhaus am Salvatorplatz


Während sich vor und an den ausgewiesenen Spielorten das Volk zusammendrängt, halten sich auf den "Rennsteigen" und den Plätzen dazwischen auch Straßenmusikanten auf, welche die Lange Nacht der Musik mitfeiern, indem sie ihr eigenes, inoffizielles kleines Programm spielen.

Doch wie seltsam: Obwohl jene, die in einer Nische oder Arkade sitzen oder stehen und spielen, oft wahre Virtuosen auf ihrem Instrument sind, huschen und rennen die Menschen an ihnen vorüber und nehmen kaum von ihnen Notiz, obwohl es sonst gerade die Straßenmusiker sind, die abends und an den Wochenenden die Innenstatt sichtbar und vor allem hörbar beleben.

In den Arkaden des traditionsbewusten Modehauses Loden-Frey - ein Wunder, das gerade dieses Haus nach wie vor noch existiert und nicht auch den Bach hinunter gegangen ist wie so manches einst stattliche Haus von gutem Ruf - saß ein Gitarrist und spielte Flamenco-Sonaten von Albeníz und Tarrega, und es war deutlich zu hören, dass er nicht nur in technischer Hinsicht ein Virtuose auf senem Instrument war, sondern sein ganzes Herz und Gemüt in sein Spiel legte.

Flamenco, jene Musik voller Leidenschaft, die manchmal von solchem Schmerz erfüllt ist, dass sie aus aufgerissenen Wunden zu bluten scheint... Nur den Sinti und Roma gelingt es, ihre Geige auf vergleichbare Weise zu weißglühendem Klagen zu bringen.

Doch es schien, als nähme niemand außer mir jenes kleine Wunder wahr, das sich in diesem Augenblick für jede und jeden hörbar auf offener Straße vollzog. Wie bereits erwähnt, rannten die anderen Passanten an dem Gitarristen vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen... Sind die Sinne, Seelen und Herzen der Menschen in dieser Stadt derart abgestumpft, erkaltet und vergröbert?

Schließlich ging auch ich weiter, bog vor der Theatinerkirche nach links ab und um die nächste Ecke.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde das Literaturhaus am Salvatorplatz 2012 eingeweiht, um all jenen eine Stätte der Inspiration und Begegnung zu bieten, die sich für das geschriebene Wort begeistern und sich intensiv damit befassen.

Begonnen hat das Literaturhaus sein Wirken mit einer großen Werkschau und Ausstellung über das Leben und Schaffen von Thomas Mann in München, vor allem über die Entstehungsgeschichte des Zauberbergs, für den ihn damals seine Frau Katia, die eine Zeitlang als Kurpatientin in Davos weilte, mit Schilderungen der Atmosphäre vor Ort und der Leidensgeschichte ihrer Mitpatientinnen und -patienten versorgte.

Ein paar Jahre später fand eine Reihe von Lesungen und Vorträgen zum Gedenken an Erich Kästner statt, der in München seine letzten Lebensjahre verbrachte, an denen ich ebenso hellwach und begeistert teilnahm wie an der Thomas Mann-Retrospektive.

Doch zurück zur Langen Nacht der Musik und der Rolle, die das Literaturhaus darin spielte.

Die Reihen der bogenförmigen Fenster in der zweistöckigen neubarocken Fassade in Weiß und Gold waren hell erleuchtet, und von drinnen wehten die Klänge und Rhythmen einer Jazz-Combo an mein Ohr. Eine klare, kraftvolle Frauenstimme setzte ein und sang Puttin On the Ritz von Irving Berlin.

Was ich hörte, ließ sich gut an; die Stimme der Sängerin erinnerte mich an Malis Schütz, die mit ihrem Instrumental-Trio Anfang Januar dieses Jahres beim Jazz-Brunch auf der M.S. Utting aufgetreten war.

"Nichts wie hinein," war mein erster Gedanke, den ich aber nicht in die Tat umzusetzen vermochte, weil beide Stockwerke des Literaturhauses derart von  Besucherinnen und Besuchern überquollen, dass der Türsteher am Portal wegen Überfüllung keinen Einlass mehr gewährte.

Doch dies verdross mich nicht allzusehr, denn von meinem Posten aus hörte ich die Musik klar und deutlich genug, so dass ich blieb und im Stehen als "Fernhörerin" weiter lauschte - bis mich Swing-Rhythmen von einer Blechbläsergruppe ablenkten, die aus einer anderen Ecke an mein Ohr wehten.

Nur an die hundert Meter von mir entfernt spielte soeben die Big Band der Münchner Polizei im Odeon, dem seit langer Zeit nur noch selten genutzen Konzertsaal im Freien, den wir sonst als den Innenhof des Bayerischen Finanzministeriums kennen.

Doch es war wie verhext: Zwar hörte ich die Klänge und Rhythmen der Big Band klar und deutlich durch eine Toreinfahrt hindurch, doch als ich um die Ecke bog und mich umsah, fand ich nirgendwo eine Tür. Um mich herum gab es nur die Einfahrt und hoch aufragende Mauern, aber nirgendwo einen Einlass,,,

Allmählich bemerkte ich, dass meine Füße nachzugeben begannen, so dass ich mich zusehends dem toten Punkt näherte. Für einen kleinen Imbiss und einen Drink hier in der Nähe blieb mir noch Zeit, doch dann musste ich meine Zelte abbrechen, weil mir sonst in Fürstenried West der letzte Bus nach Hause davonfuhr...

Und so endete in diesem Jahr die Lange Nacht der Musik für mich im Salvatorhof vor der Front des Commercial, wo ich mir eine bunte Salatschale mit Thunfisch und Oliven und einen Aperol Spritz einverleibte, bevor ich die letzten paar Meter zum Odeonsplatz zurücklegte und mit der U-Bahn nach Hause fuhr.

Nicht alles war so gelaufen wie ursprünglich von mir geplant; doch alles in allem war es für mich ein schöner Abend gewesen, den ich gründlich genossen hatte.

Gerne wieder beim nächsten Mal, und dann sind die Spielorte dran, die ich diesmal nicht geschafft habe!



13.05.2023 - Son de Cuba im Künstlerhaus am Lenbachplatz
Zu meinem Glück musste ich nur die Straße überqueren und einmal das Gebäude umrunden, um zum nächsten Spielort zu gelangen: Im Künstlerhaus am Lenbachplatz stand an diesem Abend Musik aus Kuba auf dem Programm. Da die Veranstalter dem Wetter nicht trauten, hatten sie zu meinem leisen Bedauern die Bühne nicht in dem romantisch-skurrilen Innenhof aufgebaut, den ich letztes Jahr im Sommer anlässlich der Ausstellung WToulouse-Lautrec und die Künstler des Montmartre" kennengelernt und in dem ich manch ein lauschiges Stündchen bei einer Brioche und einem Café au lait verbracht hatte. Doch aus dem hohen, luftig-leichten Dachgewölbe sorgten Schlagzeug und Congas für den nötigen rhythmischen Schub... Also den Klängen nach und über die mächtige, reich stuckierte Marmortreppe ins Obergeschoss hinauf! Und so lernte ich an diesem Abend auch den Festsaal des Künstlerhauses kennen. Im Vergleich zu anderen Münchner Konzertsälen ist er relativ klein, wirkt aber mit seiner Mosaikdecke, die wie der Balg eines Akkordeons gefaltet ist, dem üppig gedrechselten Bühnenrahmen mit dem schweren Vorhang aus Goldlamé und dem zimtfarbenen Anstrich edel, um nicht zu sagen ehrwürdig.


Son de Cuba im Künstlerhaus am Lenbachplatz


Zu meinem Glück musste ich nur die Straße überqueren und einmal das Gebäude umrunden, um zum nächsten Spielort zu gelangen: Im Künstlerhaus am Lenbachplatz stand an diesem Abend Musik aus Kuba auf dem Programm.

Da die Veranstalter dem Wetter nicht trauten, hatten sie zu meinem leisen Bedauern die Bühne nicht in dem romantisch-skurrilen Innenhof aufgebaut, den ich letztes Jahr im Sommer anlässlich der Ausstellung Toulouse-Lautrec und die Künstler des Montmartre kennengelernt und in dem ich manch ein lauschiges Stündchen  bei einer Brioche und einem Café au lait verbracht hatte.

Doch aus dem hohen, luftig-leichten Dachgewölbe sorgten Schlagzeug und Congas für den nötigen rhythmischen Schub...  Also den Klängen nach und über die mächtige, reich stuckierte Marmortreppe ins Obergeschoss hinauf!

Und so lernte ich an diesem Abend auch den Festsaal des Künstlerhauses kennen. Im Vergleich zu anderen Münchner Konzertsälen ist er relativ klein, wirkt aber mit seiner Mosaikdecke, die wie der Balg eines Akkordeons gefaltet ist, dem üppig gedrechselten Bühnenrahmen mit dem schweren Vorhang aus Goldlamé und dem zimtfarbenen Anstrich edel, um nicht zu sagen ehrwürdig.

Als ich im Festsaal eintraf, waren sowohl die Sitzreihen in der Mitte des Saales wie auch sämtliche Stühle, die sich an den Wänden entlang reihten, voll besetzt; doch bot sich mir die Möglichkeit, mich nahe beim hohen schweren Portal an die Wand zu lehnen und das Konzert im Stehen zu sehen und zu hören.

Doch wie es im Lauf eines solchen Abends immer der Fall ist, erhoben sich bald einige der Gäste von den Stühlen an der mir gegenüberliegenden Wand unterhalb der Fensterfront und zogen weiter; andere, denen die Musik besonders zusagte, standen auf, um im Gang zwischen den Sitzreihen und der Fensterfront zu tanzen, und so nützte ich meine Chance und okkupierte einen der frei gewordenen Stühle.

Auf der aus schwerem, dunklem, massivem Holz gezimmerten Bühne standen links außen ein Kontrabassist, daneben eine Keyboarderin, in der Mitte ein Schlagzeuger am Drumkit und ein anderer an den Congas, und rechts außen jemand mit einem Waschbrett. Sie alle, auch der stämmige, wohlgenährte Leadsänger am Mikrophon vorne in der Mitte und der weißhaarige Herr am Waschbrett, der als Begleitsänger fungierte, waren sichtlich weit über fünfzig Jahre alt, spielten und sangen aber mit so viel Schwung und Temperament, dass sie in jeder Salsa-Band mithalten hätten können.

Für gewöhnlich haben die Solisten und Gruppen, die an der Langen Nacht der Musik mitwirken, bei ihrem Auftritt nur eine halbe Stunde Spielzeit, denn bis die einen ihre Instrumente abgebaut und mitgenommen und die nächsten Musiker die ihrigen zurechtgerückt und gestimmt haben, vergeht wiederum eine gute halbe Stunde bis zum nächsten Konzert.

Dass diese kubanische "Rentnerband" es in dieser kurzen halben Stunde schaffte, ihr Publikum derart mitzureißen, dass viele der Menschen im Saal allein oder zu zweit tanzten oder zumindest wackelten, wo sie gerade standen - vor der Bühne, zwischen den Sitzreihen, an den Wänden -, spricht für das Können, die Spielfreude und die Professionalität aller Musiker.

Und die klare, volle und zugleich sanfte Stimme des Leadsängers im Vordergrund, ebenso wie die schlichte, ungekünstelte Heiterkeit und Lebensfreude, die er ausstrahlte, erinnerte mich an den schon lange verstorbenen Ibrahim Ferrer, den unvergessenen Sänger und Lebenskünstler vom Buena Vista Social Club...

Doch nach zwanzig Minuten folgte die erste Pause, und das ist immer die Zeit, die man nutzen sollte, wenn man an solch einem Abend noch andere Auftritte mitnehmen will. Also folgte ich dem Zuschauerstrom, der die große Freitreppe hinunter und nach draußen flutete und brauste, und machte mich auf zum nächsten "Hotspot".



19.03.2023 - Lá Ile Phadraig - Von der Rückkehr vertrauter Nachbarn
Drei Jahre in Folge herrschte für die Iren in München eine Saure-Gurken-Zeit, wobei sie noch das Glück hatten, in unserem Oberbürgermeister Dieter Reiter einen echten und aktiven Fan des Irish Folk hinter sich zu haben, der immerhin dafür sorgte, dass sie im Sommer in der Innenstadt kleine Open-Air-Feste veranstalten durften. Doch am letzten Sonntag war es endlich wieder so weit: Nicht wie offiziell angekündigt um 12:00 Uhr mittags, sondern erst um 12:30 Uhr ließ sich das schrille, durchdringende Kreischen der Great Highland Pipes und das mächtige Rasseln und Scheppern der Snare Drums vernehmen, und mit stolzem Schritt und erhobenen Hauptes kamen die "Claymore Pipes and Drums" in ihren weiß-schwarz-grün karierten Kilts und Plaids die Ludwigstraße herauf gezogen.  Es folgten "St. Patrick" in Mitra und Bischofsgewand und Paul Daly, der amtierende Präsident des D.I.F. mit ihren drei Wolfshunden, nach ihnen die Kutsche des Oberbürgermeisters nebst Gattin und Stadtratsvorsitzenden, und danach alle Vereine und Verbände, die in und um München irisches bzw. keltisches Brauchtum pflegen. Auf einer kleinen Bühne an der Von-der-Tann-Straße hüpften und wirbelten wieder die Mädchen in ihren kurzen Röckchen und ihren schwarzen blickdichten Strümpfen, als würden sie mit den Enden der Zehenspitzen gerade noch den Boden berühren, flankiert von strammen, nicht weniger begabten Jungs; und alle schienen sich in diesem Jahr noch ein wenig aufrechter zu halten und noch eine Idee höher und schwereloser zu springen als sonst.  Und auf der großen Bühne vor den Stufen der Feldherrnhalle ließ sich die Burning Biscuit Band mit einem Konzert von gut einer Stunde mit ihrem großen Repertoire sehen und hören, die 2022 auf dem Sommer-Tollwood ihre Rückkehr ins Live-Konzertleben in und um München gefeiert hat.   Kann sich irgendjemand ausmalen, welch eine Genugtuung es mir bereitet hat, all dies mitzuerleben? Ein Tag, den ich am Abend zu Hause noch ein wenig nachgefeiert habe, mit der Original-Ausgabe von Riverdance aus dem Jahr 1995. Jene Show, die eine Lawine losgetreten hat, die in Windeseile Europa und den Rest der Welt erfasste und bis heute nicht zum Stillstand gekommen ist... In diesem Sinne kann ich voller Freude mein Glas Guinness erheben und unseren irischen Nachbarn zurufen: "Erin go bra!"


IV. Lá Ile Phadraig - Die Rückkehr vertrauter Nachbarn


Bedingt durch weite, nahezu menschenleere Landstriche, die außer Gras, Flechten und Moos, Erika, Ginster- und Weißdornhecken kaum etwas hergeben, und durch Jahrhunderte der Ausbeutung und Unterdrückung durch ihre nächsten Nachbarn, scheint es das Los einer Vielzahl von Iren zu sein, ihre Insel zu verlassen, um sich auf dem europäischen Festland, in den USA, Australien oder Neuseeland anzusiedeln und sich dort deutlich erfolgreicher zu entwickeln als auf ihrem eigenen Grund und Boden. Und wohin sie auch kamen, waren und sind Iren auf Grund ihres aufgeschlossenen, ebenso herzlichen wie unverstellten Wesens willkommen.

Auch München ist hier keine Ausnahme. Seit den frühen 2000er Jahren pflegt der Deutsch-Irische Freundeskreis (D.I.F.) sowohl die Traditionen seiner Herkunft als auch den Kontakt und Austausch mit ihren bayerischen Nachbarn, und dank der rührigen Aufbauarbeit dieses Vereins gibt es seither allein in der Münchner Innenstadt drei irische Pubs mit Live-Musik abends und an den Wochenenden und drei auf internationalen Wettbewerben erfolgreiche Schulen für irischen Tanz. Und am Sonntag vor dem eigentlichen St. Patricks Day am 17. März findet eine Parade vom Siegestor die Ludwigstraße herauf bis zum Odeonsplatz statt, ein Brauch, der seit 2010 fest zum Reigen der jährlich stattfindenden Veranstaltungen in unserer Stadt gehört.

An dieser Stelle möchte ich kurz daran erinnern, dass es den Iren jahrhundertelang - seit der Besetzung durch die Puritaner-Truppen von Oliver Cromwell im 17. Jahrhundert bis zur Gründung der unabhängigen Republik Irland im Jahr 1923 - auf ihrem eigenen Grund und Boden untersagt war, ihre Kultur im Sinne ihrer Sprache und Bräuche, ihrer Lieder und Tänze zu leben; diese Rechte haben sie sich zäh, mühsam und unter herben Entbehrungen und Verlusten zurückerkämpft. 

Der völlige Einbruch des kulturellen Lebens im Zuge der Corona-Pandemie hat Musiker, Tänzer, Brauchtums- und Trachtenvereine bis ins Mark getroffen; und das freiheitsliebende, eigenwillige Volk der Iren bildete da keine Ausnahme. 

Nie werde ich den Ausdruck der Trauer und des Grams in den Mienen der führenden Mitglieder des D.I.F. und der Leiter der Tanzschulen vergessen, als ihnen jegliche öffentliche Feierlichkeiten rund um den St. Patricks Day untersagt wurden und sie sich mit ihren Gruppen in die stillen, menschenleeren Parkanlagen von München verzogen, um dort Live-Stream-Darbietungen ihrer Tänze ins Internet zu stellen. 

Drei Jahre in Folge herrschte für die Iren in München eine Saure-Gurken-Zeit, wobei sie noch das Glück hatten, in unserem Oberbürgermeister Dieter Reiter einen echten und aktiven Fan des Irish Folk hinter sich zu haben, der immerhin dafür sorgte, dass sie im Sommer in der Innenstadt kleine Open-Air-Feste veranstalten durften.

Doch am letzten Sonntag war es endlich wieder so weit: Nicht wie offiziell angekündigt um 12:00 Uhr mittags, sondern erst um 12:30 Uhr ließ sich das schrille, durchdringende Kreischen der Great Highland Pipes und das mächtige Rasseln und Scheppern der Snare Drums vernehmen, und mit stolzem Schritt und erhobenen Hauptes kamen die Claymore Pipes and Drums in ihren weiß-schwarz-grün karierten Kilts und Plaids die Ludwigstraße herauf gezogen. 

Es folgten "St. Patrick" in Mitra und Bischofsgewand und Paul Daly, der amtierende Präsident des D.I.F. mit ihren drei Wolfshunden, nach ihnen die Kutsche des Oberbürgermeisters nebst Gattin und Stadtratsvorsitzenden, und danach alle Vereine und Verbände, die in und um München irisches bzw. keltisches Brauchtum pflegen.

Auf einer kleinen Bühne an der Von-der-Tann-Straße hüpften und wirbelten wieder die Mädchen in ihren kurzen Röckchen und ihren schwarzen blickdichten Strümpfen, als würden sie mit den Enden der Zehenspitzen gerade noch den Boden berühren, flankiert von strammen, nicht weniger begabten Jungs; und alle schienen sich in diesem Jahr noch ein wenig aufrechter zu halten und noch eine Idee höher und schwereloser zu springen als sonst. 

Und auf der großen Bühne vor den Stufen der Feldherrnhalle ließ sich die Burning Biscuit Band mit einem Konzert von gut einer Stunde mit ihrem großen Repertoire sehen und hören, die 2022 auf dem Sommer-Tollwood ihre Rückkehr ins Live-Konzertleben in und um München gefeiert hat.  

Kann sich irgendjemand ausmalen, welch eine Genugtuung es mir bereitet hat, all dies mitzuerleben? Ein Tag, den ich am Abend zu Hause noch ein wenig nachgefeiert habe, mit der Original-Ausgabe von Riverdance aus dem Jahr 1995. Jene Show, die eine Lawine losgetreten hat, die in Windeseile Europa und den Rest der Welt erfasste und bis heute nicht zum Stillstand gekommen ist...

In diesem Sinne kann ich voller Freude mein Glas Guinness erheben und unseren irischen Nachbarn zurufen:

"Erin go bra!"
 



19.03.2023 - Das Metropol-Theater - Zwei Stimmen und eine Gitarre
Nie wäre ich auf die Idee gekommen, nach Freimann ins Theater zu gehen, wenn ich mir nicht für meinen Urlaub den Veranstaltungskalender von München für März 2023 gekauft hätte, um einmal gezielt und bewusst nachzusehen, was sich in diesem Monat und in der nächsten Zeit so alles tut. Doch beim Blättern stieß ich auf einen Titel, der mich aufhorchen ließ: "The Harmony Game - Eine Verneigung vor Simon and Garfunkel". Ein Konzertabend, den zwei junge Frauen stemmten, Vanessa Eckart und Katharina Müller-Elmau, und der im Metropol-Theater in Freimann stattfinden sollte. Von meinem Wohnort aus ist Freimann mit der U3 und U6 recht gut und zuverlässig erreichbar; nur liegt es für mich fast am anderen Ende der Welt, und für gewöhnlich fahre ich zu einem Theaterabend nicht so weit hinaus...wenn da nicht das Motto des Abends gewesen wäre.  Ich kenne die Musik von Simon and Garfunkel wie meine Westentasche und weiß, dass sie mit ihren Songs Steilvorlagen geliefert haben, die schlicht, still und leise daherkommen, aber in Wahrheit sowohl stimmlich als auch mit der Gitarre gar nicht so leicht zu stemmen sind.  Doch da beide bereits das achtzigste Lebensjahr erreicht haben, so dass das Rampenlicht sie heute nicht mehr lockt, und auf der Bühne nur zögerlich und nicht auf Dauer zusammenbleiben, bleibt einem als Fan nichts anderes übrig, als auf Menschen zurückzugreifen, die ihre Songs in unserer Zeit entdecken und sie singen und spielen. Und - was durchaus ein wichtiger Faktor ist - selbst in der höchsten Kategorie würde mich das Ticket nur 25 Euro kosten! Als ich den zentralen Kartenvorverkauf am Marienplatz aufsuchte, teilte man mir allerdings mit, dass alle Vorstellungen von "The Harmony Game" bereits restlos ausverkauft waren.  Hm! Sollte ich auf Verdacht nach Freimann hinaus fahren, am Abend vor der Vorstellung auf mein Glück hoffen und warten, ob jemand seinen Konzertbesuch absagen würde, so dass noch ein Ticket für mich heraussprang?


III. Das Metropol-Theater - Zwei Stimmen und eine Gitarre


Nie wäre ich auf die Idee gekommen, nach Freimann ins Theater zu gehen, wenn ich mir nicht für meinen Urlaub den Veranstaltungskalender von München für März 2023 gekauft hätte, um einmal gezielt und bewusst nachzusehen, was sich in diesem Monat und in der nächsten Zeit so alles tut.

Doch beim Blättern stieß ich auf einen Titel, der mich aufhorchen ließ: "The Harmony Game - Eine Verneigung vor Simon and Garfunkel". Ein Konzertabend, den zwei junge Frauen stemmten, Vanessa Eckart und Katharina Müller-Elmau, und der im Metropol-Theater in Freimann stattfinden sollte.

Von meinem Wohnort aus ist Freimann mit der U3 und U6 recht gut und zuverlässig erreichbar; nur liegt es für mich fast am anderen Ende der Welt, und für gewöhnlich fahre ich zu einem Theaterabend nicht so weit hinaus...wenn da nicht das Motto des Abends gewesen wäre. 

Ich kenne die Musik von Simon and Garfunkel wie meine Westentasche und weiß, dass sie mit ihren Songs Steilvorlagen geliefert haben, die schlicht, still und leise daherkommen, aber in Wahrheit sowohl stimmlich als auch mit der Gitarre gar nicht so leicht zu stemmen sind. 

Doch da beide bereits das achtzigste Lebensjahr erreicht haben, so dass das Rampenlicht sie heute nicht mehr lockt, und auf der Bühne nur zögerlich und nicht auf Dauer zusammenbleiben, bleibt einem als Fan nichts anderes übrig, als auf Menschen zurückzugreifen, die ihre Songs in unserer Zeit entdecken und sie singen und spielen.

Und - was durchaus ein wichtiger Faktor ist - selbst in der höchsten Kategorie würde mich das Ticket nur 25 Euro kosten! Als ich den zentralen Kartenvorverkauf am Marienplatz aufsuchte, teilte man mir allerdings mit, dass alle Vorstellungen von The Harmony Game bereits restlos ausverkauft waren. 

Hm! Sollte ich auf Verdacht nach Freimann hinaus fahren, am Abend vor der Vorstellung auf mein Glück hoffen und warten, ob jemand seinen Konzertbesuch absagen würde, so dass noch ein Ticket für mich heraussprang?

Ich beschloss, mich am fraglichen Samstagnachmittag noch einmal in der MotorWorld umzusehen, damit ich wenigstens nicht völlig leer ausging, und dann am Abend zum Metropol-Theater hinüber zu wandern. Zumindest mein erster Programmpunkt hat geklappt; sprich, auch beim zweiten Besuch hat mich die MotorWorld nicht enttäuscht!

Doch während dieses Veranstaltungszentrum an der Lilienthalallee liegt und es von dort nicht mehr weit bis zur Zenith-Halle und zum M.O.C. am Kieferngarten ist, muss man an der U-Bahn-Station in die andere Richtung, wenn man zum Metropol-Theater gelangen möchte. Man geht nicht Richtung Harnierplatz, sondern schleicht sich über den Harkortweg unter der U-Bahn-Unterführung hindurch und kommt am Nikolausplatz heraus, an der Sparkassen-Filale und der Kirche, die dem Platz seinen Namen gegeben hat.

Linker Hand führt der Weg an der Kirche vorbei zur nächsten Kreuzung, und dort hält man sich schräg rechts und findet den ersten Wegweiser zum Metropol-Theater, das am Anfang der Floriansmühlstraße liegt, in einer stillen, unspektakulären Wohngegend, in der es hauptsächlich Reihen- und Einfamilienhäuser gibt. Zu verfehlen ist es nicht, denn der halb-ovale Bau mit seinen großen Glasfenstern, hinter denen das Café-Restaurant untergebracht ist, fällt sofort ins Auge. Zum Eingang muss man aber an der Glasfront vorbei und ein paar Stufen hinauf.

Wie das Blutenburgtheater ist auch das Metropol ein kleines, inhabergeführtes, familiäres Theater, in dem sich die Intendantinnen um alles kümmern, von der Programmauswahl über den Kartenverkauf und die Reservierungen bis zur Bedienung der Gäste vor der Vorstellung. Leider eröffnete mir auch die Dame an der Abendkasse, dass alle Tickets nach wie vor ausverkauft seien; ich könne aber, wenn ich Zeit und Nerven genug hätte, warten, ob es Leute geben würde, die vor der Vorstellung "absprangen". 

Also trollte ich mich mit einer Auswahl kalter Vorspeisen und Baguette und einem Tannenzäpfle, einem alkoholfreien, aber gehaltvollem und wohlschmeckendem Bier aus dem Schwarzwald, ins Café und wartete ab.

Ich beschloss, um 19:10, zwanzig Minuten vor Beginn der Vorstellung, mein Glück zu versuchen. Entweder war mir das Glück bis dahin hold oder eben nicht mehr. 

Und was soll ich sagen? Zehn Minuten nach sieben blickte eine der beiden Intendantinnen, welche die Gäste bedienten, zu mir herüber und rief mir zu: "Sie wollten doch eine Karte haben? Da ist eine Dame, die eine übrig hat!" Ich zögerte keinen Augenblick, sprang auf und ging zur Theke mit der Theaterkasse und der Essensausgabe hinüber, wo ich mein Ticket entgegennahm. 25 Euro für die erste Reihe, direkt vor der Bühne, das kommt in München schon einem Wunder gleich!

Der Theaterraum selbst ist recht klein: zehn Reihen à zwanzig Plätze pro Reihe, sprich, insgesamt 200 Sitzplätze, mehr passen nicht hinein. Noch kleiner ist die Bühne; dort haben höchstens vier Personen gleichzeitig Platz, um sich einigermaßen darauf zu bewegen. Alles in allem ist das Metropol eine noch kleinere Hutschachtel als das Blutenburgtheater! Nur ist sein Programm ein ganz anderes, stellt hauptsächlich auf Kabarett, Comedy und kleine Live-Konzerte ab. 

Auf der Bühne standen zwei Mikrophone, zwei Barhocker und zwei Gitarren. Das war alles, doch wie sich bald herausstellte, braucht es nicht mehr, wenn jene, die Veranstaltung tragen, gut sind.

Schließlich betraten zwei junge Frauen die Bühne, Katharina Müller-Elmau an der Gitarre und Vanessa Eckart allein mit ihrer Stimme. Beide waren barfuß, trugen schwarzseidene Overalls und leichte Stolas in einem bunten floralen Muster und versetzten sich selbst und ihr Publikum in die Zeit der Flower-Power und der Blumenkinder zurück. 

Zwar klangen ihre Stimmen anders als die ihrer Vorbilder - auf ihre Art tiefer, kraftvoller und ein wenig rauchig -, aber den zweistimmigen Harmoniegesang, für den Simon and Garfunkel bekannt und berühmt waren, beherrschten beide vollendet. Und vom ersten bis zum letzten der zweiundzwanzig Songs, die an diesem Abend zu hören waren, schlugen sie ihr Publikum in ihren Bann und hielten es während der anderthalb Stunden, die ihr Programm dauerte, mühelos bei der Stange.

Man spürte sowohl die Begeisterung und Freude als auch den liebevollen Respekt, mit dem sich die beiden jungen Damen ihren Vorbildern näherten; zumindest sangen sie jeden Song so ernst und fokussiert, wie man es von den Originalen kannte. Alles in allem sorgten sie bei allen im Publikum für eine entspannte, wohlwollend-heitere Stimmung. Völlig zu Recht wurden Vanessa Eckart und Katharina Müller-Elmau für ihr Programm und Ihren Auftritt von der Münchner Presse gelobt und gewürdigt. 

Doch wenn man die Original-Stimmen gehört hat und mit ihnen vertraut ist, sagt man sich am Ende doch, dass sie etwas haben, das einzigartig und unverwechselbar ist; etwas, das nicht zu "machen" ist und sich wohl auch nicht wiederholen lässt...



19.03.2023 - Nostalgie auf der Schiene und der Straße - Das MVG-Museum und die MotorWorld
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bekam ich hin und wieder mit, dass es im Frühjahr und Herbst einen Künstler- und Kunsthandwerkermarkt gab, der in den Hallen des MVG-Museums veranstaltet wurde; aber dieser Markt war und ist eine Veranstaltung, die ich immer ein wenig auf die lange Bank geschoben habe, weil ich ja dafür immer noch Zeit hatte und mir weder das Museum noch der Markt davonlaufen würde. Doch die vergangenen drei Jahre haben uns alle eines Besseren belehrt: Nichts ist selbstverständlich und bleibt ewig! Und so beschloss ich, in diesem Urlaub endlich Nägel mit Köpfen zu machen und nach Giesing hinaus zu ziehen.  Vom Ostbahnhof fährt an den Marktwochenenden der Shuttle-Bus 07, ein altes Schnauferl aus den 1960er Jahren, das aber nach wie vor verkehrstauglich ist und bestens funktioniert, über die Balan- und Chiemgaustraße zum Giesinger Busbahnhof, folgt dort den Trambahngleisen bis zur Endhaltestelle Schwanseestraße, biegt dann in die Ständlerstraße ein und hält direkt vor den Toren des ehemaligen Trambahn- und Busdepots der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Schon seit Beginn der 2000er Jahre ist das Depot für die Trambahnen und Busse noch weiter in den Osten hinaus gezogen, nach Zamdorf an der Grenze zu Riem; doch als nostalgische Erinnerung an die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in München unterhält die MVG noch heute die ehemalige Halle, in der einst die Trambahnwaggons, Triebwagen und Busse "übernachteten". 


II. Nostalgie auf der Schiene und der Straße - Das MVG-Museum und die MotorWorld


Von den Manufakturen, Kunsthandwerkern und fliegenden Händlern, denen die Corona-Jahre 2020 bis Anfang 2022 so gut wie alle Verdienstmöglichkeiten raubten, haben mehr überlebt und kommen wieder aus ihrer Deckung hervor, als ich erwartete.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten bekam ich hin und wieder mit, dass es im Frühjahr und Herbst einen Künstler- und Kunsthandwerkermarkt gab, der in den Hallen des MVG-Museums veranstaltet wurde; aber dieser Markt war und ist eine Veranstaltung, die ich immer ein wenig auf die lange Bank geschoben habe, weil ich ja dafür immer noch Zeit hatte und mir weder das Museum noch der Markt davonlaufen würde.

Doch die vergangenen drei Jahre haben uns alle eines Besseren belehrt: Nichts ist selbstverständlich und bleibt ewig!

Und so beschloss ich, in diesem Urlaub endlich Nägel mit Köpfen zu machen und nach Giesing hinaus zu ziehen. 

Vom Ostbahnhof fährt an den Marktwochenenden der Shuttle-Bus 07, ein altes Schnauferl aus den 1960er Jahren, das aber nach wie vor verkehrstauglich ist und bestens funktioniert, über die Balan- und Chiemgaustraße zum Giesinger Busbahnhof, folgt dort den Trambahngleisen bis zur Endhaltestelle Schwanseestraße, biegt dann in die Ständlerstraße ein und hält direkt vor den Toren des ehemaligen Trambahn- und Busdepots der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

Schon seit Beginn der 2000er Jahre ist das Depot für die Trambahnen und Busse noch weiter in den Osten hinaus gezogen, nach Zamdorf an der Grenze zu Riem; doch als nostalgische Erinnerung an die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in München unterhält die MVG noch heute die ehemalige Halle, in der einst die Trambahnwaggons, Triebwagen und Busse "übernachteten". 

Rechts vor dem Haupteingang steht auf dem Rasen ein Waggon der Trambahnlinie 8, die einst der Münchner Volkssänger Weiß Ferdl in seinem Lied verewigt hat:

        "Ein Wagen von der Linie 8,
        weiß-blau, fährt ratternd durch die Stadt.
        (Am Max-Weber-Platz zum Ostfriedhof umsteigen!)
        Der Wagen fährt so schnell dahin;
        die Leute, die im Wagen drin
        schaun alle mürrisch, keiner lacht
        im Wagen von der Linie 8.
"

Übrigens gibt es die Münchner Verkehrsgesellschaft schon seit den 1880er Jahren, und ihre Trambahnen und Linienbusse trugen schon immer das Münchner Kindl als Wappen. Nur sah das Münchner Kindl in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg noch wohlgenährt und geradezu prachtvoll mit seinem weiten gemusterten Umhang aus. Erst seit der frühen 1960er Jahre, als die MVG zu einem Zweig der Stadtwerke München (SWM) wurde, zeigt sich das Münchner Kindl in seiner heutigen stilisierten und "abgespeckten" Gestalt. 

Auch sieht man in der Toreinfahrt die Gleise, auf denen die Trambahnen früher ins Depot fuhren, und an den Infoständen in der einstigen Wagenhalle stehen heute pensionierte Bus- und Trambahnfahrer und erteilen zu den Modellen der Triebwagen und Waggons wie auch zu den Bildbänden und Begleitbüchern zur Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in München gerne Auskunft.

Und im Erdgeschoss, vom Eingang bis zu dem Bereich, in dem die historischen Waggons, Triebwagen und Busse samt ihrer Ausstattung stehen, und auch in der umlaufenden Galerie im Obergeschoss, reihen sich zweimal im Jahr Buden und Stände aneinander, die eine erstaunliche Vielfalt bieten.

Von handgewebten und -geflochtenen Gürteln und Tragegurten für Reisetaschen und Rucksäcke über Silbergeschirr und Keramik aus dem Nahen Osten oder Mode und Taschen aus jeglichem Material bis hin zu Regalen voll mit Essig- und Ölsorten und ganzen Gemäldegalerien gibt es hier jede Menge schöne Dinge, die man nicht notwendigerweise zum Leben braucht, die aber das Leben oder zumindest die eigenen vier Wände ein wenig verschönern und sowohl heimelig als auch individuell gestalten.

Die Schnitte und Farben der Kleider, Hemden und Oberteile erinnern mich an Sommertage draußen auf dem Tollwood im Olympiapark; meist sind sie lässig, weit, bunt und aus naturbelassenen Stoffen. Und was die Vielfalt an Formen und Stoffen bei den Taschen angeht, übertrifft das Angebot in den Reihen der Stände im MVG-Museum zum Teil die ganze Etage eines Kaufhauses!

Fündig geworden bin ich schließlich zweimal: einmal am Stand mit dem Keramik-Geschirr nebst Kacheln in vielfältigen Mustern und Farbkombinationen, von denen mir ein besonders edles Stück "nachgelaufen" ist, und bei einer Künstlerin im Obergeschoss, die sich auf leuchtende, farbenfrohe Bilder von Schmetterlingen, Eulen und Füchsen spezialisiert hat. Es war eine Waldohr- und eine Schleiereule sowie ein Schmetterling, die am Ende in Gestalt von Postkarten den Weg in meine Handtasche fanden...

Und nach einer frisch gebackenen Waffel mit Schlagsahne und den ersten Erdbeeren des Jahres und einer Tasse heiße Schokolade auf einer der steinernen Bänke im ehemaligen Werkshof spazierte ich gemeinsam mit anderen Gästen gemächlich zu dem nostalgischen VW-Bus aus den 1960er Jahren hinüber, der vor der Toreinfahrt geduldig auf seine Passagiere wartete, die es sich nicht nehmen ließen, auf der Rückfahrt mit diesem Oldtimer nach Giesing oder - wie ich - vor das Portal des Ostbahnhofs den Tag ausklingen zu lassen.

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Noch ein anderes Gelände gibt es in München, das einst einen bestimmten Zweck erfüllte und heute anderweitig genutzt wird und in das mich eher der Zufall als die bewusste Auswahl geführt hat - ein Zufall, der aktuell bei mir noch nicht spruchreif ist und mit meinen Zukunftsplänen für die nächste Zeit zu tun hat. 

In Freimann, quasi im hohen Norden Münchens, gab es jahrzehntelang nicht viel zu sehen und zu erkunden. Es gab die Funkkaserne der Bundeswehr, die heute leer steht, ein Werksgelände, auf dem die Deutsche Bahn efrüher einmal die Lokomotiven für ihre Züge fertigte und lagerte, und ein Ausbesserungswerk, in dem sie ihre Triebwagen und Waggons wartete und reparierte.

Doch was sich einst in Freimann abspielte, geschieht heute teils rund um die DB-Zentrale an der Donnersberger Brücke, teils im Containerbahnhof Riem, den es nun auch schon seit Ende der 1990er Jahre gibt.

Was nun? Was sollte aus dem Kesselhaus und Lokschuppen, dem Ausbesserungswerk und der Triebwagen- und Waggonhalle werden, die man bei der DB nicht mehr brauchte?

Nun, inzwischen ist hier draußen mit der MotorWorld eine Werkschau deutscher und internationaler Automobil-Marken samt Zubehör entstanden, und es soll am Ende eine Erlebniswelt rund um das Auto daraus werden, bei denen von der Übernachtung vor Ort und äußerst delikater Gastronomie über internationale Werkschauen und Messen bis hin zu Kinos, Kultur- und Konzerthallen alles geboten ist.

Wer sich schon einmal in der BMW-Welt am Olympiapark umgesehen hat, die auf drei Etagen die neuesten Jahresmodelle in allen Ausführungen, Lackierungen und Variationen bietet und von außen den Betrachter an das Raumschiff aus Star Trek: Voyager erinnert, vor allem, wenn sie bei Nacht hell erleuchtet ist und strahlend blau schimmert, der ist beeindruckt und staunt. 

Aber gegen die MotorWorld in Freimann ist die BMW-Welt noch gar nichts! Hier sieht man Modelle der Limousinen und Rennwagen von BMW und Mercedes-McLaren, VW und Porsche, aber auch von italienischen Klassikern wie Fiat, Bugatti, Ferrari und Maserati; Modelle, die zum Teil aus den 1930er Jahren stammen, häufiger noch aus den 1950er und 1960er Jahren, bis in die Gegenwart unserer Tage; auch amerikanische Straßenkreuzer wie Buicks und Chevrolets und ein paar Exemplare der noblen Briten Aston Martin, Jaguar und Rolls Royce. 

Daneben gibt es Gemälde von Monte Carlo und der Rallye rund um den steilen Felsen, auf dem die Stadt samt dem Fürstentum Monaco erbaut wurde, die in ihrer Gestaltung und Aufmachung eher an Ben Hur im alten Rom gemahnen; einen Laden mit ebenso exklusiver wie exquisiter Hutmode, damit man auf der Spritztour im Cabrio zur Sommerzeit auch eine gute Figur macht; und einen Souvenir- und Modell-Shop, in dem man sich seinen Lieblingswagen auch in klein aussuchen kann, allerdings online bestellen und nach Hause senden lassen muss. 

Ich gebe zu, dass ich von Autos und ihrer Geschichte im allgemeinen und Rennwagen im besonderen nicht allzuviel verstehe; doch die Modelle sind so ästhetisch und ansprechend in Szene gesetzt, dass ich durch die große Ausstellungshalle der MotorWorld wie durch ein Wunderland lief und irgendwann in einem der gemütlichen Cafés eine Pause brauchte. 

Als ich schließlich nach Hause zur U-Bahn-Station wollte, wanderte ich gefühlte drei Kilometer lang nur über Parkplätze, bis ich wieder den Weg aus dem Gelände fand.

Und - wie erwähnt - diese Ausstellungshalle ist erst die Keimzelle und der Anfang des Ganzen; hier entsteht noch viel mehr!