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~ Auszug aus meinen Blogs ~




13.05.2023 - Flamenco für alle und niemanden / Jazz und Swing im Literaturhaus am Salvatorplatz
Während sich vor und an den ausgewiesenen Spielorten das Volk zusammendrängt, halten sich auf den "Rennsteigen" und den Plätzen dazwischen auch Straßenmusikanten auf, welche die Lange Nacht der Musik mitfeiern, indem sie ihr eigenes, inoffizielles kleines Programm spielen. Doch wie seltsam: Obwohl jene, die in einer Nische oder Arkade sitzen oder stehen und spielen, oft wahre Virtuosen auf ihrem Instrument sind, huschen und rennen die Menschen an ihnen vorüber und nehmen kaum von ihnen Notiz, obwohl es sonst gerade die Straßenmusiker sind, die abends und an den Wochenenden die Innenstatt sichtbar und vor allem hörbar beleben. In den Arkaden des traditionsbewusten Modehauses Loden-Frey - ein Wunder, das gerade dieses Haus nach wie vor noch existiert und nicht auch den Bach hinunter gegangen ist wie so manches einst stattliche Haus von gutem Ruf - saß ein Gitarrist und spielte Flamenco-Sonaten von Albeníz und Tarrega, und es war deutlich zu hören, dass er nicht nur in technischer Hinsicht ein Virtuose auf senem Instrument war, sondern sein ganzes Herz und Gemüt in sein Spiel legte.


Flamenco für alle und niemanden / Jazz und Swing im Literaturhaus am Salvatorplatz


Während sich vor und an den ausgewiesenen Spielorten das Volk zusammendrängt, halten sich auf den "Rennsteigen" und den Plätzen dazwischen auch Straßenmusikanten auf, welche die Lange Nacht der Musik mitfeiern, indem sie ihr eigenes, inoffizielles kleines Programm spielen.

Doch wie seltsam: Obwohl jene, die in einer Nische oder Arkade sitzen oder stehen und spielen, oft wahre Virtuosen auf ihrem Instrument sind, huschen und rennen die Menschen an ihnen vorüber und nehmen kaum von ihnen Notiz, obwohl es sonst gerade die Straßenmusiker sind, die abends und an den Wochenenden die Innenstatt sichtbar und vor allem hörbar beleben.

In den Arkaden des traditionsbewusten Modehauses Loden-Frey - ein Wunder, das gerade dieses Haus nach wie vor noch existiert und nicht auch den Bach hinunter gegangen ist wie so manches einst stattliche Haus von gutem Ruf - saß ein Gitarrist und spielte Flamenco-Sonaten von Albeníz und Tarrega, und es war deutlich zu hören, dass er nicht nur in technischer Hinsicht ein Virtuose auf senem Instrument war, sondern sein ganzes Herz und Gemüt in sein Spiel legte.

Flamenco, jene Musik voller Leidenschaft, die manchmal von solchem Schmerz erfüllt ist, dass sie aus aufgerissenen Wunden zu bluten scheint... Nur den Sinti und Roma gelingt es, ihre Geige auf vergleichbare Weise zu weißglühendem Klagen zu bringen.

Doch es schien, als nähme niemand außer mir jenes kleine Wunder wahr, das sich in diesem Augenblick für jede und jeden hörbar auf offener Straße vollzog. Wie bereits erwähnt, rannten die anderen Passanten an dem Gitarristen vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen... Sind die Sinne, Seelen und Herzen der Menschen in dieser Stadt derart abgestumpft, erkaltet und vergröbert?

Schließlich ging auch ich weiter, bog vor der Theatinerkirche nach links ab und um die nächste Ecke.

Wenn ich mich recht erinnere, wurde das Literaturhaus am Salvatorplatz 2012 eingeweiht, um all jenen eine Stätte der Inspiration und Begegnung zu bieten, die sich für das geschriebene Wort begeistern und sich intensiv damit befassen.

Begonnen hat das Literaturhaus sein Wirken mit einer großen Werkschau und Ausstellung über das Leben und Schaffen von Thomas Mann in München, vor allem über die Entstehungsgeschichte des Zauberbergs, für den ihn damals seine Frau Katia, die eine Zeitlang als Kurpatientin in Davos weilte, mit Schilderungen der Atmosphäre vor Ort und der Leidensgeschichte ihrer Mitpatientinnen und -patienten versorgte.

Ein paar Jahre später fand eine Reihe von Lesungen und Vorträgen zum Gedenken an Erich Kästner statt, der in München seine letzten Lebensjahre verbrachte, an denen ich ebenso hellwach und begeistert teilnahm wie an der Thomas Mann-Retrospektive.

Doch zurück zur Langen Nacht der Musik und der Rolle, die das Literaturhaus darin spielte.

Die Reihen der bogenförmigen Fenster in der zweistöckigen neubarocken Fassade in Weiß und Gold waren hell erleuchtet, und von drinnen wehten die Klänge und Rhythmen einer Jazz-Combo an mein Ohr. Eine klare, kraftvolle Frauenstimme setzte ein und sang Puttin On the Ritz von Irving Berlin.

Was ich hörte, ließ sich gut an; die Stimme der Sängerin erinnerte mich an Malis Schütz, die mit ihrem Instrumental-Trio Anfang Januar dieses Jahres beim Jazz-Brunch auf der M.S. Utting aufgetreten war.

"Nichts wie hinein," war mein erster Gedanke, den ich aber nicht in die Tat umzusetzen vermochte, weil beide Stockwerke des Literaturhauses derart von  Besucherinnen und Besuchern überquollen, dass der Türsteher am Portal wegen Überfüllung keinen Einlass mehr gewährte.

Doch dies verdross mich nicht allzusehr, denn von meinem Posten aus hörte ich die Musik klar und deutlich genug, so dass ich blieb und im Stehen als "Fernhörerin" weiter lauschte - bis mich Swing-Rhythmen von einer Blechbläsergruppe ablenkten, die aus einer anderen Ecke an mein Ohr wehten.

Nur an die hundert Meter von mir entfernt spielte soeben die Big Band der Münchner Polizei im Odeon, dem seit langer Zeit nur noch selten genutzen Konzertsaal im Freien, den wir sonst als den Innenhof des Bayerischen Finanzministeriums kennen.

Doch es war wie verhext: Zwar hörte ich die Klänge und Rhythmen der Big Band klar und deutlich durch eine Toreinfahrt hindurch, doch als ich um die Ecke bog und mich umsah, fand ich nirgendwo eine Tür. Um mich herum gab es nur die Einfahrt und hoch aufragende Mauern, aber nirgendwo einen Einlass,,,

Allmählich bemerkte ich, dass meine Füße nachzugeben begannen, so dass ich mich zusehends dem toten Punkt näherte. Für einen kleinen Imbiss und einen Drink hier in der Nähe blieb mir noch Zeit, doch dann musste ich meine Zelte abbrechen, weil mir sonst in Fürstenried West der letzte Bus nach Hause davonfuhr...

Und so endete in diesem Jahr die Lange Nacht der Musik für mich im Salvatorhof vor der Front des Commercial, wo ich mir eine bunte Salatschale mit Thunfisch und Oliven und einen Aperol Spritz einverleibte, bevor ich die letzten paar Meter zum Odeonsplatz zurücklegte und mit der U-Bahn nach Hause fuhr.

Nicht alles war so gelaufen wie ursprünglich von mir geplant; doch alles in allem war es für mich ein schöner Abend gewesen, den ich gründlich genossen hatte.

Gerne wieder beim nächsten Mal, und dann sind die Spielorte dran, die ich diesmal nicht geschafft habe!



13.05.2023 - Soul und Funk im Bayerischen Hof am Promenadeplatz
Wenn ich eines in der Langen Nacht der Musik besonders genieße, dann ist es der Weg vom Künstlerhaus durch die Maxburg bzw. Pacellistraße hindurch und am Promenadeplatz entlang. Neben dem Hotel Vierjahreszeiten in der Maximilianstraße ist der Bayerische Hof am Promenadeplatz die wohl nobelste Unterkunft in München. Hier logieren Staats- und Regierungschefs, Schauspieler, Regisseure, Musiker und andere V.I.P.s unserer Zeit; und so gehört der Bayerische Hof zu den Orten, den zu betreten meine Wenigkeit unter normalen Umständen nicht einmal zu träumen wagt. Doch an jenem besonderen Samstagabend im Mai steht die massive, schwere Drehtür aus Glas und Eichenholz, die in das vom riesigen Glaslüster an der Decke hell erleuchtete, von weißen Säulen gestützte Foyer führt, allen Münchnerinnen und Münchnern weit offen. Früher fanden die Live-Konzerte immer genau hier statt; und gerne nutzte ich die Gelegenheit, um von einem der Kellner, die in ihren weißen Dinneranzügen mit kleinen runden Silbertabletts durch den Saal mäanderten, ein Glas Prosecco oder Cava entgegenzunehmen und genussvoll zu schlürfen, während ich der Band des Abends lauschte. Doch an diesem Abend wies ein großer Pfeil an der Wand nach rechts zu einer Seitennische hinüber, die zur Kellerbar führte. Gemeinsam mit einem Schwall anderer Nachteulen folgte ich der relativ engen Krümmung der steinernen Wendeltreppe hinunter zu der Bar, die auf einer runden Plattform liegt. Von dort führen noch ein paar Stufen hinab zum Raum vor der Bühne, die teils von waberndem Trockeneis eingenebelt, teils vom roten und grünen Neonlicht zweier Scheinwerfer erhellt wurde.


Soul und Funk im Bayerischen Hof am Promenadeplatz


Wenn ich eines in der Langen Nacht der Musik besonders genieße, dann ist es der Weg vom Künstlerhaus durch die Maxburg bzw. Pacellistraße hindurch und am Promenadeplatz entlang.

Neben dem Hotel Vierjahreszeiten in der Maximilianstraße ist der Bayerische Hof am Promenadeplatz die wohl nobelste Unterkunft in München. Hier logieren Staats- und Regierungschefs, Schauspieler, Regisseure, Musiker und andere V.I.P.s unserer Zeit; und so gehört der Bayerische Hof zu den Orten, den zu betreten meine Wenigkeit unter normalen Umständen nicht einmal zu träumen wagt.

Doch an jenem besonderen Samstagabend im Mai steht die massive, schwere Drehtür aus Glas und Eichenholz, die in das vom riesigen Glaslüster an der Decke hell erleuchtete, von weißen Säulen gestützte Foyer führt, allen Münchnerinnen und Münchnern weit offen. Früher fanden die Live-Konzerte immer genau hier statt; und gerne nutzte ich die Gelegenheit, um von einem der Kellner, die in ihren weißen Dinneranzügen mit kleinen runden Silbertabletts durch den Saal mäanderten, ein Glas Prosecco oder Cava entgegenzunehmen und genussvoll zu schlürfen, während ich der Band des Abends lauschte.

Diesmal aber wies ein großer Pfeil an der Wand nach rechts zu einer Seitennische hinüber, die zur Kellerbar führte. Gemeinsam mit einem Schwall anderer Nachteulen folgte ich der relativ engen Krümmung der steinernen Wendeltreppe hinunter zu der Bar, die auf einer runden Plattform liegt. Von dort führen noch ein paar Stufen hinab zum Raum vor der Bühne, die teils von waberndem Trockeneis eingenebelt, teils vom roten und grünen Neonlicht zweier Scheinwerfer erhellt wurde.

Doch ich blieb freiwillig auf der Ebene der Kellerbar stehen und rückte an die hinter mir liegende Wand, denn ich wollte mir die Möglichkeit sichern, dieses Gewölbe verlassen zu können, wenn ich es wollte; und der Raum vor der Bühne quoll zu der Zeit, als ich im Bayerischen Hof ankam, bereits derart vor Menschen über, dass kaum einer von ihnen aus dem Knäuel herausgekommen wäre.

Doch das Zuhören lohnte sich auf jeden Fall, denn die Soul-Band, die jetzt spielte, sorgte für einen satten, dichten Sound, und sie war gerade, wie man im Soul und Funk gerne sagt, "im Groove"; sprich, der Rhythmus vom Schlagzeug und Keyboard pumpte und drängte machtvoll voran und trug die Band wie auch das Publikum ebenso sicher wie fetzig durch die Nacht.

Und als die Leadsängerin mit Celebrate Youth einsetzte, glaubte ich, durch einen Riss in der Zeit auf einem Live-Konzert von Tina Turner gelandet zu sein. Es war dasselbe vibrierende Grollen, ja fast Knurren in den tiefen Lagen, dasselbe kraftvolle, grelle und zugleich angeraute Schmettern in den Höhen, das ihre Stimme einst unverkennbar und unverwechselbar machte. Da blieb ich doch gerne!

Ob eine Band und ihr Leadsänger oder ihre Leadsängerin wirklich gut ist, erkennt man daran, ob es ihr gelingt, mit ihrer eigenen Musik abzuheben und ihr Publikum mitzunehmen. Wenn der Funke überspringt, wenn der magische Moment eintritt, in dem man voll und ganz im Fluss der Musik treibt und  nichts anderes will und braucht, weiß man ganz genau und ohne Worte, warum und wozu es Musik überhaupt gibt; und im selben Moment wissen auch die Musiker und Sänger dieser Welt, weshalb und wozu sie Musik machen.

Doch leider schickte auch diese Sängerin ihre Band und ihr Publikum nur zu bald in die nächste Pause. 

Und die Karawane zog weiter...



13.05.2023 - Son de Cuba im Künstlerhaus am Lenbachplatz
Zu meinem Glück musste ich nur die Straße überqueren und einmal das Gebäude umrunden, um zum nächsten Spielort zu gelangen: Im Künstlerhaus am Lenbachplatz stand an diesem Abend Musik aus Kuba auf dem Programm. Da die Veranstalter dem Wetter nicht trauten, hatten sie zu meinem leisen Bedauern die Bühne nicht in dem romantisch-skurrilen Innenhof aufgebaut, den ich letztes Jahr im Sommer anlässlich der Ausstellung WToulouse-Lautrec und die Künstler des Montmartre" kennengelernt und in dem ich manch ein lauschiges Stündchen bei einer Brioche und einem Café au lait verbracht hatte. Doch aus dem hohen, luftig-leichten Dachgewölbe sorgten Schlagzeug und Congas für den nötigen rhythmischen Schub... Also den Klängen nach und über die mächtige, reich stuckierte Marmortreppe ins Obergeschoss hinauf! Und so lernte ich an diesem Abend auch den Festsaal des Künstlerhauses kennen. Im Vergleich zu anderen Münchner Konzertsälen ist er relativ klein, wirkt aber mit seiner Mosaikdecke, die wie der Balg eines Akkordeons gefaltet ist, dem üppig gedrechselten Bühnenrahmen mit dem schweren Vorhang aus Goldlamé und dem zimtfarbenen Anstrich edel, um nicht zu sagen ehrwürdig.


Son de Cuba im Künstlerhaus am Lenbachplatz


Zu meinem Glück musste ich nur die Straße überqueren und einmal das Gebäude umrunden, um zum nächsten Spielort zu gelangen: Im Künstlerhaus am Lenbachplatz stand an diesem Abend Musik aus Kuba auf dem Programm.

Da die Veranstalter dem Wetter nicht trauten, hatten sie zu meinem leisen Bedauern die Bühne nicht in dem romantisch-skurrilen Innenhof aufgebaut, den ich letztes Jahr im Sommer anlässlich der Ausstellung Toulouse-Lautrec und die Künstler des Montmartre kennengelernt und in dem ich manch ein lauschiges Stündchen  bei einer Brioche und einem Café au lait verbracht hatte.

Doch aus dem hohen, luftig-leichten Dachgewölbe sorgten Schlagzeug und Congas für den nötigen rhythmischen Schub...  Also den Klängen nach und über die mächtige, reich stuckierte Marmortreppe ins Obergeschoss hinauf!

Und so lernte ich an diesem Abend auch den Festsaal des Künstlerhauses kennen. Im Vergleich zu anderen Münchner Konzertsälen ist er relativ klein, wirkt aber mit seiner Mosaikdecke, die wie der Balg eines Akkordeons gefaltet ist, dem üppig gedrechselten Bühnenrahmen mit dem schweren Vorhang aus Goldlamé und dem zimtfarbenen Anstrich edel, um nicht zu sagen ehrwürdig.

Als ich im Festsaal eintraf, waren sowohl die Sitzreihen in der Mitte des Saales wie auch sämtliche Stühle, die sich an den Wänden entlang reihten, voll besetzt; doch bot sich mir die Möglichkeit, mich nahe beim hohen schweren Portal an die Wand zu lehnen und das Konzert im Stehen zu sehen und zu hören.

Doch wie es im Lauf eines solchen Abends immer der Fall ist, erhoben sich bald einige der Gäste von den Stühlen an der mir gegenüberliegenden Wand unterhalb der Fensterfront und zogen weiter; andere, denen die Musik besonders zusagte, standen auf, um im Gang zwischen den Sitzreihen und der Fensterfront zu tanzen, und so nützte ich meine Chance und okkupierte einen der frei gewordenen Stühle.

Auf der aus schwerem, dunklem, massivem Holz gezimmerten Bühne standen links außen ein Kontrabassist, daneben eine Keyboarderin, in der Mitte ein Schlagzeuger am Drumkit und ein anderer an den Congas, und rechts außen jemand mit einem Waschbrett. Sie alle, auch der stämmige, wohlgenährte Leadsänger am Mikrophon vorne in der Mitte und der weißhaarige Herr am Waschbrett, der als Begleitsänger fungierte, waren sichtlich weit über fünfzig Jahre alt, spielten und sangen aber mit so viel Schwung und Temperament, dass sie in jeder Salsa-Band mithalten hätten können.

Für gewöhnlich haben die Solisten und Gruppen, die an der Langen Nacht der Musik mitwirken, bei ihrem Auftritt nur eine halbe Stunde Spielzeit, denn bis die einen ihre Instrumente abgebaut und mitgenommen und die nächsten Musiker die ihrigen zurechtgerückt und gestimmt haben, vergeht wiederum eine gute halbe Stunde bis zum nächsten Konzert.

Dass diese kubanische "Rentnerband" es in dieser kurzen halben Stunde schaffte, ihr Publikum derart mitzureißen, dass viele der Menschen im Saal allein oder zu zweit tanzten oder zumindest wackelten, wo sie gerade standen - vor der Bühne, zwischen den Sitzreihen, an den Wänden -, spricht für das Können, die Spielfreude und die Professionalität aller Musiker.

Und die klare, volle und zugleich sanfte Stimme des Leadsängers im Vordergrund, ebenso wie die schlichte, ungekünstelte Heiterkeit und Lebensfreude, die er ausstrahlte, erinnerte mich an den schon lange verstorbenen Ibrahim Ferrer, den unvergessenen Sänger und Lebenskünstler vom Buena Vista Social Club...

Doch nach zwanzig Minuten folgte die erste Pause, und das ist immer die Zeit, die man nutzen sollte, wenn man an solch einem Abend noch andere Auftritte mitnehmen will. Also folgte ich dem Zuschauerstrom, der die große Freitreppe hinunter und nach draußen flutete und brauste, und machte mich auf zum nächsten "Hotspot".



13.05.2023 - Die Lange Nacht der Musik
Als vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren die erste Lange Nacht der Musik veranstaltet wurde,, beabsichtigte der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats mit ausdrücklicher Unterstützung seitens des damaligen Oberbürgermeisters Christian Ude, der in unserer Stadt fast schon zu einer lebenden Legende geworden ist und sich jetzt hauptsächlich als Kabarettist betätigt, der Innenstadt am Abend etwas mehr Leben einzuhauchen und die Münchnerinnen und Münchner aus ihren Häusern zu locken. Denn - und daran hat sich bis heute wenig geändert - während zu den Geschäftszeiten zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz rege Geschäftigkeit herrschte und die Straßen und Plätze dazwischen vor Menschen schier überquollen, gab und gibt es dort nach Ladenschluss kaum einen Ort, an dem man sich trifft, etwas trinkt, Musik hört und tanzt. Wer all dies wollte, ging in die Clubs des Kunstparks Ost hinter dem Ostbahnhof, in die Bars und Kneipen in Haidhausen und rund um die Münchner Freiheit, oder nach Laim ins Backstage, das schräg unter dem S-Bahn-Damm liegt. Seither kann man gut und gerne behaupten, dass sich vom Monopol am Schwabinger Nordbad über das Hide Out in Neuhausen und die Herz-Jesu-Kirche nahe dem Luise-Kiesselbach-Platz in Sendling bis zur Tapas Bar in der Pariser Straße beim Ostbahnhof jedes Mal ganz München an der Langen Nacht der Musik beteiligt, nicht nur die offiziellen Konzerthäuser und -hallen, sondern auch viele Gaststätten, große Kirchen und Kaufhäuser. Bis zur großen Zäsur von 2020 bis 2021 und einer freiwilligen Pause im Jahr 2022 war ich jedes Jahr dabei und zog mit dem Strom der Nachtschwärmerinnen und -schwärmer um die Häuser - bei Regen manchmal auch nur im Gasteig von einer Konzerthalle zur nächsten -, und genoss sowohl die angeregte und zugleich lässig-entspannte Atmosphäre, die über der Stadt waberte, als auch die unendlich vielfältigen Musikfetzen, die aus den einzelnen Spielorten an mein Ohr drangen. Leider gibt es dabei immer zwei ganz bestimmte Wermutstropfen, die in der Natur der Veranstaltung liegen: Zum einen ist es auf Grund der riesigen Auswahl von vierhundert Konzerten in einer einzigen Nacht nicht möglich, alles mitzunehmen, was einen reizen würde; man muss eine gezielte, bewusste Auswahl treffen und sich seine Route entsprechend zusammenstellen, wobei zwangsläufig immer der eine oder andere Gig ins Wasser fällt, den man auch noch gerne gesehen und gehört hätte. Und zum anderen - so geht es mir zumindest auch jedes Mal - ist man ab einem bestimmten Zeitpunkt körperlich und geistig erledigt; dann werden einem die Wegstrecken zu lang, und Geist und Gemüt haben so viele Reize abbekommen, dass es einem schlicht und einfach reicht. Doch für die mittlerweile 20 Euro, die man für das Ticket bzw. das rote Einlassbändchen am Arm für den Zutritt zu den Spielorten berappt, ist es mir bisher jedes Mal gelungen, gründlich und ausgiebig auf meine Kosten zu kommen. So auch dieses Mal.


Die Lange Nacht der Musik

Als vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren die erste Lange Nacht der Musik veranstaltet wurde,, beabsichtigte der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats mit ausdrücklicher Unterstützung seitens des damaligen Oberbürgermeisters Christian Ude, der in unserer Stadt fast schon zu einer lebenden Legende geworden ist und sich jetzt hauptsächlich als Kabarettist betätigt, der Innenstadt am Abend etwas mehr Leben einzuhauchen und die Münchnerinnen und Münchner aus ihren Häusern zu locken.

Denn - und daran hat sich bis heute wenig geändert - während zu den Geschäftszeiten zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz rege Geschäftigkeit herrscht und die Straßen und Plätze dazwischen vor Menschen                    schier überquellen, gab und gibt es dort nach Ladenschluss kaum einen Ort, an dem man sich trifft, etwas trinkt, Musik hört und tanzt. Wer all dies wollte, ging in die Clubs des Kunstparks Ost hinter dem Ostbahnhof, in die Bars und Kneipen in Haidhausen und rund um die Münchner Freiheit, oder nach Laim ins Backstage, das schräg unter dem S-Bahn-Damm liegt.

Seither kann man gut und gerne behaupten, dass sich vom Monopol am Schwabinger Nordbad über das Hide Out in Neuhausen und die Herz-Jesu-Kirche nahe dem Luise-Kiesselbach-Platz in Sendling bis zur Tapas Bar in der Pariser Straße beim Ostbahnhof jedes Mal ganz München an der Langen Nacht der Musik beteiligt, nicht nur die offiziellen Konzerthäuser und -hallen, sondern auch viele Gaststätten, große Kirchen und Kaufhäuser.

Bis zur großen Zäsur von 2020 bis 2021 und einer freiwilligen Pause im Jahr 2022 war ich jedes Jahr dabei und zog mit dem Strom der Nachtschwärmerinnen und -schwärmer um die Häuser - bei Regen manchmal auch nur im  Gasteig von einer Konzerthalle zur nächsten -, und genoss sowohl die angeregte und zugleich lässig-entspannte Atmosphäre, die über der Stadt waberte, als auch die unendlich vielfältigen Musikfetzen, die aus den einzelnen Spielorten an mein Ohr drangen.

Leider gibt es dabei immer zwei ganz bestimmte Wermutstropfen, die in der Natur der Veranstaltung liegen: Zum einen ist es auf Grund der riesigen Auswahl von vierhundert Konzerten in einer einzigen Nacht nicht möglich, alles mitzunehmen, was einen reizen würde; man muss eine gezielte, bewusste Auswahl treffen und sich seine Route entsprechend zusammenstellen, wobei zwangsläufig immer der eine oder andere Gig ins Wasser fällt, den man auch noch gerne gesehen und gehört hätte.

Und zum anderen - so geht es mir zumindest auch jedes Mal - ist man ab einem bestimmten Zeitpunkt körperlich und geistig erledigt; dann werden einem die Wegstrecken zu lang, und Geist und Gemüt haben so viele Reize abbekommen, dass es einem schlicht und einfach reicht.

Doch für die mittlerweile 20 Euro, die man für das Ticket bzw. das rote Einlassbändchen am Arm für den Zutritt zu den Spielorten berappt, ist es mir bisher jedes Mal gelungen, gründlich und ausgiebig auf meine Kosten zu kommen. So auch dieses Mal..

 

Ausgebremst im Mini-Pavillon am Lenbachplatz
 

Da ich meinen Abend für gewöhnlich um 19:00 Uhr im Celibidache-Forum begann, dem Freigelände zwischen den Gebäudetrakten des Gasteigs, und mich von dort von Spielort zu Spielort stadteinwärts bewegte, habe ich es bisher noch nie geschafft, mich in den niedrigen quadratischen Glaspavillon am Lenbachplatz zu quetschen, wo sonst immer die neuesten Mini-Jahreswagen von BMW und die aktuell angesagten City-Fahrräder ausgestellt sind; denn da der Bayerische Rundfunk alle Konzerte ilve übertrug und nur wirklich gute Bands in sein Abendprogramm aufnahm, war der kleine Glaspavillon von Anfang an und ständig rappelvoll.

Doch in diesem Jahr begann auch dort der Abemd bereits um 19:00 Uhr, und diesmal würde ich mir meine Chance nicht entgehen lassen! Also war ich, als der Einlass begann, unter den ersten in der Schlange und schaffte es sogar noch, mir an der Bar eine Flasche Limonade zu holen und einen Sitzplatz mit Blick auf die Bühne zu ergattern.

Doch um 19:10 betrat die Moderatorin die Bühne und verkündete über das Mikrophon, dass auf Grund von technischen Problemen das erste Konzert nicht vor 20:00 Uhr starten würde. Zwar erwiesen sich die Roadies, die sich um die Einrichtung der Instrumente, der Beleuchtung und der Soundanlage kümmerten, als begabte und lässige Stand-up-Rapper; aber wegen ihnen war ich und waren die anderen Gäste, die sich zu dieser Zeit rund um die Bühne verteilt hatten, nicht hierher gekommen!

Hatte es mit der Anreise des jungen Duo-Pärchens aus der Ukraine ein Problem gegeben, oder etwa ein Missverständnis bei der Programmplanung und -absprache? Was auch immer die Ursache war, durch die Verspätung von einer guten Dreiviertelstunde hatten die beiden, als sie endlich die Bühne betraten und anfingen, von vornherein einen schweren Stand.

Hinzu kam, dass sowohl das etwa achtzehnjährige Mädchen als auch der gleichaltrige Junge gut aussah und beide singen konnten, aber ihren Auftritt mit nichtssagenden, unverbindlichen Schlagern  begannen, so wie man sie heute noch bei den Vorentscheiden zum Grand Prix Eurovision de la Chanson zu hören bekommt.

Spätestens um 20:15 war mir klar, dass mir hier im Mini-Pavillon die Zeit davonzulaufen begann, und so verließ ich diesen Ort zusammen mit einer Schar anderer Zuhörerinnen und Zuhörer, denen es ebenso ging wie mir, um den Abend "herumzureißen".



30.04.2023 - Die Stadt
Wenn ich in meinem ersten Bericht über Dresden gesagt habe, dass die Neustadt vom klassizistischen Stil geprägt ist, stimmt das nicht zu hundert Prozent. Denn parallel zur Neustädter Hauptstraße verläuft eine stille Seitenstraße, deren Bauten eindeutig dem Barockzeitalter angehören, ebenso wie die Dreikönigskirche, deren mächtiges Schiff die Hauptstraße mit dem Barockviertel verbindet. Leider gelang es mir nicht, diese Basilika zu besichtigen, denn anders als in den westlichen Bundesländern sind im Osten die Kirchen tagsüber zugesperrt, solange dort kein Gottesdienst stattfindet; zumindest in Dresden ist dies der Fall. Mit Erstaunen nahm ich zur Kenntnis, dass Dresden neben dem offiziellen Rathaus auch ein eigenes Kultur-Rathaus besitzt, und lernte als nächstes die Passagen des Handwerkerhofs kennen, lauschige Schlupfwinkel, die zu großen, hellen Innenhöfen mit Blumenbeeten führen und viele kleine Ateliers und Boutiquen bergen. Noch heute findet man hier eine große Auswahl an handgefertigten Waren, die anderswo längst nur noch im Massenbetrieb produziert werden. So zum Beispiel sind in einer Passage Postkarten, Briefkuverts und Servietten aus handgeschöpftem Papier ausgestellt; in der nächsten findet man die großen und kleinen, dicken und dünnen Erzeugnisse einer Kerzenzieherei; ihr gegenüber Decken, Deckchen und Läufer, deren Kanten mit Plauener Spitze oder Lochstickerei eingesäumt sind; nebenan wiederum tut sich neben Ölen, Kräutermischungen und Honigsorten aus Griechenland eine riesige Auswahl an Porzellan auf. Wobei man nahezu überall in Dresden daran erinnert wird, dass Meißen mit seiner berühmten Porzellanmanufaktur nur wenige Kilometer entfernt liegt, ebenso die nicht weniger renommierte Traditionsfirma Villeroy & Boch.


Die Stadt


Wenn ich in meinem ersten Bericht über Dresden gesagt habe, dass die Neustadt vom
klassizistischen Stil geprägt ist, stimmt das nicht zu hundert Prozent.

Denn parallel zur Neustädter Hauptstraße verläuft eine stille Seitenstraße, deren Bauten
eindeutig dem Barockzeitalter angehören, ebenso wie die Dreikönigskirche, deren mächtiges
Schiff die Hauptstraße mit dem Barockviertel verbindet.

Leider gelang es mir nicht, diese Basilika zu besichtigen, denn anders als in den westlichen
Bundesländern sind im Osten die Kirchen tagsüber zugesperrt, solange dort kein Gottesdienst
stattfindet; zumindest in Dresden ist dies der Fall.

Mit Erstaunen nahm ich zur Kenntnis, dass Dresden neben dem offiziellen Rathaus auch ein
eigenes Kultur-Rathaus besitzt, und lernte als nächstes die Passagen des Handwerkerhofs kennen,
lauschige Schlupfwinkel, die zu großen, hellen Innenhöfen mit Blumenbeeten führen und viele kleine
Ateliers und Boutiquen bergen.

Noch heute findet man hier eine große Auswahl an handgefertigten Waren, die anderswo längst
nur noch im Massenbetrieb produziert werden. So zum Beispiel sind in einer Passage Postkarten,
Briefkuverts und Servietten aus handgeschöpftem Papier ausgestellt; in der nächsten findet man die
großen und kleinen, dicken und dünnen Erzeugnisse einer Kerzenzieherei; ihr gegenüber Decken,
Deckchen und Läufer, deren Kanten mit Plauener Spitze oder Lochstickerei eingesäumt sind; nebenan
wiederum tut sich neben Ölen, Kräutermischungen und Honigsorten aus Griechenland eine riesige
Auswahl an Porzellan auf.

Wobei man nahezu überall in Dresden daran erinnert wird, dass Meißen mit seiner berühmten
Porzellanmanufaktur nur wenige Kilometer entfernt liegt, ebenso die nicht weniger renommierte
Traditionsfirma Villeroy & Boch.

Allein in den drei Passagen des Kunsthandwerkerhofs verbrachte ich geraume Zeit mit Schauen
und Stöbern.

Als ich der Hauptstraße weiter Richtung Goldener Reiter und Altstadt folgte, stieß ich erneut
auf das kleine Modeatelier, das mir schon letztes Jahr im Sommer aufgefallen war, weil die
Besitzerin das Brecht-Gedicht Bitten von Kindern an der Ladenfront mit Kreide auf eine
Schiefertafel gekritzelt hatte.

Sie muss Bertolt Brecht oder zumindest seine Gedichte wirklich lieben, denn diesmal stand
ein anderes Gedicht auf der Schiefertafel, das auch von ihm stammt:


            "Am Grunde der Moldau wandern die Steine.
            Es liegen 3 Kaiser begraben in Prag.

            Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine;

            die Nacht hat 12 Stunden, dann kommt schon der Tag.

            Es wechseln die Zeiten! Die riesigen Pläne
            der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.


            Und gehn  sie auch einher wie blutige Hähne:
            Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt!"

 

Während nach meinem Empfinden sowohl der Ton als auch der Inhalt der Bitten von Kindern aufbauend
und zuversichtlich herüberkommt, wehte mich aus den Worten, die ich diesmal las, das Unbehagen einer
latenten Drohung an.

Sie erinnerten mich an den bleigrauen, schweren, von blutigem Rot gesäumten Himmel, den man oft auf den
Gemälden sieht, die vom Ausbruch der Französischen Revolution handeln...

Ich riss mich von dem Brecht-Gedicht und dem Unbehagen los, das die Zeilen auf der schwarzen Schiefertafe
l in mir weckten, und ging weiter die Straße entlang, bis ich auf eine freistehende Villa aufmerksam wurde,
über deren Türfront in deutscher Frakturschrift Emils 1910 geschrieben steht.

Gewiss stammt der Briefkasten gleich neben der Eingangstür aus demselben Jahr, denn ein wellenförmiger
Jugendstil-Rahmen fasst seine Kanten ein. Doch auch er trägt dasselbe schwarze Signalhorn, das einst
an den Türen der Postkutschen der Fürsten zu Thurn und Taxis angebracht war und DAS bis heute unsere
Briefkästen und Packstationen ziert, auch wenn sie inzwischen DHL und nicht mehr Deutsche Post als
Namen tragen.

Ob der Name Emils mit dem Roman Emil und die Detektive zusammenhängt, kann ich nicht mit Gewissheit
sagen; auf jeden Fall klingelte mein siebter Sinn für das Außergewöhnliche…

Schon betrat ich die Café-Bar, auf deren Fensterbank eine formschöne schmiedeeiserne Nähmaschine thront
und deren reich bestückte Tortenvitrine daran erinnert, dass es in Dresden eine Kaffeehaus-Tradition gibt,
die mit den Städten der k.u.k. Donaumonarchie durchaus mithalten kann; sprich, mit Wien, Prag und Budapest.

Gestärkt von einer Gurken-Limetten-Limonade, einem sächsischen Kaffee mit einem Schuss Eierlikor auf dem
Grund des Glases, auf dem zur Krönung eine kleine Sahnehaube schwebt, und einer prachtvoll anmutenden u
nd lieblich schmeckenden Wiener Himmelstorte, erhob ich mich von meinem Ruheplatz, verließ das Lokal, sah
zufällig links um die Ecke - und blieb an den wehenden Fahnen der Markthalle aus dem Jahr 1899 hängen.

In mir erwachte die Erinnerung an die Pester Markthalle am Fövam tér nahe der Donau. War die Neustädter
Markthalle nur annähernd so stilvoll eingerichtet wie ihr Pendant in Budapest, stand es außer Frage,
wohin mich mein Weg als Nächstes führte...

Auch hier wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Mit ihren schmiedeeisernen Galerien und Treppenaufgängen
ganz in Weiß und ihrem hohen, lichten Gewölbe im Souterrain ist die Neustädter Markthalle ein Wunder an
graziler, schwungvoller Leichtigkeit, in dem man gerne verweilt und sich umsieht, bei den Lebensmittel- und
Souvenirständen, im russischen Spezialitätenladen und an der Theke der ebenso gemütlichen wie exquisiten
Teeboutique im Erdgeschoss und bei den Antikmöbeln und Heimtextilien oben an der umlaufenden Galerie.

Als ich nach einem Rote-Beete-Chai Latte die Markthalle verließ, war ich von meinen Erkundungen bereits reichlich
"geplättet", so dass ich die Bautzener Straße bis zu Pfunds Molkerei zu Fuß nicht mehr schaffen würde; doch hier
handelt es sich um einen Laden, den man wirklich einmal gesehen haben sollte, wenn man in Dresden unterwegs ist.

Andererseits war Pfunds Molkerei einer der Haltepunkte der großen zweistündigen Stadtrundfahrt. Jetzt war es kurz
vor 16:00 Uhr; vielleicht schaffte ich es mit einem der City-Tour-Busse noch rechtzeitig dorthin...
Mein Stadtführer sagte mir, dass ich schleunigst zum Postplatz musste, gegenüber dem Cosel- und Taschenberg-Palais,
mit Blick auf das Grüne Gewölbe, das unübersehbar als riesiger runder Kuppelbau aus dem Residenzschloss herausragt.

Also trabte ich auf der Augustusbrücke zur Altstadt hinüber, so schnell mich meine Füße trugen, und traf sofort auf einen d
er Stände, an denen man sein Ticket für die zweistündigen Stadtrundfahrten lösen kann. Dem Rat der Verkäuferin folgend,
schlüpfte ich zwischen der Allerheiligen-Hofkirche und dem Fürstenzug hindurch, überquerte den Theaterplatz mit der
Semperoper und der Statue des Königs Johann, der sie in Auftrag gegeben hatte, und hielt auf den markanten Anbau
der Residenz mit seiner kupfergrünen Kuppel zu...

Und ich hatte Glück! Nicht nur, dass genau in dem Moment, als ich dort ankam, ein Tourbus mit geöffneten Türen bereit
stand: Da ich mein Ticket an einem Samstag nach 16:00 Uhr gelöst hatte, erwarb ich das Recht auf eine weitere
Stadtrundfahrt am darauffolgenden Ostersonntag!

Auf die Details der Stadtrundfahrt komme ich gleich noch ausführlich zu sprechen, aber an diesem Samstagabend
lockte mich erstens die Ruhepause für meine Füße und zweitens mein eigentliches Ziel.

Schließlich hielt der City-Tour-Bus um 17:30, eine halbe Stunde vor Ladenschluss, an der Bautzener Straße 79,
und es gelang mir, gemeinsam mit ein paar anderen Touristen durch den Haupteingang von Pfunds Molkerei
zu schlüpfen.

Zum zweiten Mal an diesem Tag war ich geplättet, diesmal allerdings nicht vor Erschöpfung, sondern von dem
Anblick, der mir hier entgegenschlug. Denn wer nicht weiß, dass er "nur" in einem Milch- und Käseladen steht,
könnte glauben, in einem ausgelagerten Porzellankabinett Augusts des Starken gelandet zu sein, oder etwa
in einem Zweitwohnsitz, den sich ein portugiesischer Adeliger eingerichtet hat, der im frühen 18. Jahrhundert
nach Dresden zu Besuch kam und sich in die Stadt und ihre Kunstschätze verliebt habeh muss:

 

Die Wände, alle Mauervorsprünge, Erker und Nischen, selbst der Fußboden und die Decke bestehen
durchgängig aus quadratischen Porzellankacheln - es handelt sich um die Azulejo-Technik, die ich in
dieser Kunstfertigkeit und Vollendung sonst nur aus Portugal kenne - und sind ein Wunder an Anmut
und Schönheit in Blau und Gold auf weißem Grund.

Was für eine astronomische Summe mögen die Gebrüder Pfund den Schöpfern dieses Meisterwerks
bezahlt haben? Oder haben sie ihnen für jeden Besucher, der große Augen bekommt und staunt,
sobald er den Laden betriftt, einen Anteil an ihren Verkaufserlösen zugesichert?

Später, im Salon meines Hotels, feierte ich bei einem Glas Ur-Krostitzer, gefolgt von einem Schluck
Amarula-Likör, einen in jeder Hinsicht gelungenen Tag....

 

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