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12.04.2025 - III. Jazznacht Neuried
Breit und triumphierend schmettern Posaunen, Trompeten und Saxophone ein Leitmotiv oder Thema in die Welt hinaus, klar, markant und eindeutig. Eine Solo-Trompete sendet klar, grell und scharf einen Ton gleich dem Dampfstrahl eines Geysirs gen Himmel und beginnt, in rasendem Tempo Ranken und Arabesken zu häkeln, die sich von diesem hohen grellen Ton abseilen wie vom Gipfel eines Berges. Der noch mächtigere Ton einer Solo-Posaune schneidet dazwischen und tremoliert endlos lange im Äther, bis er mit einem jähen Schleifer nach unten abstürzt. Nun kommen Töne vom Flügel hereingeklimpert, die mal geschwätzig plaudern und murmeln, mal hüpfen, tänzeln und galoppieren. Nur einen Augenblick später zeigen dieselben Instrumente ein völlig anderes Gesicht, als hätten sie sich um 180 Grad gewandelt: Glatt und weich steigt der Klang der Trompete oder des Saxophons empor, breitet sich gleich einem seidenen mitternachtsblauen Tuch über die Welt, erzählt von einer großen Sehnsucht, gesponnen von den Strahlen des Mondlichts in einer Sommernacht, und dehnt sich den Sternen am Nachthimmel entgegen, die unendlich hoch und weit dort droben funkeln. Klar, rein und weich schwelgt die Trompete oder das Saxophon und entführt die Seelen und Gemüter, die diesen Klängen bewusst zuhören und mit voller Aufmerksamkeit folgen, auf einem fliegenden Teppich ins Reich der Phantasie... So in etwa hört und fühlt es sich für mich an, wenn eine Combo Jazz oder Swing spielt. Allein das Thema von "Take the A-Train" von Duke Ellington, "Round Midnight" von Thelonious Monk oder "Cantaloup Island" von Herbie Hancock piekt mir einen feinen goldenen Draht ins Herz und sendet mir durch den Draht einen kleinen Stromstoß. Nur dass dann ein Trompeter oder Saxophonist, Pianist oder Gitarrist mindestens fünf Mal mit der Kirche ums Dorf kreist und bei jeder Umkreisung noch weiter ausufert, irritiert mich immer ein wenig: Was soll all dieses Gehäkel und Gefrickel, wenn das Motiv oder Thema klar und deutlich zu Grunde liegt? In diesem Sinne kommt mir Jazz immer wie eine Debatte vor, bei der jemand eine Behauptung in den Raum stellt und drei Leute nacheinander ihren Senf dazu geben, bis sich zwei in die Wolle geraten und mit ihren Argumenten vom Hundertsten ins Tausendste kommen, oder zwei Anwälte bei einer Gerichtsverhandlung den Streitgegenstand aufdröseln und zerfledddern, bis die ursprüngliche Aussage entkräftet und ihr Sinngehalt so gnadenlos zerredet wird, dass niemand mehr weiß, worum es im Kern wirklich geht. So erging es mir auch beim dritten und letzten Konzert der Musikschule Neuried, an der ich teilnahm, der "Jazznacht", die um 18:30 mit der Big Band "Saxophone & Friends" begann und gegen 23:00 Uhr auch mit ihr in die Zielgerade einbog, aber noch nicht zu Ende war, als ich mich vom Acker machte und durch die milde Frühlingsnacht zu meinem Domizil nach Hause tappte. Sage und schreibe zehn Combos spielten an diesem Abend auf zwei Bühnen im gleichen Raum, und wenn eine mit ihrem 20-Minuten-Set à vier Stücken fertig war und die Bühne verließ, war die andere auf der kleineren Bühne an der Längsseite des Saals schon startklar und spielte nahtlos weiter.


III. "Jazznacht Neuried" in der Mehrzweckhalle


Breit und triumphierend schmettern Posaunen, Trompeten und Saxophone ein Leitmotiv oder Thema in die Welt hinaus, klar, markant und eindeutig.

Eine Solo-Trompete sendet klar, grell und scharf einen Ton gleich dem Dampfstrahl eines Geysirs gen Himmel und beginnt, in rasendem Tempo Ranken und Arabesken zu häkeln, die sich von diesem hohen grellen Ton abseilen wie vom Gipfel eines Berges.

Der noch mächtigere Ton einer Solo-Posaune schneidet dazwischen und tremoliert endlos lange im Äther, bis er mit einem jähen Schleifer nach unten abstürzt.

Nun kommen Töne vom Flügel hereingeklimpert, die mal geschwätzig plaudern und murmeln, mal hüpfen, tänzeln und galoppieren.

Nur einen Augenblick später zeigen dieselben Instrumente ein völlig anderes Gesicht, als hätten sie sich um 180 Grad gewandelt:

Glatt und weich steigt der Klang der Trompete oder des Saxophons empor, breitet sich gleich einem seidenen mitternachtsblauen Tuch über die Welt, erzählt von einer großen Sehnsucht, gesponnen von den Strahlen des Mondlichts in einer Sommernacht, und dehnt sich den Sternen am Nachthimmel entgegen, die unendlich hoch und weit dort droben funkeln.

Klar, rein und weich schwelgt die Trompete oder das Saxophon und entführt die Seelen  und Gemüter, die diesen Klängen bewusst zuhören und mit voller Aufmerksamkeit folgen, auf einem fliegenden Teppich ins Reich der Phantasie...

So in etwa hört und fühlt es sich für mich an, wenn eine Combo Jazz oder Swing spielt. Allein das Thema von "Take the A-Train" von Duke Ellington, "Round Midnight" von Thelonious Monk oder "Cantaloup Island" von Herbie Hancock piekt mir einen feinen goldenen Draht ins Herz und sendet mir durch den Draht einen kleinen Stromstoß.

Nur dass dann ein Trompeter oder Saxophonist, Pianist oder Gitarrist mindestens fünf Mal mit der Kirche ums Dorf kreist und bei jeder Umkreisung noch weiter ausufert, irritiert mich immer ein wenig: Was soll all dieses Gehäkel und Gefrickel, wenn das Motiv oder Thema klar und deutlich zu Grunde liegt?

In diesem Sinne kommt mir Jazz immer wie eine Debatte vor, bei der jemand eine Behauptung in den Raum stellt und drei Leute nacheinander ihren Senf dazu geben, bis sich zwei in die Wolle geraten und mit ihren Argumenten vom Hundertsten ins Tausendste kommen, oder zwei Anwälte bei einer Gerichtsverhandlung den Streitgegenstand aufdröseln und zerfledddern, bis die ursprüngliche Aussage entkräftet und ihr Sinngehalt so gnadenlos zerredet wird, dass niemand mehr weiß, worum es im Kern wirklich geht.

So erging es mir auch beim dritten und letzten Konzert der Musikschule Neuried, an der ich teilnahm, der "Jazznacht", die um 18:30 mit der Big Band "Saxophone & Friends" begann und gegen 23:00 Uhr auch mit ihr in die Zielgerade einbog, aber noch nicht zu Ende war, als ich mich vom Acker machte und durch die milde Frühlingsnacht zu meinem Domizil nach Hause tappte.

Sage und schreibe zehn Combos spielten an diesem Abend auf zwei Bühnen im gleichen Raum, und wenn eine mit ihrem 20-Minuten-Set à vier Stücken fertig war und die Bühne verließ, war die andere auf der kleineren Bühne an der Längsseite des Saals schon startklar und spielte nahtlos weiter.

Anders als in Klassik-Konzerten, Opern oder Musicals ist es auf Jazzfestivals durchaus üblich, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer zwischendurch aufstehen, um sich an der Bar ein Getränk zu holen oder einfach, um ein paar Atemzüge frische Luft zu schöpfen, während die Musikanten auf der Bühne weiterspielen.

Denn seinen Ursprüngen nach war Jazz und Swing Unterhaltungsmusik für Abende mit Drinks, Dinner und Tanz und ist es in Clubs und Bars auch heute noch, während beide Genres im Lauf der Jahrzehnte zunehmend auch als eigenständige Kunstformen anerkannt wurden.

Dennoch meine ich, dass auch die "Jazznacht Neuried" spätestens nach anderthalb Stunden eine Spiel- und Hörpause von dreißig bis vierzig Minuten vertragen hätte, wie es sonst bei einem Konzert üblich ist, weil Gehör und Gehirn die Möglichkeit zum Auslüften und Sortieren von Eindrücken haben müssen.

Gibt es keine Pausen und wird einfach nonstop weitergespielt, ist die Gefahr groß, dass ein Solist an der Trompete, der E-Gitarre oder am Klavier noch so klar, rein und virtuos spielen und improvisieren kann und dennoch untergeht, weil die Aufmerksamkeit mit der Zeit herunterfährt und irgendwann ganz abschaltet; mir ging es jedenfalls an diesem Abend so.

Denn es gab durchweg beeindruckendes Können zu hören, ob "alte Hasen" an der Trompete und am Alt-Saxophon oder junge, erstaunlich souveräne Talente an der E-Gitarre oder am Konzertflügel, und nahezu alle großen Klassiker des Jazz wurden durchbuchstabiert, von "It Dont Mean A Thing" von Duke Ellington oder "Line to Lyons" von Gerry Mulligan bis zu "Tender" von John Coltrane und "Cantaloup Island" von Herbie Hancock etc. etc.

Doch so sehr ich diese Stücke auch schätze und das Können der Musikerinnen und Musiker dieses Abends anerkenne - viele von ihnen hätten sich von ihrem technischen Niveau her durchaus auch auf einem großen Jazz-Festival behauptet -: Gegen 23:00 Uhr und nach vier Stunden Nonstop-Musik hörten sich alle Soli für mich gleich an.

Vielleicht kann man mein Erleben in etwa mit dem Unterschied vergleichen, ob ein interessierter und vielseitig gebildeter Laie ein Konzert von maximal zwei Stunden oder zum ersten Mal eine Wagner-Oper aus dem "Ring"-Zyklus hört, die bis zu fünf Stunden dauert; oder mit dem von mir erwähnten "Pinakothek-Phänomen", das mir die Überfülle an Gemälden bereitet, die auf den Stockwerken eines riesigen Gebäudes an allen Wänden hängen: Irgendwann verabschiedet sich mein Geist in den Zombie-Modus.

Und es schien nicht allein mir so zu gehen, denn ab 22:00 Uhr gab es immer weniger besetzte Sechsertische in den Reihen im Saal, und während die Zuhörerinnen und Zuhörer zu Beginn noch jedes Solo aufmerksam verfolgten und mit Beifall honorierten, applaudierten sie im letzten Drittel des Abends nur noch, wenn ein Stück endete.

Schade um die Musikerinnen und Musiker, die ausnahmslos rein und sauber spielten und für ihre Virtuosität mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätten! Nur gut, dass die Bläserinnen und Bläser nicht den ganzen Abend durchspielten, sonst, meine ich, hätte man sie wohl irgendwann mit einer Staulunge und geplatztem Schädel von der Bühne tragen müssen...

Schön und auch abwechslungsreich in Bezug auf Stile und Richtungen war dieser Abend auf jeden Fall! Vom Big Band-Swing bis zur Latin Fusion, vom New Orleans-Blues über Bebop und Cool Jazz bis hin zu Soul-Elementen der 1960er und Funk-Anklängen der 1980er Jahre war fast die ganze Bandbreite abgedeckt, die unter den Begriff "Jazz" fällt.

Nur meine ich, dass U.S.-amerikanische und vor allem afro-amerikanische Musikerinnen und Musiker mit deutlich mehr Emphase, Betonung und Ausdruck gespielt hätten; sie trauen sich einfach mehr, aus sich herauszugehen, ja herauszuplatzen, wenn es nach ihrem Empfinden sein muss.
 

Mein Fazit:
 

Gelohnt hat sich die "Jazznacht Neuried" auf jeden Fall, nur war es für mich etwas zu viel des Guten...



12.04.2025 - II. "Wassermusik" - Das Jahreskonzert der Neurieder Blasmusikanten
Während die Musikanten des "Teachers on Stage"-Konzertabends zwar nicht berühmt sind, aber mit ihrem Instrument eine klassische Ausbildung durchlaufen haben, so dass man sie nach ihrem technischen Können als Profis bezeichnen kann, handelt es sich bei den Neurieder Blasmusikanten durchweg um Laien. Einige von ihnen spielen schon seit 25 Jahren - sprich, seit es dieses Ensemble gibt - unter ihrem Gründer und Kapellmeister, während manche "Spätharmoniker" zum Teil erst seit einem Jahr dabei sind, aber von ihrem Leiter schon in dieser kurzen Zeit zur Konzertreife gebracht wurden. Auch ist dieses Laien-Blasorchester mit Querflöten, Oboen, Klarinetten, Flügelhörnern, Trompeten und Posaunen stattlich bestückt, sogar mit einem Fagott, einer Tuba und zwei Schlagzeugern, so dass sich hier insgesamt 32 Musizierende zusammengefunden haben, bei denen Männlein und Weiblein einander zahlenmäßig die Waage halten, aber die Damen überwiegend die Holzblasinstrumente okkupiert haben, während bei den Blechbläsern die Herren dominieren. Auf Grund der vielen Zuschauerinnen und Zuschauer beim "Teachers on Stage"-Konzert zogen die Veranstalter diesmal in die Mehrzweckhalle um. Denn ihr Zuschauerraum fasst mindestens doppelt so viele Personen; sprich, an diesem Abend fanden an die 300 Zuhörerinnen und Zuhörer genügend Platz. Auch finde ich es sehr angenehm, dass der Konzertsaal samt dem Parkettboden im klassischen Stil gestaltet wurde, d.h. durchgehend mit hellem Kiefernholz verschalt, das in seinem warmen milden Glanz schimmert. Die einzigen schwarzen Elemente in diesem Raum sind der Bühnenvorhang und die Jalousien der Fensterfront an der rechten Längsseite der Halle. Insgesamt ist dieser Konzertsaal schlicht aber freundlich und keine düstere grau-schwarze Gruft wie die Isarphilharmonie im Gasteig HP8! Doch nun zum Konzert und den Stücken, die gespielt wurden. Durch den Abend führte heiter und gut gelaunt die Frau des musikalischen Leiters als Moderatorin, die auch den organisatorischen Aspekt solcher Konzerte übernimmt. Und was soll ich sagen? Wieder einmal habe ich in mehr als einer Hinsicht dazugelernt, und das bereits beim ersten Stück, mit dem das Bläserensemble den Abend eröffnete!


II. "Wassermusik" - Das Jahreskonzert der Neurieder Blasmusikanten


Während die Musikanten des "Teachers on Stage"-Konzertabends zwar nicht berühmt sind, aber mit ihrem Instrument eine klassische Ausbildung durchlaufen haben, so dass man sie nach ihrem technischen Können als Profis bezeichnen kann, handelt es sich bei den Neurieder Blasmusikanten durchweg um Laien. Einige von ihnen spielen schon seit 25 Jahren - sprich, seit es dieses Ensemble gibt - unter ihrem Gründer und Kapellmeister, während manche "Spätharmoniker" zum Teil erst seit einem Jahr dabei sind, aber von ihrem Leiter schon in dieser kurzen Zeit zur Konzertreife gebracht wurden.

Auch ist dieses Laien-Blasorchester mit Querflöten, Oboen, Klarinetten, Flügelhörnern, Trompeten und Posaunen stattlich bestückt, sogar mit einem Fagott, einer Tuba und zwei Schlagzeugern, so dass sich hier insgesamt 32 Musizierende zusammengefunden haben, bei denen Männlein und Weiblein einander zahlenmäßig die Waage halten, aber die Damen überwiegend die Holzblasinstrumente okkupiert haben, während bei den Blechbläsern die Herren dominieren.

Auf Grund der vielen Zuschauerinnen und Zuschauer beim "Teachers on Stage"-Konzert zogen die Veranstalter diesmal in die Mehrzweckhalle um. Denn ihr Zuschauerraum fasst mindestens doppelt so viele Personen; sprich, an diesem Abend fanden an die 300 Zuhörerinnen und Zuhörer genügend Platz.

Auch finde ich es sehr angenehm, dass der Konzertsaal samt dem Parkettboden im klassischen Stil gestaltet wurde, d.h. durchgehend mit hellem Kiefernholz verschalt, das in seinem warmen milden Glanz schimmert. Die einzigen schwarzen Elemente in diesem Raum sind der Bühnenvorhang und die Jalousien der Fensterfront an der rechten Längsseite der Halle.

Insgesamt ist dieser Konzertsaal schlicht aber freundlich und keine düstere grau-schwarze Gruft wie die Isarphilharmonie im Gasteig HP8!

Doch nun zum Konzert und den Stücken, die gespielt wurden. Durch den Abend führte heiter und gut gelaunt die Frau des musikalischen Leiters als Moderatorin, die auch den organisatorischen Aspekt solcher Konzerte übernimmt.

Und was soll ich sagen? Wieder einmal habe ich in mehr als einer Hinsicht dazugelernt, und das bereits beim ersten Stück, mit dem das Bläserensemble den Abend eröffnete!

Es war "Colonel Bogey" von dem U.S.-amerikanischen Komponisten Kenneth J. Alford aus dem Jahr 1914. Von "Colonel Bogey" hatte ich bis dato noch nie gehört, aber schon bei den ersten acht Tönen fiel bei mir der Groschen! Denn seit den wilden 1920er Jahren kennt man diesen Marsch von Berlin bis an den Rhein als

"Puppchen, du bist mein Augenstern,
Puppchen, hab dich zum Fressen gern..."

und von der "Underberg"-Reklame im Fernsehen der 1980er Jahre.

In Amerika hingegen ist er seit dem David Lean-Film "Die Brücke am Kwai" als "River Kwai March" bekannt.

Sonnig und heiter ging der Abend weiter, mit dem "Banana Boat Song", den einst Harry Belafonte auf den Konzertbühnen dieser Welt bekannt gemacht hat. Was dieses Lied mit Wasser zu tun hat? Nun, wenn ein Dampfer, der Bananen als Fracht geladen hatte, eine Insel der Karibik ansteuerte, löschten die Hafenarbeiter die Ladung, indem sie zum Dampfer hinüber ruderten, die Bananen bündelweise in ihre Boote hievten und an Land in die Lagerhäuser brachten.

 Deshalb tönt das "DAY-O! DAAAAY-O!" so fröhlich: Weil für die Hafenarbeiter bei Tagesanbruch, wenn die Ladung vollständig gelöscht war, die Schicht endete und sie mit ihrem Lohn nach Hause gehen durften!

Den "Banana Boat Song" begann an diesem Abend das Junior-Blasorchester, d.h. fünf Mädchen und fünf Jungen zwischen neun und dreizehn Jahren, die sich ebenso tapfer wie vom Lampenfieber beklommen durch das Stück nagten, das ihnen eher von Rolf Zuckowski als "Theo, mach mir ein Bananenbrot" bekannt sein dürfte.

Als sie sich klar und sauber durch das Thema buchstabiert hatten, lösten die erwachsenen Bläserinnen und Bläser die Kids ab und leiteten in ein Arrangement über, das vom tschechischen Komponisten und Arrangeur Vlad Kabec stammt und schon eher nach Karibik als nach "Bananenbrot" klang...

Hörbar mutiger und zuversichtlicher als beim ersten Stück übernahm das Junior-Blasorchester auch die weltberühmte "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach. Doch während sich die Junioren strikt an die Melodie hielten, warteten die Erwachsenen mit einer unerwarteten Variation auf, einer Cha-Cha-Cha-Variante, arrangiert von Hans Koldiz.

Ein Cha-Cha-Cha und die "Barcarole"? Doch, rein vom Klangbild her funktioniert dies, auch wenn man beim Rhythmus andere Akzente setzen muss! Allerdings kamen mir bei dieser Version weder die Kanäle Venedigs noch der Strand von Ipanema in den Sinn, eher eine Dampferfahrt mit Tanz auf dem Rhein. Eine Kulisse, die Offenbach als Bonvivant und ebenso weitgereistem wie erfolgreichem Komponisten ebenso vertraut gewesen sein dürfte wie Venedig oder Paris.

Von den Kanälen Venedigs ging es mit Smetana auf die "Moldau". Das Leitmotiv und Ende dieser symphonischen Dichtung hat man in seiner Gestalt unverändert gelassen, doch dieses Arrangement beschränkte sich auf die Jagd und ließ sowohl die "Bauernhochzeit" als auch den "Feenreigen im Mondenschein" weg; Elemente, die sonst zu dieser symphonischen Dichtung gehören.

Ob die "Rhine River Impressions" des Schweizer Komponisten Mario Bürki ganz oder auch nur in Auszügen gespielt wurden, kann ich nicht beurteilen, da ich dieses Stück vorher noch nie gehört habe. Doch das muntere Plätschern der Quelle, das Tosen des Rheinfalls bei Schaffhausen, der stille Weg durch den Bodensee und die weitere Reise des mächtigen Stromes durch Deutschland und Frankreich, bis er bei Rotterdam in die Nordsee mündet, all dies war im Stück für mich durchaus zu erkennen!

Und dann ergab sich zum Ende der ersten "Halbzeit" für mich der nächste Lerneffekt. Denn bei dem Stück "Watering the Periwinkles" (rosa Immergrün, eine in Mitteleuropa bekannte und beliebte Blume für das Wohnzimmer oder den Balkon) von Hardy Schneiders sah und hörte ich zum ersten Mal, dass ein Gartenschlauch auch als Blasinstrument taugt!

Hierfür braucht man nur das Mundstück einer Trompete und einen Plastik- oder Gummitrichter aus der Küche. Am oberen Ende des Gartenschlauchs setzt man das Mundstück ein, am unteren den Trichter, und wenn ein wahrer Könner oben ins Mundstück bläst, kommen unten klare und erstaunlich saubere, wenn auch etwas dünne und klägliche Töne heraus!

Dieses Stück führte heiter und launig in die Pause und diente zugleich als freundliche Aufforderung zu einer freiwilligen Spende für das Blasorchester und seine Arbeit. Denn auch wenn es sich hier um Freizeitmusiker handelt, können sie sich ohne ein Mindestmaß an finanzieller Unterstützung weder Musikinstrumente noch Notenliteratur leisten...

Was für einen Eindruck ich von diesem Bläserensemble bis zur Pause hatte?

Den für ihr Instrument erforderlichen Ansatz und die Spieltechnik haben die Musikerinnen und Musiker der Neurieder Blasmusikanten von Grund auf gelernt; jede und jeder von ihnen bläst klar, rein und zugleich weich. Der Gesamtklang des Ensembles ist rund und harmonisch, sprich, die Stimmen der  Instrumente driften weder auseinander noch lösen sie sich in Dissonanzen auf. Auch die unterschiedlichen Genres und Charaktere der Stücke traten deutlich hervor.

Um ein großes Aber, wenigstens bis zur ersten "Halbzeit", komme ich indes nicht herum: Jedes Stück, ganz gleich, welchen Grundcharakter es hatte, kam seeeehr langsam und getragen herüber. Und beim "Banana Boat Song" wie auch beim "Barcarole-Cha-Cha-Cha" fehlte das typische Flair ebenso wie das Temperament, während die "Moldau" und die "Rhine River Impressions" weder zu ergreifen noch gar zu überwältigen vermochten.

All diese Stücke waren klar und eindeutig zu erkennen, auch ihre unverwechselbare Klangfarbe und Rhythmik, hätten aber mehr Kraft, Würze und Tempo vertragen.

Doch ich will gerecht sein: Hier handelt es sich um Laienmusiker, die in ihrer spärlichen Freizeit an ihren Stücken üben und nicht jeden Tag von früh bis spät an ihnen feilen und schleifen wie die Bläser des MKO (Münchner Kammerorchesters) oder des BRSO (Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks).

Auch das erste Stück nach der Pause, "Circe" vom italienischen Komponisten Giuliano Vitiello, das in seinem Grundcharakter leicht, heiter und lebhaft hätte sein sollen, ging im gleichen Stil weiter.

Doch bei "Beyond the Sea" von Charles Trenet bzw. Bobby Darin, ein Lied, das von Natur aus ruhig, stetig und ohne Eile dahinfließt, stimmte im Bläserensemble die Chemie auf einmal voll und ganz! Hier entstand aus allen Instrumentengruppen ein harmonischer Zusammenklang wie aus einem Guss!

Und dann ergab sich für mich an diesem Abend der dritte und letzte Lerneffekt; denn auch das Stück "Donauwellen" des rumänischen Komponisten Iosif Ivanovici kannte ich dem Namen nach nicht. Doch schon die ersten vier Töne ließen es bei mir klingeln: Genau dieser Walzer verfolgt einen auf den Straßen und Plätzen der Münchner Innenstadt, wenn im Frühling an den ersten milden Wochenenden die Straßenmusikanten zum Vorschein kommen, vor allem die Akkordeonisten!

Nur habe ich diesen slawisch gefärbten Walzer bisher nicht mit der Donau in Verbindung gebracht: Jedes Mal, wenn ich ihn höre, stelle ich mir auf meiner kleinen privaten Kinoleinwand die weißen Nächte von St. Petersburg vor. Dieser Walzer klingt nach Träumen und Sehnsucht in einer lauen Sommernacht und ist getragen von jener eigentümlich hellen, goldenen Traurigkeit, die mir aus Smetanas "Moldau" und auch aus Dvoraks Neunter Symphonie "Aus der Neuen Welt" vertraut ist.

Ähnlich ging es mit "Cry Me A River" von Arthur Hamilton weiter, diesmal nicht gesungen, sondern vom Solo-Saxophon übernommen. Solange ein Stück nicht zu schnell ist, zeigen die Neurieder Blasmusikanten, dass sie nicht nur dichte, tragende Klangteppiche, sondern durchaus auch Stimmung und Atmosphäre erzeugen können.

Doch beim leichten, verspielten, anmutigen Cotillon "La Pulce dAcqua" von Angelo Branduardi schlug der Behäbigkeitsfaktor leider noch einmal gnadenlos zu...

Doch auch an diesem Abend kam das Beste zum Schluss: Beim australischen Shanty "The Wellerman Comes", den die Folk-Rocker von Santiano gemeinsam mit dem jungen britischen Sänger Nathan Evans bekannt gemacht haben, stimmte auf einmal alles! Hier kam bei den Musikerinnen und Musikern, die nicht nur bliesen, sondern zum Teil auch sangen und den Rhythmus auf dem Knie mitklopften, viel mehr Schwung und Spielfreude auf als zuvor!

Dieser Shanty klang erstmals so, als seien sie in dieser Art Musik zu Hause. Vielleicht sollten sich die Neurieder Blasmusikanten beim nächsten Jahreskonzert auf Stücke bzw. Lieder von der Waterkant verlegen, denn diese können sie für oberbayrische Verhältnisse erstaunlich gut...

Ich bin gespannt, wie es mir auf der "Neurieder Jazznacht" ergehen wird. Auch diese wird zum Teil von den Lehrerinnen und Lehrern und zum Teil von aktuellen und ehemaligen Schülerinnen und Schülern der Musikschule getragen, und zumindest einige der Musiker habe ich bereits kennengelernt und in guter Erinnerung.     



12.04.2025 - I. Teachers on Stage
Der erste dieser Konzertabende, Teachers on Stage, fand im erst vor kurzem neu eingerichteten Konzertsaal der Musikschule statt. Im Vorfeld hatte es keine große Ankündigung gegeben, nur auf der Website der Schule und in Gestalt einiger kleiner Plakate an den Hauptverkehrsadern von Neuried und Fürstenried West, sprich an der Forstenrieder, Münchner und Graubündner Straße. Als ich den ebenso schlichten wie hellen Konzertsaal im Erdgeschoss betrat, erschien mir die Bühne, auf der zwei Harfen, ein Flügel und zwei Blockflöten aufgebaut waren, größer und geräumiger als der Zuschauerraum, auch weil der Bereich unmittelbar rund um das Podium ebenso wie der Durchgang vom Saal zu den hinteren Schul- und Übungsräumen gemäß den Vorschriften des Brandschutzes als Fluchtweg frei bleiben musste. Alles in allem gab es fünf Stuhlreihen à 20 Stühle an der Stirnseite und drei an der rechten Querseite des Saals, d.h. für maximal 160 Personen. Hinzu kamen vorne rechts sechs "Notstühle" für die Kinder einiger Mitwirkender und im Foyer hinter den großen gläsernen Flügeltüren noch 20 weitere Sitzgelegenheiten, die aus den Unterrichts- und Übungsräumen zusammengetragen und für das Publikum bereitgestellt wurden. Denn der Ankündigung waren an diesem Abend viel mehr Zuschauerinnen und Zuschauer gefolgt, als die Veranstalter erwartet hatten, so dass der Saal schließlich brechend voll war und sich in Windeseile von selbst aufheizte, als um 19:00 Uhr das Konzert begann. Neben einer der beiden Rektorinnen, die Klavierunterricht gibt, bieten sieben Lehrerinnen und sechs Lehrer für Kinder und Jugendliche von vier bis achtzehn Jahren Unterricht in Gesang, Blockflöte, Geige, Cello, Kontrabass, Harfe, Trompete, Posaune, Saxophon, Akkordeon und E-Gitarre sowie klassischer Konzertgitarre. Und die Lehrkräfte, die an diesem Abend außer ihren Instrumenten und Notenständern auch Stühle und Hocker schleppten, führten durch ein buntes Programm quer durch die Jahrhunderte, Genres und Stile.


I. Teachers on Stage


Der erste dieser Konzertabende, Teachers on Stage, fand im erst vor kurzem neu eingerichteten Konzertsaal der Musikschule statt. Im Vorfeld hatte es keine große Ankündigung gegeben, nur auf der Website der Schule und in Gestalt einiger kleiner Plakate an den Hauptverkehrsadern von Neuried und Fürstenried West, sprich an der Forstenrieder, Münchner und Graubündner Straße.

Als ich den ebenso schlichten wie hellen Konzertsaal im Erdgeschoss betrat, erschien mir die Bühne, auf der zwei Harfen, ein Flügel und zwei Blockflöten aufgebaut waren, größer und geräumiger als der Zuschauerraum, auch weil der Bereich unmittelbar rund um das Podium ebenso wie der Durchgang vom Saal zu den hinteren Schul- und Übungsräumen gemäß den Vorschriften des Brandschutzes als Fluchtweg frei bleiben musste. Alles in allem gab es fünf Stuhlreihen à 20 Stühle an der Stirnseite und drei an der rechten Querseite des Saals, d.h. für maximal 160 Personen. Hinzu kamen vorne rechts sechs "Notstühle" für die Kinder einiger Mitwirkender und im Foyer hinter den großen gläsernen Flügeltüren noch 20 weitere Sitzgelegenheiten, die aus den Unterrichts- und Übungsräumen zusammengetragen und für das Publikum bereitgestellt wurden.

Denn der Ankündigung waren an diesem Abend viel mehr Zuschauerinnen und Zuschauer gefolgt, als die Veranstalter erwartet hatten, so dass der Saal schließlich brechend voll war und sich in Windeseile von selbst aufheizte, als um 19:00 Uhr das Konzert begann.

Neben einer der beiden Rektorinnen, die Klavierunterricht gibt, bieten sieben Lehrerinnen und sechs Lehrer für Kinder und Jugendliche von vier bis achtzehn Jahren Unterricht in Gesang, Blockflöte, Geige, Cello, Kontrabass, Harfe, Trompete, Posaune, Saxophon, Akkordeon und E-Gitarre sowie klassischer Konzertgitarre.

Und die Lehrkräfte, die an diesem Abend außer ihren Instrumenten und Notenständern auch Stühle und Hocker schleppten, führten durch ein buntes Programm quer durch die Jahrhunderte, Genres und Stile.
 

Jacob van Eyck, "Bravade" für Blockflöte

Zwar wies die Flötistin in ihrer kurzen Einführung darauf hin, dass ihr Instrument aus der Barockzeit stammte, ihre Form und Beschaffenheit wie auch ihr Klang glich indes durchaus der uns vertrauten Blockflöte.

Auch die Barockflöte heult wie ein Wintersturm im Schornstein, wenn der Luftstrom beim Blasen ins Mundstück nicht stetig und gleichmäßig dosiert ist, und tönt klar und rein, wenn das Lampenfieber nachlässt und der Atem ruhig und kontrolliert fließt.

Ab der Hälfte und gegen Ende des Stückes spielte die Flötistin sowohl mit halsbrecherischer Rasanz als auch lupenrein und bewies eindrucksvoll, dass eine Blockflöte nicht nur ein Instrument für Kinder ist, sondern auch virtuos klingen kann.
 

Henry Purcell "Two on One Upon Ground" und "Tollets Ground" für Blockflöte, Violine und Harfe


Während das erste der beiden Trios sanft, verträumt und leicht melancholisch herüberkam, war das zweite ein lebhafter Tanz von schwereloser Leichtigkeit. Zwei Stücke, die den besonderen Klang dieser drei Instrumente und die Harmonie zwischen ihnen klar und deutlich zum Vorschein brachten.

Der Klang von Harfe, Geige und Flöte führt in eine ferne, lange zurückliegende Zeit zurück, vermag uns indes immer noch genauso zum Träumen zu bringen oder in eine leichte, heitere Stimmung zu versetzen wie vor über 350 Jahren, als der britische Komponist Henry Purcell diese beiden Stücke schrieb.

Denn die Regeln und Gesetze der Komposition, sprich, die Tonarten und Tonleitern im Quintenzirkel, die Harmonieschemata sowie die musikalischen Phrasen und Figuren, auf denen die Musik Europas aufgebaut ist, wurden vor über 350 Jahren von Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz in Deutschland, Claudio Monteverdi und Antonio Vivaldi in Italien, Georg Friedrich Händel und Henry Purcell in Großbritannien und vielen anderen Komponisten der Generalbasszeit erschaffen, gelten heute nach wie vor und prägen seither unser musikalisches Gehör.

 

Christophe Yunes - "Wintertag" und "Weiße Rose in der Dämmerung" für Gesang und Klavier
 

Diese klassisch gesetzten Kunstlieder beruhen auf zwei Gedichten von Hermann Hesse. Während "Wintertag" von einer erblühenden Hoffnung auf den Sommer und die Liebe spricht, die sich jetzt im Winter noch nicht erfüllen wird, handelt "Weiße Rose in der Dämmerung" vom Dahinsiechen und Sterben eines Menschen, der einem anderen wertvoll und kostbar ist.

"Wintertag" ist von Hoffnung und Warten und "Weiße Rose in der Dämmerung" von Melancholie und Schmerz erfüllt, doch in ihrem Gesamtcharakter wie auch im Vortrag der Sängerin und des Pianisten erschienen mir beide Lieder als knapp daneben gegriffen.

Tief empfundene Gefühle und Seelenzustände ziehen sich durch Hesses gesamtes literarisches Schaffen, doch sowohl der Gesang als auch die Klavierbegleitung, die den Gehalt seiner Gedichte tragen und transportieren sollte, kam für meine Begriffe zu weich und süßlich herüber und verlieh dadurch beiden Liedern etwas Unechtes und Geziertes.

Doch was man auch immer von Hesses Lyrik und Prosa halten mag, weich oder gar süßlich klingt sie für mein Empfinden nie, vor allem weder unecht noch gar geziert. Es sind tiefgehende Gefühle und Seelenzustände, die Hermann Hesse zum Ausdruck bringt; und die Kraft und Würde seines Stils liegt für mich darin, dass es ihm mit diesen Gefühlen und Seelenzuständen ernst war.

Denn sein Leben lang war und blieb er ein Suchender und Ringender nach dem richtigen, vor allem aufrichtigen Weg des menschlichen Geistes und Gemütes, und auf dem dornigen, mühsamen Weg, den er einschlug, hat er tief und schwer gelitten.

Und Hesses ernst gemeinte Suche und das Ringen um den richtigen Weg ist es, was erfasst und transportiert werden muss, wenn man seine Werke glaubwürdig herüberbringen will.

 

Johannes Brahms, "Sonate für Klavier  und Violoncello in e-moll", 1. Satz, Allegro non troppo


In dieser Sonate, vor allem im Cellopart, war dagegen ganz und gar nichts Weichliches und Süßliches oder gar Unechtes und Geziertes zu spüren.

Meine Güte, wie Brahms ein Cello zum Singen, Erglühen und Klagen bringen kann! Neben seinem musikalischen Leitstern Robert Schumann und Antonín Dvorak ist Brahms wie kaum ein anderer Komponist fähig, die Klangfacetten zu entfalten, die das Cello in sich birgt:

Morgennebel über einem stillen Wiesengrund oder Waldsee, das tiefe glühende Rot des westlichen Abendhimmels, den Duft und Geschmack eines schweren herben Rotweins und den wirbelnden Tanz von Herbstlaub im Wind.

Für meine Begriffe klingt im ersten Satz der "Sonate in e-moll" durch, was Brahms von seinem Vorbild Robert Schumann gelernt hat, und auch seine treu und tief ergebene Verehrung für Clara Schumann. die ihm als ebenso klar und beständig strahlender wie unerreichbarer Stern vor Augen stand wie die Venus am Morgen- und Abendhimmel.


Manuel Ponce, "Sonatina Meridional" für Konzertgitarre, 1. Satz "Campo"
 

Auf die erdenschwere Tiefe und Kraft und die samtige, dunkel lodernde Glut des Cellos folgte die filigran schwebende Zartheit und Leichtigkeit und der helle aber milde Schimmer der Konzertgitarre.

In seiner Auftragsarbeit sollte Manuel Ponce seinerzeit die Atmosphäre einer Landschaft in Spanien zum Ausdruck bringen. Der Gitarrenlehrer Henrique de Miranda Reboucas, der aus dem Norden Brasiliens stammt, meinte, für ihn und seine Landsleute und auch für andere Lateinamerikaner würde die "Sonatina Meridional" recht nordisch klingen, in etwa so, wie ein Nordeuropäer sich Spanien vorstellt.

Ich gebe zu, dass ich als Mitteleuropäerin weder ein Gespür noch eine Vorstellung habe, wie ein musikalisches Werk, das Spanien verkörpern soll, für einen Lateinamerikaner hätte klingen müssen.

Denn als Henrique de Miranda Reboucas zu spielen begann, klang für mich seine Konzertgitarre so licht und heiter und so mild und ruhevoll, wie ich mir den Himmel über Spanien und das Land vorstelle, das sich unter ihm erstreckt. Hauptsächlich musste ich bei diesem Satz der Sonate an den Hang eines Weinbergs denken und an blaue und weiße Trauben, die im Licht der Sonne glänzen und reifen...

Vor allem zeigte dieser Lehrer eindrucksvoll, was für ein feines und nuancenreiches Instrument die klassische Konzertgitarre sein kann. Richtig gezupft bietet sie zehnmal mehr als "Schrumm-Schrumm" am Lagerfeuer oder Begleitakkorde zu einem Pop-Song, kann schwerelos tanzen und schweben und klingt in jeder Lage und Tonart sanft, warm und weich.


Astor Piazzolla - "Nightclub 1960" für Harfe und Violine


Es ist für mich immer wieder erstaunlich, was Tango in seinem Ursprungsland Argentinien ist und was wir Mitteleuropäer daraus gemacht haben! Wie sind Tanzpaare in Deutschland, Österreich etc. auf die Idee gekommen, Tango müsse stark akzentuiert und vor allem eckig und roh im Ausdruck sein?

Stattdessen erschufen zwei Damen - eine an der Konzertharfe, die andere auf ihrer Geige - ein höchst subtiles, stilles und vor allem sanftes Tongemälde:

Eine verschwiegene Bar in einer lauen Sommernacht irgendwo in Buenos Aires, deren Fenster weit geöffnet sind, so dass der Raum von blauen Schatten und den Silberstrahlen des Mondlichts erfüllt ist. Von draußen weht dann und wann mit einer leichten Brise der Duft von Rosen und Jacaranda-Blüten herein, süß und betörend.

Am Tresen sitzen oder lehnen die Gäste bei ihrem Drink, unterhalten sich leise und gedämpft oder vertiefen sich im Spiegel ihres Glases in ihre Gedanken und Träume.

Übewr dem Raum schwebt der Klang der Harfe, sanft, leicht und schwerelos perlend, während sich die Geige elastisch und geschmeidig schlängelt und windet, sich an den Tönen der Harfe emporrankt wie eine Trichterwinde, in deren samtvioletten Blüten sich diese Sommernacht widerspiegelt.

 

Robert Merdzo, "No. 437, 572 und 502"


Dieser E-Gitarrist war für mich die Entdeckung dieses Abends! Denn obwohl seine Kompositionen nur Nummern und keine Namen tragen, zeigte er, zu welch feinen Nuancen und Facetten eine E-Gitarre fähig ist, wenn ein Meister sie spielt.

Meine geneigten Leserinnen und Leser mögen mir glauben oder nicht, aber diese Mischung aus Jazz, Blues und Rock, die Robert Merdzo spielt, habe ich in vergleichbarer Weise bisher nur von David Gilmour von Pink Floyd gehört.

Merdzos Leadgitarre kann einmal so schlicht und sanft klingen wie die Begleitung zu "Wish You Were Here", um sich dann in den Äther empor zu schwingen und hoch und weit ins Weltall hinaus zu tönen wie in "Shine On You Crazy Diamond", nur um einiges schlichter und bescheidener, weit weniger sphärisch und monumental, als man es von Gilmours mal klagender, mal schwelgender, aber stets überwältigender E-Gitarre kennt.

Dann wieder ist Merdzo zu rasanten und komplexen Läufen fähig, mit denen er Geschichten zu erzählen vermag, ähnlich wie es einst Steve Hackett in den frühen Jahren von Genesis konnte...

Ohne Zweifel habe ich an diesem Abend einen absoluten Könner an der E-Gitarre erlebt, nur still, bescheiden und unauffällig.  

 

"Escuelo" von Astor Piazzolla


Zwei Geigen, drei Celli, ein Kontrabass und ein Akkordeon entführen diesmal in ein ganz anderes Lokal: eine obskure Kneipe, in der sich eine Gruppe Geheimagenten in Nadelstreif-Anzügen und Fedorahüten versammelt hat und die Jagd auf ihr Opfer geplant hat: ein "Maulwurf", ein Verräter in den eigenen Reihen.

Dieser Doppelagent hat begriffen, dass man ihm heute Nacht an den Kragen will, und schlüpft still und leise aus der Bar in die Dunkelheit hinaus. Doch der Agentenclan hat bemerkt, dass ihr Vogel ausgeflogen ist, und nun springen sie von ihren Hockern auf, ziehen ihre Revolver und stürmen ihrer "Beute" hinterher.

Draußen, auf einer menschenleeren, gesichtslosen Straße in der Anonymität einer nächtlichen Großstadt, rennt der Verfolgte um sein Leben und schlängelt sich durch Passagen und stille Winkel, um seine Spur zu verwischen.

Doch wie geübte, erfahrene Spürhunde bleiben ihm seine Verfolger ebenso geschickt wie unerbittlich auf den Fersen und folgen ihm, egal, wohin er sich wendet, durch Seitenstraßen und -gassen, treppauf und treppab, in alle Ecken und Nischen.

Am Ende aber gelingt es dem "Maulwurf", seine Jäger hinter sich zu lassen. Plötzlich, mit einem jähen Wischer, ist er im Dunkel der Nacht verschwunden, bevor er in Schussweite gerät....

 

Kurt Weill und Bertolt Brecht, "Seeräuber-Jenny" und "Bilbao Song"
 

Sowohl ersteres als auch letzteres Lied hängen mit zwielichtigen Kneipen und dem Gangstermilieu zusammen. Eine Sängerin, die an Songs dieser Art herangeht, sollte meines Erachtens etwas Raues, Dunkles und Lässiges in ihrer Stimme haben wie eine Gangsterbraut, die mit allen Wassern gewaschen ist, die Spielregeln ihres Metiers kennt und sie kühl und abgebrüht anwendet.

Man kann aus der "Seeräuber-Jenny" viel herausholen: Ironie und den stillen, mühsam unterdrückten Triumph einer unterschätzten Frau, die ein entscheidendes As im Ärmel hat, das sie jetzt noch nicht ausspielt; den Zigarettenqualm und Alkoholdunst in einer Bar zu später Stunde; und dann ihren ohne Skrupel und Reue ausgelebten Triumph am Ende des Songs.

Beim "Bilbao Song" ist die Atmosphäre und Umgebung dieselbe, die Stimmung allerdings eine andere: Hier träumt jemand von früheren Zeiten, in denen es schlichter, ärmlicher und schmutziger und zugleich echter, ehrlicher und ungeschminkter zuging als in der Gegenwart; sprich, dieser Song spricht eher von Wehmut und Nostalgie.

Doch während die Pianistin eine angemessene Stimmungskulisse schuf und sie durchgängig zu halten verstand, lag das, was die Sängerin aus diesen beiden Songs machte, nach meinem Empfinden kilometerweit neben der Spur: Für mich hatte ihr Vortrag etwas Sprödes und Kühles, als hätte sie sich mit diesen Songs einen Scherz erlauben wollen, der ihr aber nicht gelang...

 

Frederick Loewe, "Almost Like Being in Love", Roy Hargrove "Top of my Head" und Roy Turk und Fred Ahlert, "Mean to Me" für Trompete, Klavier und Bass


Zum Ende des Konzerts kam der absolute Höhepunkt des Abends, als drei Jazzer zeigten, was sie aus ihren Instrumenten herausholen können:

ein Trompeter, der mal klar, kühl und präzise intonierte, mal in sanftes weiches Schwelgen überging; eine Pianistin, die auf den Tasten ihres Flügels tanzte, galoppierte und synkopierte, was das Zeug hielt, und ein Gitarrist, der seine E-Gitarre auf Bass umfunktionierte und für ein sattes, knackiges, federndes Rhythmusgerüst sorgte.

Jeder dieser drei Musiker zeigte, wie virtuos und lässig er sein Instrument beherrschte und die Gelegenheit genoss, sein Können zu präsentieren und seinem Spiel freien Lauf zu lassen!
 



12.04.2025 - Mein Ostergruß an meine Leserinnen und Leser
Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Vor etwa einem Dreivierteljahr habe ich in meinem Artikel über das Konzert des Bläserquintetts "Classic Brass" im Garten von Schloss Fürstenried erwähnt, dass sich in Neuried, meinem kleinen Vorort genau hinter der südlichen Stadtgrenze von München, im Hinblick auf kulturelle Angebote nicht sehr viel rührt. Doch in diesem Frühjahr hat sich gegenüber dem ehemaligen Rathaus etwas getan: Direkt an die Grundschule grenzt die neu renovierte Musikschule an, parallel dahinter liegt die Mehrzweckhalle, und innerhalb von drei Wochen haben auf diesem Areal zwei Konzerte auf freiwilliger Spendenbasis und eines zum supergünstigen Preis von 5 Euro stattgefunden! Das erste Konzert wurde von Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Neuried und das zweite von begabten Laien bestritten, und keiner der an den Konzertabenden beteiligten Musikanten ist in der Münchner Musikszene bekannt oder gar berühmt. Doch sowohl die Lehrer als auch die Laien spielten auf einem erstaunlich hohen Niveau, so dass die Konzerte, die ich gehört habe, aus meiner Sicht durchaus erwähnenswert sind. Und mit meinem kleinen musikalischen Ausflug in die Nachbarschaft wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern nah und fern auf diesem Wege schöne und erholsame Osterfeiertage!


Mein Ostergruß an meine Leserinnen und Leser - Aus dem Programm der Musikschule Neuried

 

Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Vor etwa einem Dreivierteljahr habe ich in meinem Artikel über das Konzert des Bläserquintetts Classic Brass im Garten von Schloss Fürstenried erwähnt, dass sich in Neuried, meinem kleinen Vorort genau hinter der südlichen Stadtgrenze von München, im Hinblick auf kulturelle Angebote nicht sehr viel rührt.

Doch in diesem Frühjahr hat sich gegenüber dem ehemaligen Rathaus etwas getan: Direkt an die Grundschule grenzt die neu renovierte Musikschule an, parallel dahinter liegt die Mehrzweckhalle, und innerhalb von drei Wochen haben auf diesem Areal zwei Konzerte auf freiwilliger Spendenbasis und eines zum supergünstigen Preis von 5 Euro stattgefunden!

Das erste und letzte Konzert wurde von Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Neuried und das zweite von begabten Laien bestritten, und keiner der an den Konzertabenden beteiligten Musikanten ist in der Münchner Musikszene bekannt oder gar berühmt.

Doch sowohl die Lehrer als auch die Laien spielten auf einem erstaunlich hohen Niveau, so dass die Konzerte, die ich gehört habe, aus meiner Sicht durchaus erwähnenswert sind.

Und mit meinem kleinen Ausflug in die Nachbarschaft wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern nah und fern auf diesem Wege schöne und erholsame Osterfeiertage!



12.04.2025 - Aus dem Programm der Musikschule Neuried - Mein Ostergruß an meine Leserinnen und Leser
Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Vor etwa einem Dreivierteljahr habe ich in meinem Artikel über das Konzert des Bläserquintetts "Classic Brass" im Garten von Schloss Fürstenried erwähnt, dass sich in Neuried, meinem kleinen Vorort genau hinter der südlichen Stadtgrenze von München, im Hinblick auf kulturelle Angebote nicht sehr viel rührt. Doch in diesem Frühjahr hat sich gegenüber dem ehemaligen Rathaus etwas getan: Direkt an die Grundschule grenzt die neu renovierte Musikschule an, parallel dahinter liegt die Mehrzweckhalle, und innerhalb von drei Wochen haben auf diesem Areal zwei Konzerte auf freiwilliger Spendenbasis und eines zum supergünstigen Preis von 5 Euro stattgefunden! Das erste Konzert wurde von Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Neuried und das zweite von begabten Laien bestritten, und keiner der an den Konzertabenden beteiligten Musikanten ist in der Münchner Musikszene bekannt oder gar berühmt. Doch sowohl die Lehrer als auch die Laien spielten auf einem erstaunlich hohen Niveau, so dass die Konzerte, die ich gehört habe, aus meiner Sicht durchaus erwähnenswert sind. Und mit meinem kleinen Ausflug in die Nachbarschaft wünsche ich meinen Leserinnen und Lesern nah und fern auf diesem Wege schöne und erholsame Osterfeiertage!


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