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Blog

Besonderheiten aus München und Oberbayern

Seit 31 Jahren lebe ich nun schon in und um München und Oberbayern...



Vorwort zu meinem Blog-Bereich „Brauchtum, Feste, Märkte und Besonderheiten in München und Bayern“

Seit 31 Jahren lebe ich nun schon in und um München und Oberbayern – ursprünglich komme ich aus dem Frankenland – und kann immer noch nicht sagen, dass ich München und das, was sich darin und darum so alles tut, wie meine Westentasche kenne. Zum einen verschlägt es mich immer wieder in neue Münchner Stadtteile, Orte in Oberbayern oder auch im Frankenland, an denen ich noch nicht war, weil sie vorher irgendwie nicht in mein Bewusstsein gerückt sind. Zum anderen gab und gibt es in München und ganz Bayern Bräuche, Feste, Märkte und Besonderheiten, und diese sind entweder

  • uralt und waren schon immer da,
  • uralt, wurden aber erst in unserer Zeit wieder neu zum Leben erweckt oder
  • Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte neu und auf sehr originelle Weise dazugekommen.
Von solchen „Phänomenen“ im weitesten Sinn möchte ich in diesem Bereich erzählen und würde mich freuen, wenn auch Ihr dazu etwas zu erzählen hättet.


30.04.2025 - Das CATROPOLIS-Festival und seine Mitwirkenden
Wenn man vom S-Bahn-Zwischengeschoss am Rosenheimer Platz beim Gasteig-Aufgang an die Oberfläche tritt, kommt man als erstes an einem Gebäuderiegel mit einer durchgehenden Glasfront vorbei, hinter der sich drei Ateliers aneinanderreihen. Das erste Atelier vorne links bietet kreative Designermode und Stoffe für Handarbeiterinnen an. Als um 16:00 Uhr das CATROPOLIS-Festival eröffnet wurde, saßen zwei Damen an kleinen Holztischen hinter zwei Nähmaschinen, und neben ihnen standen Körbe mit Tuchstoffen in verschiedenen Farben und Größen. Wer als neugieriger Passant Lust hatte bzw. sich traute, durfte einen Tuchstoff aus einem der Körbe wählen, davon mit einer Schere ein Quadrat abschneiden, es gleich einem Puzzlestück in eine Patchwork-Decke einsetzen und das neue Quadrat mit der Nähmaschine an die bereits zusammengefügten Quadrate annähen. Die beiden Atelierbesitzerinnen, von denen diese Initiative ausging, hatten es sich zum Ziel gesetzt, dass die Patchwork-Decke bis zum Ende des Festivals - sprich, bis gegen 21:30 - fertig werden sollte. Ein sportlicher Plan, wenn man bedenkt, wie schwierig es sein kann, Münchner Passanten zum Mitmachen bei gleich welcher Aktion zu bewegen... Vor dem Raum rechts nebenan, in dem sich ein Büro für politische Bildung in Bayern niedergelassen hat, lagen rechts neben dem gepflasterten Gehweg vier große runde Stoffschilder am Boden in einem losen Kreis, die mit Inschriften versehen waren: "HÄÄ? Das überrascht mich" (blau), "YEAH! Das freut mich" (rosa), "BUUH! Das ärgert mich" (orange), und "HMM... Das macht mich traurig" (grün). Wer an dieser Aktion teilnehmen wollte, bekam von den Bürovorsteherinnen vier kleine Kärtchen in den Farben der Kreise und einen schwarzen Eddingstift überreicht und sollte auf jeder Karte ein paar Stichworte festhalten, was einen eben überrascht oder erfreut oder ärgert oder traurig macht. Die ausgefüllten Kärtchen wurden auf zwei kleinen blauen Liegestühlen nach Farben geordnet und gesammelt und sollten im Lauf der Veranstaltung die runden Kreise auf dem Boden füllen. Und vor dem dritten und letzten Atelier vor der Abzweigung zum Zentralbereich des alten Gasteigs, in dem sich ein Reparaturcafé niedergelassen hat, das bei der Wiederherstellung von Geräten aller Art mit Rat und Tat zur Seite steht und bei Bedarf auch Werkzeug zum Ausleihen vermietet, war an einem Baum ein Gitter aus Metallstäben aufgebaut, an dem auf kleinen runden Papierschildern die Menschenrechte aus der U.N.-Charta und unserem Grundgesetz und andere menschliche Werte geschrieben standen: "Frieden", "Freiheit", "Chancengleichheit", "Solidarität", "Gerechtigkeit" etc. Hier durfte man aus einem Korb einen Wollfaden von zwei Metern Länge nehmen und die ausgewählten Werte mit diesem Wollfaden verbinden. Hmm... Patchworkarbeit bzw. Handarbeit an sich war und ist nicht gerade mein Ding, auch hatte ich an diesem Nachmittag keine Lust, auf offener Straße einen Seelen-Striptease hinzulegen, auch wenn dieser anonym bleiben würde, doch das Gitter mit den Werten und Menschenrechten sprach mich an. Also nahm ich mir einen türkisgrünen Wollfaden aus dem Korb und verband Frieden mit Freiheit, Chancengleichheit und Gerechtigkeit, genau die Werte, die mir viel bedeuten und für die ich mich mein Leben lang ausgesprochen und eingesetzt habe.


III. Das CATROPOLIS-Festival und seine Mitwirkenden


Wenn man vom S-Bahn-Zwischengeschoss am Rosenheimer Platz beim Gasteig-Aufgang an die Oberfläche tritt, kommt man als erstes an einem Gebäuderiegel mit einer durchgehenden Glasfront vorbei, hinter der sich drei Ateliers aneinanderreihen.

Das erste Atelier vorne links bietet kreative Designermode und Stoffe für Handarbeiterinnen an. Als um 16:00 Uhr das CATROPOLIS-Festival eröffnet wurde, saßen zwei Damen an kleinen Holztischen hinter zwei Nähmaschinen, und neben ihnen standen Körbe mit Tuchstoffen in verschiedenen Farben und Größen.

Wer als neugieriger Passant Lust hatte bzw. sich traute, durfte einen Tuchstoff aus einem der Körbe wählen, davon mit einer Schere ein Quadrat abschneiden, es gleich einem Puzzlestück in eine Patchwork-Decke einsetzen und das neue Quadrat mit der Nähmaschine an die bereits zusammengefügten Quadrate annähen. Die beiden Atelierbesitzerinnen, von denen diese Initiative ausging, hatten es sich zum Ziel gesetzt, dass die Patchwork-Decke bis zum Ende des Festivals - sprich, bis gegen 21:30 - fertig werden sollte. Ein sportlicher Plan, wenn man bedenkt, wie schwierig es sein kann, Münchner Passanten zum Mitmachen bei gleich welcher Aktion zu bewegen...

Vor dem Raum rechts nebenan, in dem sich ein Büro für politische Bildung in Bayern niedergelassen hat, lagen rechts neben dem gepflasterten Gehweg vier große runde Stoffschilder am Boden in einem losen Kreis, die mit Inschriften versehen waren: "HÄÄ? Das überrascht mich" (blau), "YEAH! Das freut mich" (rosa), "BUUH! Das ärgert mich" (orange), und "HMM... Das macht mich traurig" (grün).

Wer an dieser Aktion teilnehmen wollte, bekam von den Bürovorsteherinnen vier kleine Kärtchen in den Farben der Kreise und einen schwarzen Eddingstift überreicht und sollte auf jeder Karte ein paar Stichworte festhalten, was einen eben überrascht oder erfreut oder ärgert oder traurig macht. Die ausgefüllten Kärtchen wurden auf zwei kleinen blauen Liegestühlen nach Farben geordnet und gesammelt und sollten im Lauf der Veranstaltung die runden Kreise auf dem Boden füllen.

Und vor dem dritten und letzten Atelier vor der Abzweigung zum Zentralbereich des alten Gasteigs, in dem sich ein Reparaturcafé niedergelassen hat, das bei der Wiederherstellung von Geräten aller Art mit Rat und Tat zur Seite steht und bei Bedarf auch Werkzeug zum Ausleihen vermietet, war an einem Baum ein Gitter aus Metallstäben aufgebaut, an dem auf kleinen runden Papierschildern die Menschenrechte aus der U.N.-Charta und unserem Grundgesetz und andere menschliche Werte geschrieben standen: "Frieden", "Freiheit", "Chancengleichheit", "Solidarität", "Gerechtigkeit" etc. Hier durfte man aus einem Korb einen Wollfaden von zwei Metern Länge nehmen und die ausgewählten Werte mit diesem Wollfaden verbinden.

Hmm... Patchworkarbeit bzw. Handarbeit an sich war und ist nicht gerade mein Ding, auch hatte ich an diesem Nachmittag keine Lust, auf offener Straße einen Seelen-Striptease hinzulegen, auch wenn dieser anonym bleiben würde, doch das Gitter mit den Werten und Menschenrechten sprach mich an.

Also nahm ich mir einen türkisgrünen Wollfaden aus dem Korb und verband Frieden mit Freiheit, Chancengleichheit und Gerechtigkeit, genau die Werte, die mir viel bedeuten und für die ich mich mein Leben lang ausgesprochen und eingesetzt habe.

Das erste Live-Konzert war nicht zu verfehlen, denn aus der Glashalle drangen die fröhlichen und kraftvollen Stimmen eines Chores, die Begleitakkorde einer Konzertgitarre und kratzendes Klopfen auf einem Cajón, uns auch als "Waschbrett" bekannt, an mein Ohr.

Drinnen standen Frauen in bunten Sommerkleidern und Männer in Jeans und Karohemden auf einer Kreuzung zwischen einem Gerüst und einer Treppe, die heute über der Rolltreppe aufgebaut ist, die früher zu den Konzertsälen und zur Zentralbibliothek hinauf führte; und der kräftig und stämmig gebaute Herr, der auf der obersten Treppenstufe in der Mitte stand, schwenkte stolz und mit erstaunlicher Ausdauer die blau-gelbe Flagge des Chores und ließ den Namen wehen, der auf der Flagge geschrieben stand: Buddy Spenzer Heart Chor.

Es war um 2017 in Giesing, als ein Musiklehrer auf die Idee kam, die Song aus den Soundtracks zu den Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill einzustudieren und zu singen, und im Lauf der Jahre fand er an die dreißig willige und gut gelaunte Frauen und Männer, die bereit waren, seine Idee mitzutragen.

Nun ist der Haudrauf-Klamauk von Plattfuß in Afrika, Das Nilpferd und sein Krokodil, Zwei wie Pech und Schwefel etc. nicht wirklich mein Ding, so dass ich mir diese Filme in meiner Kindheit und Jugend nicht angesehen habe; und daher ist der einzige Song aus dieser Filmreihe, den ich kenne, Flying Through The Air von den Oliver Onions.

Doch die anderen Lieder, die dieser Chor sang, handeln von Freundschaft und Zusammenhalt, vom Wert eines guten Freundes, auf den man sich verlassen kann, der einen im wahren Sinn des Wortes "raus haut", wenn Not am Mann oder an der Frau ist; und in ihrem Klangbild und ihrer Rhythmik ähneln sie Gospel- und Spiritual-Songs der fröhlichen, triumphierenden Art.   

Auf jeden Fall verbreitete der Buddy Spenzer Heart Chor (der Name wurde bewusst falsch geschrieben, um Streitigkeiten wegen Titel- und Namensrechten zu vermeiden) dynamische, lebendige Schwingungen, die das ganze Gebäude erfüllten und von seinen Glas- und Backsteinwänden widerhallten; und die fröhlichen, strahlenden Gesichter der Sängerinnen und Sänger verkündeten überzeugend, dass sie Spaß und gute Laune hatten.

Dieses Treppenkonzert hatte sich schon einmal für mich gelohnt! Da indes auf der ersten Etage noch einige andere Auftritte stattfanden, stieg ich über den vorderen Treppenaufgang neben der Pförtnerloge der Glashalle eine Ebene höher.

Aus der Black Box links neben der Garderobe der Zentralbibliothek, deren imposante Raumfluchten leider seit fünf Jahren verwaist, leer und öde stehen, dröhnten zwei E-Gitarren, und ein mächtiges Drumkit sprengte den kleinen niedrigen Raum schier entzwei... Neugierig betrat ich den kleinen Korridor zwischen dem Foyer und dem Zuschauerraum der Black Box und musste mich erst einmal an den Übergang vom hellen Sonnenlicht zur Finsternis eines Konzertsaals gewöhnen, als ich ins Innere wie in eine dunkle Höhle tappte.

Doch die für den kleinen Raum erstaunlich große und geräumige Bühne an der Stirnseite war vom Scheinwerferlicht hell ausgeleuchtet, und dort vorne standen die drei Jungs der Band Boys of Kings. Ihrer Statur und ihrem Aussehen nach dürften sie nicht älter als sechzehn Jahre sein, haben indes in diesem Gebäude bereits ihren eigenen Raum gemietet, in dem sie ihre Songs einstudieren und für Demos aufnehmen.

Während der Bassist in der Mitte zum Teil noch mit dem Stimmbruch zu kämpfen hatte oder vielleicht auch wegen einer Erkältung rau und krächzig sang - was aber zum Stil und Sound der Band recht gut passte -, kam die Stimme des Leadgitarristen und -sängers an seiner linken Seite deutlich voller, runder und insgesamt reifer herüber, obwohl er nicht älter als sein Kumpel sein mochte.

Doch die beiden singenden Gitarristen beherrschten ihre Instrumente sicher und souverän und sorgten für einen druckvollen, wuchtigen Sound, der nach Rebellion und Protest klang. Und der Schlagzeuger rechts außen saß hinter einem bestens ausgestatteten Drumkit, grinste selig vor sich hin, schüttelte seine langen geflochtenen Rastazöpfe - und zerlegte mit seinem zupackenden, kraftvollen Schlag schier die Wände dieses kleinen Gelasses!

Die drei Jungs von Boys of Kings sagen, dass sie ihre Songs selbst schreiben, sozusagen aus dem täglichen Leben an der Schule und in ihrer Clique mit all dem Zoff und Ärger, den man als Sechzehnjähriger hin und wieder hat, und gegen den man seinem Alter und Hormonhaushalt gemäß wettert und donnert.

Ihr Sound lehnt sich deutlich an den Grunge-Rock von Nirvana an, und nach Teen Spirit riecht es auch bei ihnen: "Here we are now! Entertain us!" Doch gerade das Rohe und Unfertige in der Stimme des Bassisten, das von seinem Bandkumpel an der Leadgitarre aufgefangen und ausbalanciert wird, verleiht dieser Teenie-Band Echtheit und Glaubwürdigkeit.

Nur der Tontechniker hatte alle Hände voll zu tun, musste sich immer wieder an das Mischpult in der linken Raumnische der Black Box schwingen, um die Lautstärke etwas zu zügeln... Ich wünschte den dreien im Stillen noch viel Spaß an ihrem Gig und schlüpfte wieder ins Foyer hinaus.

Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn zwischen dem Treppengeländer der ersten Etage und der gemauerten Wand links neben der ehemaligen Bibliotheksgarderobe ging gerade die Batería To Dentro in Stellung, eine Münchner Samba- bzw. Latin-Percussion-Formation mit drei Basstrommeln, drei Snare Drums, drei Handtrommeln, zwei Rasseln und zwei Kuhglocken - und einer Tänzerin im Karnevalsornat, sprich, in einem offenherzigen leuchtend grünen Trikot und mit einem imposanten Kopfputz aus künstlichen Federn in derselben Farbe.

Neben Vem Conmigo ist die Batería To Dentro die bekannteste Latin-Percussion-Gruppe in unserer Stadt; beim Faschingsendspurt in der Münchner Fußgängerzone, auf der St. Patricks Parade und im Programm des Stadtgründungsfestes fehlen diese beiden Ensembles nie.

Eine meiner Eigenheiten ist, dass ich zwar lange unterwegs sein, gehen und sitzen, aber nicht lange an ein und derselben Stelle stehen bleiben kann. Irgendwie mag mein Kreislauf keinen Stillstand und erst recht kein Sich-die-Beine-in-den-Bauch-Stehen. Doch seltsamerweise ist dies anders, wenn ich Samba oder andere lateinamerikanische Rhythmen höre! Vielleicht liegt es daran, dass ich beim Donner einer Latin-Percussion-Gruppe nicht stillstehe, sondern die ganze Zeit tänzle und wackle, also auf meinem Fleck ständig in Bewegung bin.

Jedes Mal, wenn das wuchtige "BOMM-bomm, BOMM-bomm" der großen Basstrommeln den Boden unter meinen Füßen erbeben lässt, das "Pada-pada-bamm, bamm-bamm-bamm" der Snare Drums und der kleinen runden Handtrommeln den Rhythmus vorantreibt, die Kuhglocken mit "Bimbim-bam, bim-padabam" Akzente setzen und das "S-S-S-S" der Rasseln und Maraccas die Rhythmusfuge zusammenhält, ist mir zu Mute, als sei ich mit dem Puls der Erde selbst verbunden; als sei ich lebendiger und würde das Leben stärker und intensiver spüren als sonst.

Und während die Trommler-Combo donnert und pumpt, hämmert und scheppert, zucke ich selig vor mich hin und wünsche mir in solch einem Moment immer, einmal in meinem Leben beim Karneval in Rio live vor Ort dabei zu sein oder ihn zumindest vom Fenster meines Hotelzimmers aus zu sehen und zu hören. Bei dem "BOMM-bomm, BOMM-bomm", "Pada-pada-bam, bamm-bamm-bamm" und "Bimbim-bam, bim-padabam", das von früh bis spät durch die Straßen und Plätze hallt, könnte ich die ganze Nacht lang zucken und wackeln, ohne dass ich müde werde...

Nach dem Live-Act der Batería To Dentro weckte ein anderer Name mein Interesse, der an der Wand der Black Box geschrieben stand: Whats Up Brass Band. Eine kurze Recherche bei Google ergab, dass es auch diese Gruppe bereits seit 2017 gibt und dass sie aus zwei Trompetern, zwei Posaunisten, einem Tenor- und einem Bariton-Saxophonisten, zwei Schlagzeugern und einer Sousaphonistin besteht.

Bis zum CATROPOLIS-Festival hatte ich von der Whats Up Brass Band noch nie gehört; doch wenn sie in Richtung La Brass Banda oder Vengaboys ging, verhieß ihr Name Gutes! Und ich wurde nicht enttäuscht, als ich mich ein zweites Mal durch den dunklen kleinen Korridor der Black Box schob und diesmal in der vordersten Reihe rechts von der Bühne sogar noch einen Sitzplatz fand.

Selten habe ich im Großraum München solch eine lebendige, gut gelaunte und spielfreudige Band gehört; und vor allem, was für ein voller, satter und zugleich gestochen klarer und reiner Sound aus ihren Trompeten, Posaunen und Saxophonen herauskam!

Der Gig begann mit Asterix, einer modernen Swing-Nummer, die Whats Up in einer Jazzkneipe in Amsterdam kennengelernt hat, ebenso die niederländische Formation Gallowstreet, von der das Stück stammt. Wie der Bandleader dem Publikum erzählte, sollen die Jungs von Gallowstreet noch besser blasen als er und seine eigenen Musiker; doch seit diesem Abend in Amsterdam haben sie Whats Up erlaubt, Asterix auch bei ihren Auftritten zu spielen.

Später, sprich zu Hause, habe ich mir die Originalfassung von Gallowstreet angehört und festgestellt, dass diese Big Band-Formation zwar rasanter und härter bläst, unsere Münchner Lokalmatadore aber melodiöser und voller klingen.

Die anderen Stücke, die Whats Up in ihrem Set unterbrachte - wenigstens hatte man allen Bands, die beim CATROPOLIS-Festival auftraten, eine ganze Stunde Spielzeit eingeräumt und nicht nur eine halbe wie in der Langen Nacht der Musik oder beim Klangfest - waren K.K. Insanity von Animals Crossing und Jamiroquai, Bad Habits von Ed Sheeran und Thrift Shop von Macklemore & Ryan Lewis; allesamt mit viel Sinn für wechselnde Klangschattierungen und rhythmische Übergänge in den Saal geschmettert.

Alles in allem ähnelt der Sound und Stil dieser jungen frischen Big Band dem der Phoenix Horns, was ihre Perfektion und Lebendigkeit angeht. In den 1980er und 1990er Jahren haben die Phoenix Horns Phil Collins bei seinen Live-Konzerten begleitet, weil er ein Faible für den Big Band-Sound von Trompeten, Posaunen und Saxophonen hatte und die kurz und grell geschmetterten Stöße, die vom Blech kamen, ihnen noch mehr Würze und Lebendigkeit verliehen.

Während ich den Gig meiner neuen musikalischen Entdeckung in vollen Zügen genoss, stellte ich zugleich für mich selbst fest, dass Swing und Funk mir mehr liegt als Jazz. Zwar gibt es auch hier rasante Läufe und Tremoli und in jedem Stück mindestens zwei Soli; aber die Klangstruktur eines Stückes bleibt beim Swing und Funk durchgängig "zusammen" und eiert längst nicht so ausufernd mit der Kirche ums Dorf wie beim Jazz.

Vergnügt und bei bester Laune kehrte ich an diesem Abend vom CATROPOLIS-Festival nach Hause zurück und sagte mir, dass es um den alten Gasteig bestens bestellt ist, wenn man dort nach wie vor erstklassige Abende wie diesen geboten bekommt!  



30.04.2025 - Das "Fat Cat" - Was nach der großen Zäsur geschah
Auf Grund der geplanten Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen fiel 2019 im alten Gasteig der Vorhang. Die Philharmonie, das Konservatorium und die Volkshochschule zogen in das neue HP8- Ausweichquartier in der Brudermühlstraße um. Ein Teil der Bücher- und Tonträgerbestände der Zentralbibliothek wurde ebenfalls dort untergebracht, ein anderer in einem Zwischenquartier, das den Betreibern des Gasteigs im Erdgeschoss des Motorama auf der gegenüberliegenden Seite der Rosenheimer Straße eingeräumt wurde. Von Anfang 2020 bis Frühjahr 2022 lag weltweit der gesamte Kulturbetrieb am Boden, und 2023 begann der Ukraine-Krieg, der ebenfalls weltweit für Rezessionen und wirtschaftliches Chaos sorgte. Angesichts der Wirtschaftskrise wurde das Budget für das kulturelle Leben in unserer Stadt gekürzt, wo immer es möglich war; und seither steht es in den Sternen, wann und wie die Sanierung des Gasteigs tatsächlich erfolgen wird. Doch das Gebäude mit seinen Räumen, seiner Einrichtung und Ausstattung steht immer noch an seinem alten Platz, und die komplette Haustechnik einschließlich des technischen Equipments in den Studios funktioniert nach wie vor. Angesichts der vielen Gebäude, die in der Münchner Innenstadt leer stehen, hätte es ein klägliches Bild abgegeben, wenn auch dieser riesige Kulturtempel in seiner exponierten Lage als leeres, hohles Gerippe über der Isar gegähnt hätte. Und so bot der Münchner Stadtrat den Kunstschaffenden in und um München an, die Räume des alten Gasteigs gegen Zahlung der Raummiete und Nebenkosten für ihre Zwecke zu nutzen. Seit Frühjahr 2022 prangt nun über dem Durchgang zum Zentralbereich mit der Glashalle das Schild "I am Fat Cat and decide all" mit dem stilisierten Umriss einer Katze, der dem Lasagne und Nichtstun liebenden Kater Garfield aus der berühmten Comic-Reihe der 1980er und 1990er Jahre ähnelt; und wenn man von "Fat Cat" spricht, meint man damit eine Kooperative von mittlerweile 72 Männlein und Weiblein von 16 bis 66 Jahren und darüber, die sich auf insgesamt zur Verfügung stehende 200 Büros, Übungsräume und Studios verteilt haben.


II. Das Fat Cat - Was nach der großen Zäsur geschah
 

Auf Grund der geplanten Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen fiel 2019 im alten Gasteig der Vorhang. Die Philharmonie, das Konservatorium und die Volkshochschule zogen in das neue HP8- Ausweichquartier in der Brudermühlstraße um. Ein Teil der Bücher- und Tonträgerbestände der Zentralbibliothek wurde ebenfalls dort untergebracht, ein anderer in einem Zwischenquartier, das den Betreibern des Gasteigs im Erdgeschoss des Motorama auf der gegenüberliegenden Seite der Rosenheimer Straße eingeräumt wurde.

Von Anfang 2020 bis Frühjahr 2022 lag weltweit der gesamte Kulturbetrieb am Boden, und 2023 begann der Ukraine-Krieg, der ebenfalls weltweit für Rezessionen und wirtschaftliches Chaos sorgte. Angesichts der Wirtschaftskrise wurde das Budget für das kulturelle Leben in unserer Stadt gekürzt, wo immer es möglich war; und seither steht es in den Sternen, wann und wie die Sanierung des Gasteigs tatsächlich erfolgen wird.

Doch das Gebäude mit seinen Räumen, seiner Einrichtung und Ausstattung steht immer noch an seinem alten Platz, und die komplette Haustechnik einschließlich des technischen Equipments in den Studios funktioniert nach wie vor.

Angesichts der vielen Gebäude, die in der Münchner Innenstadt leer stehen, hätte es ein klägliches Bild abgegeben, wenn auch dieser riesige Kulturtempel in seiner exponierten Lage als leeres, hohles Gerippe über der Isar gegähnt hätte. Und so bot der Münchner Stadtrat den Kunstschaffenden in und um München an, die Räume des alten Gasteigs gegen Zahlung der Raummiete und Nebenkosten für ihre Zwecke zu nutzen.

Seit Frühjahr 2022 prangt nun über dem Durchgang zum Zentralbereich mit der Glashalle das Schild "I am Fat Cat and decide all" mit dem stilisierten Umriss einer Katze, der dem Lasagne und Nichtstun liebenden Kater Garfield aus der berühmten Comic-Reihe der 1980er und 1990er Jahre ähnelt; und wenn man von Fat Cat spricht, meint man damit eine Kooperative von mittlerweile 72 Männlein und Weiblein von 16 bis 66 Jahren und darüber, die sich auf insgesamt zur Verfügung stehende 200 Büros, Übungsräume und Studios verteilt haben.

Es ist ein bunter Haufen an Solisten und Bands, Musikproduzenten und Tontechnikern, Malern, Graphikern und Designern, Comedians und Kabarettisten, die hier eingezogen sind, in ihren gemieteten Räumen munter und begeistert vom Platz und von den Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, vor sich hin werkeln und, wenn sie einander auf den Fluren begegnen, sich auch untereinander austauschen und einander aushelfen, wenn und wo es geht.

Die beiden Geschäftsführer und Sprecher, Barbara Birgau und Till Hofmann, vertreten die Kooperative des Fat Cat nach außen und verkünden allgemeingültige Beschlüsse und neue Programme; doch alle, die hier wirken, tragen ihre Vorschläge und Anträge vor und bestimmen das Geschehen mit.

In einer Paneldiskussion, die im Rahmen des CATROPOLIS-Festivals im kleinen Konzertsaal stattfand und von der Kulturredakteurin des Bayerischen Rundfunks moderiert wurde, brachten die beiden Geschäftsführer und andere Vertreter aus dem Künstlervolk des Fat Cat gegenüber Dominik Krause, dem zweiten Bürgermeister und Kulturreferenten der Landeshauptstadt München, ihre Anträge, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft ihrer Kooperative zur Sprache:

Kultur muss in unserer Gesellschaft als lebenswichtiges Element hör- und sichtbar bleiben und das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler von der Stadt München und vom Freistaat Bayern gefördert und unterstützt werden, konkret mit festen Budgets des Kultusministeriums für Förderprogramme, die ein eigens für sozio-kulturelle Aspekte zuständiger Ausschuss verwalten und zuteilen soll, und mit der Einführung einer Kulturtaxe für Besucher und Touristen, die sich in unserer Stadt aufhalten und während ihres Urlaubes an dem teilhaben, was ihnen an Veranstaltungen aller Art geboten wird.

Obgleich Dominik Krause ein offenes Ohr und Verständnis für das ihm vorgetragene Anliegen zeigte, gab er zu bedenken, wie schwierig es sei, die Belange von Kulturschaffenden gegenüber Vertretern der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels geltend zu machen, von denen sich viele keinen Deut für Kultur interessieren und sie als eine nebensächliche Nichtigkeit abtun, während sie die Umsetzung ihrer Anliegen mit Nachdruck vom Münchner Stadtrat fordern. 

Gegenüber dem zweiten Bürgermeister betonte Rüdiger "Rüde" Linhof, der Bandleader der Sportsfreunde Stiller, der ebenfalls an dieser Panel-Diskussion teilnahm, dass junge aufstrebende Solomusiker und Bands ohne finanzielle Unterstützung und Förderung bei weitem nicht genug verdienen, um sich die Miete ihres Studios im Fat Cat auf lange Sicht leisten zu können.

Ein Musikproduzent und Freund von Rüdiger Linhof, der sein Studio auch hier eingerichtet hat, erwähnte, dass manche Mitglieder des Münchner Stadtrats und Referenten des bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus von jungen Musikern erwarten, dass sie vom Beginn ihrer Laufbahn an sofort Gewinn erwirtschaften, was ihnen während der Aufbauphase ihrer Karriere schlicht unmöglich ist.

Eine Erwartungshaltung, die nach der Auffassung dieses Musikproduzenten zeigt, dass im Stadtrat und Kultusministerium Leute über Budget und Ausgaben für den Kultursektor entscheiden, die vom Schaffen und Wirken von Musikern und anderen Künstlern keine Ahnung haben.

Immerhin gab Dominik Krause am Ende der Diskussion bekannt, dass das Nutzungsrecht an den Räumen und Einrichtungen des alten Gasteigs für die Fat Cat-Kooperative auf jeden Fall bis Ende 2025 weiterhin gilt, so dass das Schaffen aller Beteiligten zumindest für dieses Jahr gedeckt und gesichert ist.

Und ich hoffe für alle 72 Köpfe dieses Kollektivs, dass sie weiter schalten und walten können; denn genau hier und genau von ihnen wird Kultur geschaffen und gelebt, und sie alle halten mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement den Gasteig am Leben!



30.04.2025 - I. Der Gasteig, wie er früher war
Nicht jeder mochte diesen wuchtigen, massigen, tagsüber nicht nur nach außen düster anmutenden Bau aus dunkelbraunem Backstein mit seinen langen Raumfluchten, die sich über vier Geschosse erstrecken und in dessen verwinkelten Mauervorsprüngen dunkle Schatten nisten; und über die Akustik der Philharmonie, die sich durch die architektonischen Besonderheiten des Saales zuweilen schwer ausbalancieren ließ, so dass der Klang mancher Instrumentengruppen verschwommen herüberkam oder gar unterging, haben Generationen von Orchestermusikern und Dirigenten immer wieder geklagt. Doch die Weitläufigkeit dieses Gebäudes und seine langen Fensterfronten, die das Licht der Sonne in großzügigen Fluten hereinströmen lassen und durch die man auf die Ufer der Isar und die Münchner Innenstadt blicken kann, verströmen zugleich etwas Erhabenes. War ich erst einmal drinnen und blickte im ersten Obergeschoss über die Foyers und Korridore hinweg oder nach draußen, überkam mich jedes Mal der Eindruck, dass ich in einem Kulturtempel und eben nicht in einem Bunker unterwegs war. Neben der Philharmonie, deren Fassade zur Rosenheimer Straße und zur Isar hin durchgängig aus Glas besteht und früher bei den großen Abendkonzerten hell erleuchtet war, so dass ihr Licht unter dem Nachthimmel weit über die Stadt hinweg schien, bietet der Gasteig auf der ersten Etage nicht nur drei weitere Konzertsäle - den Carl-Orff-Saal, den kleinen Konzertsaal für Kammer- und Solokonzerte und die Black Box für avantgardistische Klänge -, sondern auch Multimedia-Studios, die mit allem ausgestattet sind, was man als Musiker und/oder Tontechniker für seine Aufnahmen und als Video- und/oder IT-Profi für seine Kreationen auf dem Bildschirm braucht. Im hinteren Gebäudetrakt des ersten Stockwerks und auf der zweiten und dritten Etage lagen die Unterrichts- und Übungsräume des Richard-Strauss-Konservatoriums und auch der Münchner Volkshochschule. Und nicht zuletzt war hier auch mit der Zentralbibliothek die größte Bibliothek der Stadt München mit endlosen Reihen prall gefüllter Bücherregale auf fünf Etagen untergebracht, in der ich von 1989 bis 2018 zu den Stammgästen zählte.


 I. Der Gasteig, wie er früher war


Nicht jeder mochte diesen wuchtigen, massigen, tagsüber nicht nur nach außen düster anmutenden Bau aus dunkelbraunem Backstein mit seinen langen Raumfluchten, die sich über vier Geschosse erstrecken und in dessen verwinkelten Mauervorsprüngen dunkle Schatten nisten; und über die Akustik der Philharmonie, die sich durch die architektonischen Besonderheiten des Saales zuweilen schwer ausbalancieren ließ, so dass der Klang mancher Instrumentengruppen verschwommen herüberkam oder gar unterging, haben Generationen von Orchestermusikern und Dirigenten immer wieder geklagt.

Doch die Weitläufigkeit dieses Gebäudes und seine langen Fensterfronten, die das Licht der Sonne in großzügigen Fluten hereinströmen lassen und durch die man auf die Ufer der Isar und die Münchner Innenstadt blicken kann, verströmen zugleich etwas Erhabenes. War ich erst einmal drinnen und blickte im ersten Obergeschoss über die Foyers und Korridore hinweg oder nach draußen, überkam mich jedes Mal der Eindruck, dass ich in einem Kulturtempel und eben nicht in einem Bunker unterwegs war.

Neben der Philharmonie, deren Fassade zur Rosenheimer Straße und zur Isar hin durchgängig aus Glas besteht und früher bei den großen Abendkonzerten hell erleuchtet war, so dass ihr Licht unter dem Nachthimmel weit über die Stadt hinweg schien, bietet der Gasteig auf der ersten Etage nicht nur drei weitere Konzertsäle - den Carl-Orff-Saal, den kleinen Konzertsaal für Kammer- und Solokonzerte und die Black Box für avantgardistische Klänge -, sondern auch Multimedia-Studios, die mit allem ausgestattet sind, was man als Musiker und/oder Tontechniker für seine Aufnahmen und als Video- und/oder IT-Profi für seine Kreationen auf dem Bildschirm braucht.

Im hinteren Gebäudetrakt des ersten Stockwerks und auf der zweiten und dritten Etage lagen die Unterrichts- und Übungsräume des Richard-Strauss-Konservatoriums und auch der Münchner Volkshochschule.

Und nicht zuletzt war hier auch mit der Zentralbibliothek die größte Bibliothek der Stadt München mit endlosen Reihen prall gefüllter Bücherregale auf fünf Etagen untergebracht, in der ich von 1989 bis 2018 zu den Stammgästen zählte.

In der Musikabteilung im zweiten Untergeschoss fand ich nicht nur die Taschenpartituren zu den großen symphonischen Werken der Klassik, sondern auch Bildbände und Biographien über große Musiker für mein privates "Musikstudium".

Im Bereich Belletristik im ersten Untergeschoss verschaffte mir manch ein Werk der Weltliteratur heiße Ohren und Wangen; denn meist las ich es noch in der Bibliothek an, bevor ich es nach Hause mitnahm.

Im ersten Obergeschoss versank ich in mächtigen Katalogen, die Beispiele einer Kunstepoche zeigten, die mich gerade faszinierte, oder gebundenen Fotosammlungen, die das Leben und Wirken von Prominenten aus Film, Fernsehen und der Theaterwelt dokumentierten.

In einer der Computerkabinen im zweiten Obergeschoss hämmerte, feilte und schliff ich nicht selten an meinen eigenen Werken.

Im Lesesaal brachte Also sprach Zarathustra von Nietzsche und Die Welt als Wille und Vorstellung von Schopenhauer meine kleinen grauen Zellen zum Qualmen oder weckte in mir hin und wieder den Drang, demjenigen, dessen Werk ich gerade las, sein Machwerk und das, was es in weiß Gott wie vielen Generationen in Deutschland und Europa bewirkt haben mag, in heller Empörung entgegen zu schleudern.

Kurzum: Während meiner Urlaubszeit und am Samstag war die Bibliothek im Gasteig in besonders intensiven schöpferischen Phasen mein zweites Wohnzimmer! Und wenn in den Foyers und Konzertsälen die Lange Nacht der Musik oder das Klangfest stattfand, war ich mit 99%iger Sicherheit auch hier zu finden, wenn es an solch einem Abend gerade mal regnete...

Während einer dieser Langen Nächte habe ich einmal im Café hinter den Konzertkassen und der Rolltreppe, die zu den Konzertsälen und zur Zentralbibliothek auf der ersten Etage führte, bei Kaffee und Kuchen Pause gemacht, als die Musiker einer Band nahe bei meinem Tisch ihre Instrumente und Soundanlage aufzubauen und einzurichten begannen.

Die fünf jungen Musiker -  ich erinnere mich noch, dass es sich um eine bei uns unbekannte Blues-Rock-Band aus der Schweiz handelte - sahen während der Aufbauphase ein wenig verdrießlich drein, als seien sie müde und keineswegs in Spiellaune, so dass ich mir von ihrem Gig nicht allzuviel versprach. Dennoch blieb ich mit meiner Kaffeetasse und meinem Kuchenteller sitzen, wo ich war und wartete ab, was beim Auftritt dieser Band herauskommen würde.

Und dann staunte ich Bauklötze über den kernigen Sound, der aus dem Drumkit, dem Saxophon und der Lead-, Bass- und Rhythmusgitarre herauskam, mit welchem Drive und Feuer diese fünf jungen Musiker ihre Songs spielten und sangen, wie sich ausnahmslos jeder von ihnen ins Zeug legte und alles gab, was an Energie und Emphase in ihm war...

Kurz und gut: Über die Jahre und Jahrzehnte hinweg war der Gasteig für meinereine ein besonderer Freiraum; war, wenn man so will, meine Spielwiese.



30.04.2025 - Das CATROPOLIS-Festival - Neues Leben im alten Gasteig
Dass bei der Sanierung des alten Gasteigs nichts vorangeht, bedeutet noch lange nicht, dass sich in diesen riesigen braunen Kulturbunker oberhalb der Isar nichts rührt! Am 12. April lud die Kultur-Kooperative "Fat Cat" von 16:00 bis 21:30 zum CATROPOLIS-Festival ein, um neugierigen Besucherinnen und Besuchern zu zeigen, was dort seit der Stilllegung des früheren Betriebs und den Vakuum-Jahren 2020 und 2021 vor sich geht. Und was im Freigelände und in den Gebäudetrakten zu sehen und zu hören war, weckte in mir die Hoffnung und Zuversicht, dass hier eine neue echte Keimzelle der Kultur entstanden ist, die Künstlerinnen und Künstlern in und um München im konkreten, greifbaren Sinn Raum und Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Potentiale bietet. Doch bevor ich von diesem neuen Leben berichte, möchte ich in einem kleinen Exkurs erzählen, was von 1988 bis 2019 hier geboten war.


DAS CATROPOLIS-Festival - Neues Leben im alten Gasteig
 

Dass bei der Sanierung des alten Gasteigs nichts vorangeht, bedeutet noch lange nicht, dass sich in diesen riesigen braunen Kulturbunker oberhalb der Isar nichts rührt!

Am 12. April lud die Kultur-Kooperative Fat Cat von 16:00 bis 21:30 zum CATROPOLIS-Festival ein, um neugierigen Besucherinnen und Besuchern zu zeigen, was dort seit der Stilllegung des früheren Betriebs und den Vakuum-Jahren 2020 und 2021 vor sich geht.

Und was im Freigelände und in den Gebäudetrakten zu sehen und zu hören war, weckte in mir die Hoffnung und Zuversicht, dass hier eine neue echte Keimzelle der Kultur entstanden ist, die Künstlerinnen und Künstlern in und um München im konkreten, greifbaren Sinn Raum und Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Potentiale bietet.

Doch bevor ich von diesem neuen Leben berichte, möchte ich in einem kleinen Exkurs erzählen, was von 1988 bis 2019 hier geboten war.



22.03.2025 - Internationale Handwerksmesse (IHM) - Eine Messe als Spiegel der Wirtschaft
Schon länger als es die Messestadt München-Riem gibt, habe ich die Internationale Handwerksmesse (nachfolgend IHM) und die Heim & Handwerk gekannt. Beide zählen zu den großen Messen und haben vor 2020 alle 18 Hallen der Messestadt mit Ständen und Ausstellern gefüllt. Über die Jahre hinweg habe ich mich immer wieder einmal vor Ort in den Bereichen umgesehen, die mich interessierten: Möbel, Installationen und andere Einrichtungsgegenstände für Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad; Schmuck, Mode und alles, was unter Kunsthandwerk fällt; Musikinstrumente und die gläserne Bäckerei und Metzgerei. Nach einer Pause von sechs Jahren war ich 2025 wieder auf der IHM unterwegs. Schon im Vorfeld hatte ich bestürzt festgestellt, dass nur sechs Hallen belegt waren, sprich, B1 bis B3 und C1 bis C3; und hätte nicht die Garten München und die Food Life jeweils eine eigene Halle eingenommen, hätte diese Kombination großer und vielfältiger Messen nur in vier Hallen stattgefunden. Die anderen zwölf Messehallen standen leer, denn nur die Standbauer und Aussteller sorgen dafür, dass es darin überhaupt Stände gibt; sonst sind sie völlig nackt und kahl und wirken dadurch noch riesiger, als sie es tatsächlich sind. Heuer, im Jahr 2025, begann ich meine Runde mit der Garten München in Halle C3. Sonst gehört es zu Ausstellungen dieser Art, dass Landschaftsgärtnereien aus Bayern viele kleine Schaugärten als Modelle für Gartengestaltung anlegen, doch in diesem Jahr gab es nur einen einzigen im Zentrum der Halle mit Pinien, Buchsbäumen und Säulenzypressen, die diesem Schaugarten eine nüchterne, sparsame, um nicht zu sagen strenge Prägung verliehen. Dafür präsentierten acht Floristinnen Blumengestecke im Ikebana-Stil; sprich, sie hatten ausgesuchte und zurechtgestutzte Ranken, Stängel und Blüten in rechteckigen Blumenkästen angeordnet. In ihrer Aufmachung und ihren Farbrhythmen erinnerten mich diese Gestecke an die Sträuße von Rachel Ruysch aus der Alten Pinakothek, nur, dass ihre Blumengebinde stilvoller und vor allem üppiger gestaltet sind.


Internationale Handwerksmesse (IHM) - Eine Messe als Spiegel der Wirtschaft


Schon länger als es die Messestadt München-Riem gibt, habe ich die Internationale Handwerksmesse (nachfolgend IHM) und die Heim & Handwerk gekannt. Beide zählen zu den großen Messen und haben vor 2020 alle 18 Hallen der Messestadt mit Ständen und Ausstellern gefüllt.

Über die Jahre hinweg habe ich mich immer wieder einmal vor Ort in den Bereichen umgesehen, die mich interessierten: Möbel, Installationen und andere Einrichtungsgegenstände für Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad; Schmuck, Mode und alles, was unter Kunsthandwerk fällt; Musikinstrumente und die gläserne Bäckerei und Metzgerei.

Nach einer Pause von sechs Jahren war ich 2025 wieder auf der IHM unterwegs. Schon im Vorfeld hatte ich bestürzt festgestellt, dass nur sechs Hallen belegt waren, sprich, B1 bis B3 und C1 bis C3; und hätte nicht die Garten München und die Food Life jeweils eine eigene Halle eingenommen, hätte diese Kombination großer und vielfältiger Messen nur in vier Hallen stattgefunden.

Die anderen zwölf Messehallen standen leer, denn nur die Standbauer und Aussteller sorgen dafür, dass es darin überhaupt Stände gibt; sonst sind sie völlig nackt und kahl und wirken dadurch noch riesiger, als sie es tatsächlich sind.

Heuer, im Jahr 2025, begann ich meine Runde mit der Garten München in Halle C3. Sonst gehört es zu Ausstellungen dieser Art, dass Landschaftsgärtnereien aus Bayern viele kleine Schaugärten als Modelle für Gartengestaltung anlegen, doch in diesem Jahr gab es nur einen einzigen im Zentrum der Halle mit Pinien, Buchsbäumen und Säulenzypressen, die diesem Schaugarten eine nüchterne, sparsame, um nicht zu sagen strenge Prägung verliehen.

Dafür präsentierten acht Floristinnen Blumengestecke im Ikebana-Stil; sprich, sie hatten ausgesuchte und zurechtgestutzte Ranken, Stängel und Blüten in rechteckigen Blumenkästen angeordnet. In ihrer Aufmachung und ihren Farbrhythmen erinnerten mich diese Gestecke an die Sträuße von Rachel Ruysch aus der Alten Pinakothek, nur, dass ihre Blumengebinde stilvoller und vor allem üppiger gestaltet sind.

Zum Thema Ausstattung und Möblierung von Gärten waren einige feudal ausgestattete Whirlpools, Strandkörbe und Hollywoodschaukeln aufgebaut, doch neben diesem Outdoor-Mobiliar stand eine mit Textilstoff bezogene Polstergarnitur, die in ein Wohnzimmer und nicht auf eine Terrasse oder in einen Garten gehört, weil Textilstoff über Nacht und am Morgen die Feuchtigkeit des Taus aufsaugt.

Auch ließ mich der Anblick eines Esstisches stutzen, der in seinen Ausmaßen mit einer Tafel im Festsaal eines Schlosses mithalten hätte können: Wie soll man bei einem plötzlichen Regenguss oder Gewitter solch ein ellenlanges schweres Monstrum rasch in Sicherheit bringen, und wo hätte es im Haus auf die Schnelle Platz?

Abgesehen von einem kleinen gläsernen Treibhaus gab es in Halle C3 Körbe und Taschen in allerlei Größen und Farben, Brotzeitbretter und Küchenbesteck aus Olivenholz, farbenfrohe Schals aus Seide und Kaschmirwolle sowie Jacken und Blousons aus dem Fernen Osten... Gut und schön, aber was haben Taschen, Kleidung und Accessoires mit der Gestaltung von Balkonen, Terrassen und Gärten zu tun?

Was mich an der Garten München noch mehr bestürzte, war der große Abstand zwischen den Reihen und Ständen; d.h. in die riesige Halle waren diesmal nur wenige Aussteller eingezogen.

Ein ähnliches Bild bot sich in Halle B1, die dem Kunsthandwerk vorbehalten war. Nur wenige Möbelgarnituren für Bad, Wohn- und Schlafzimmer waren aufgebaut, und im Bereich Küche beschränkten sich die Aussteller überwiegend auf Küchengeräte, Besteck und Geschirr. Darüber hinaus gab es einen Stand mit Taschen und Trolleys aus Holz, einen mit bunt gemusterten Bandoneons und einige Stände mit Mode, Schmuck und Dekoware; doch auch hier taten sich große Abstände zwischen den Reihen und Ständen auf. 

Waren seit 2018 so viele Betriebe eingegangen, die früher auf der IHM oder der Garten München ihre Erzeugnisse präsentiert hatten, oder konnten sie sich einen Messeauftritt nicht mehr leisten? Denn seit ich im Rahmen eines Arbeitseinsatzes im Logistikbereich der Messestadt tätig war, weiß ich, welche Kosten er verursacht.

So zum Beispiel bezahlt man nicht allein die Platzmiete, sondern auch Strom, Beleuchtung und ggf. Wasser, wenn man es für die Präsentation braucht. Und hat man nicht die Kapazitäten, um den Stand von firmeneigenen Monteuren und Installateuren einrichten zu lassen und das Messegut mit der Firmenflotte heranzuschaffen, bezahlt man auch den Auf- und Abbau des Standes und den Transport der Ware.

Die einzige Ausstellung im Rahmen der IHM, die gut bestückt war und vor Ausstellern und Besuchern brummte, war die Food Life in Halle B3.

Hier gab es Reihen voll mit Käse- und Wurstspezialitäten, Wein und Prosecco, ganze Basare an Trockenfrüchten aus der Türkei und Weichkaramell aus Großbritannien, Stände mit gefüllten heißen Brötchen, Maultaschen-Snacks und Spezialitäten aus Kuba; sprich, hier zeigte sich das reichhaltige und vielfältige Angebot, für das Messen einst standen.

Und hier drängten sich die Besucher in den Reihen und an den Ständen, hauptsächlich um zu naschen und zu probieren und weniger, um etwas zu kaufen. Denn was die Stände auf der Food Life anboten, war zum Teil horrend teuer:

Die mit Hackfleisch-Variationen gefüllten Brötchen – ich meine Brötchen und keine Tellerportionen - kosteten € 11,-- bis € 13,--, die Eintöpfe und frittierten Spieße aus Kuba € 12,- bis  € 16,--. Und ich bedaure: Für einen Mini-Pappbecher Cappuccino, auch wenn er mit Pistazien-Püree angereichert ist, zahle ich keine € 6,--!

Etwas moderater waren die Maultaschen-Pfannen und Spiralkartoffeln mit Barbecue-Sauce für € 6,--, und gegen einen Prosecco mit Rotwein und Blockschokolade für € 5,-- hatte ich auch nichts einzuwenden. Doch dass mich das erste Schoko-Vanille-Softeis des Jahres € 5,-- und zwei Bröckchen Weichkaramell aus Großbritannien € 9,-- gekostet haben, hinterließ in mir die Frage: Gehts noch?

Als in den Reihen und an den Ständen die Menschenmassen zusehends anschwollen und für drangvolle Enge sorgten, war es für mich Zeit, aus den Messehallen zu verschwinden und in den Riem-Arcaden auf der anderen Seite der U-Bahn-Unterführung bei einem anständigen Essen zu einem moderaten Preis meine Eindrücke zu sortieren.

Zwei Faktoren, von denen nicht nur die Wirtschaftslage in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit geprägt ist, hat die IHM 2025 klar und deutlich gezeigt:

Mehr und mehr Unternehmen im mittelständischen Handwerk können auch bei laufender Produktion und einer treuen Kundschaft ihre Betriebskosten nicht mehr tragen und gehen ein. Und die elementarsten menschlichen Bedürfnisse - Essen und Trinken - werden eben wegen der Betriebskosten immer teurer, so dass immer mehr Menschen es sich nicht mehr leisten können, auszugehen oder sich ein Essen der gehobenen Kategorie zu gönnen; ja, ausgerechnet Lebensmittel, auf die wir alle nicht verzichten können, werden teurer, wohin man auch blickt.

Es hilft der Wirtschaft nicht, wenn Menschen jeden Cent zehnmal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben; doch für sich selbst haben sie keine andere Wahl, wenn sie überleben wollen.

Die Abwärtsspirale der deutschen Wirtschaft - nicht nur im Handwerk, auch in unserer wichtigsten Säule, der Automobilindustrie, geht der Kahlschlag derzeit durch alle Standorte - nimmt erschreckende Ausmaße an. Politiker und Experten fordern entschlossenes Handeln, doch Lösungen für diese Problematik sind derzeit nicht in Sicht...