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Blog

Weggefährten

Von jenen, die mich in meiner Entwicklung am stärksten geprägt haben, möchte ich in meinen Beiträgen erzählen...



Vorwort zu meinem Blog-Bereich „Weggefährten“

Es gibt Neues von mir! Zwischen dem 16. und 31. Dezember 2019 ist mein neues Buch „Weggefährten – Eine kleine Dankmusik“ erschienen, dessen Kapitel zugleich die Beiträge dieses Blog-Bereiches sind.

„Weggefährten“ entspringt einem ähnlichen Bedürfnis wie mein Vorgängerwerk „EUROPRISMA – Meine Seelenreisen“, nur möchte ich diesmal nicht Städten und Ländern danken, in denen ich zu Gast war. Diesmal geht es mir um Persönlichkeiten und Phänomene des 20. Jahrhunderts – einige gehen noch ein bisschen weiter zurück -, die mich zu der gemacht haben, die ich heute bin.

Natürlich kann man sagen: Was man wird und was man aus sich und seinem Leben macht, liegt in der eigenen Verantwortung. Gewiss. Doch zur geistig-seelischen Entwicklung eines Menschen gehören ebenso inspirierende oder gar entscheidende Anstöße und Impulse von außen.

Von jenen, die mich in meiner Entwicklung am stärksten geprägt haben, möchte ich in meinen Beiträgen erzählen und würde mich freuen, wenn auch IIhr mit einsteigen und von euren entscheiden-den Impulsgebern oder Wegweisern erzählen würdet.


17.08.2024 - Kreative Anstöße aus Fernost - Aus der Welt der Mangas und Animés
Kurioserweise habe ich durch den Besuch der Frankfurter und der Leipziger Buchmesse in den Jahren 2017 und 2018 auch erstmals die Welt der Cosplayer kennengelernt, die wiederum eng mit jener der japanischen Manga- und Animé-Serien verknüpft ist. Mangas sind gedruckte und gebundene Comics oder auch Graphic Novels, während Animés Zeichentrickfilme sind. Auch bei uns in Deutschland werden seit Beginn der 2000er-Jahre inzwischen Manga-Reihen bzw. Graphic Novels aus Japan gelesen, und wie dort entstanden mit der Zeit auch bei uns Clubs, deren Mitglieder danach streben, einer bestimmten Figur aus einem Manga oder Animé in der äußeren Erscheinung so nahe wie möglich zu kommen. Als ich nach meinem ersten Manga-Comic griff und darin blätterte, wurde ich wie alle Neulinge auf die Tatsache gestoßen, dass man Mangas anders liest, als wir Europäer es gewohnt sind, nämlich in der Anordnung der japanischen Schrift. Das hei8t, Mangas liest man von hinten nach vorne, von rechts nach links und von oben nach unten. Als ich dies zum ersten Mal versuchte, säuselte mir von der Anstrengung und Umstellung das Hirn; doch hat man sein erstes Comic-Heft oder Buch durch, wird es einfacher, weil man die Regeln ziemlich rasch verinnerlichen kann. Ein Cosplayer zu sein, kann mitunter recht teuer werden, denn die Fans einer bestimmten Comic- oder Filmreihe besorgen oder nähen sich nicht nur die entsprechenden Kostüme und tragen die Frisur ihrer Lieblingsgestalt; sie basteln oder kaufen sich auch die Accessoires oder Waffen, die solch eine Lieblingsgestalt meist ständig bei sich trägt. Bei uns sind es nicht nur die Helden der Mangas und Animés, sondern auch jene aus dem Star Wars-, Herr der Ringe- oder Harry Potter-Universum. Wie auch immer, von meinem Ausflug in die Manga- und Cosplay-Welt nahm ich außer einem Comic-Band mein eigenes Samuraischwert mit, das es mittlerweile auch für Damen gibt; denn die Scheide meines Katana ist schwarz und mit pinkfarbenen Schmetterlingen verziert. Allerdings besteht die Klinge meines Katana nicht aus zehnfach geschliffenem und gehärtetem Stahl, sondern nur aus federleichtem Holz und ist so stumpf, dass sie gerade einmal durch Butter schneidet, aber sonst nichts und niemandem Schaden zufügen kann.


IV. Kreative Anstöße aus Fernost - Aus der Welt der Mangas und Animés


Kurioserweise habe ich durch den Besuch der Frankfurter und der Leipziger Buchmesse in den Jahren 2017 und 2018 auch erstmals die Welt der Cosplayer kennengelernt, die wiederum eng mit jener der japanischen Manga- und Animé-Serien verknüpft ist. Mangas sind gedruckte und gebundene Comics oder auch Graphic Novels, während Animés Zeichentrickfilme sind.

Auch bei uns in Deutschland werden seit Beginn der 2000er-Jahre inzwischen Manga-Reihen bzw. Graphic Novels aus Japan gelesen, und wie dort entstanden mit der Zeit auch bei uns Clubs, deren Mitglieder danach streben, einer bestimmten Figur aus einem Manga oder Animé in der äußeren Erscheinung so nahe wie möglich zu kommen.

Als ich nach meinem ersten Manga-Comic griff und darin blätterte, wurde ich wie alle Neulinge auf die Tatsache gestoßen, dass man Mangas anders liest, als wir Europäer es gewohnt sind, nämlich in der Anordnung der japanischen Schrift. Das hei8t, Mangas liest man von hinten nach vorne, von rechts nach links und von oben nach unten.

Als ich dies zum ersten Mal versuchte, säuselte mir von der Anstrengung und Umstellung das Hirn; doch hat man sein erstes Comic-Heft oder Buch durch, wird es einfacher, weil man die Regeln ziemlich rasch verinnerlichen kann.

Ein Cosplayer zu sein, kann mitunter recht teuer werden, denn die Fans einer bestimmten Comic- oder Filmreihe besorgen oder nähen sich nicht nur die entsprechenden Kostüme und tragen die Frisur ihrer Lieblingsgestalt; sie basteln oder kaufen sich auch die Accessoires oder Waffen, die solch eine Lieblingsgestalt meist ständig bei sich trägt.

Bei uns sind es nicht nur die Helden der Mangas und Animés, sondern auch jene aus dem Star Wars-, Herr der Ringe- oder Harry Potter-Universum.

Wie auch immer, von meinem Ausflug in die Manga- und Cosplay-Welt nahm ich außer einem Comic-Band mein eigenes Samuraischwert mit, das es mittlerweile auch für Damen gibt; denn die Scheide meines Katana ist schwarz und mit pinkfarbenen Schmetterlingen verziert.

Allerdings besteht die Klinge meines Katana nicht aus zehnfach geschliffenem und gehärtetem Stahl, sondern nur aus federleichtem Holz und ist so stumpf, dass sie gerade einmal durch Butter schneidet, aber sonst nichts und niemandem Schaden zufügen kann.

Als letzten und langjährigsten Impuls, den ich durch die Kultur Japans vermittelt bekam, möchte ich noch etwas genauer auf die Animés, also die Zeichentrickfilme bzw. -serien zu sprechen kommen.

Wer in den 1970er Jahren ein Kind war, hatte bereits mit Japan Kontakt, ohne es zu bemerken, wenn sie oder er im Fernsehen Zeichentrickserien wie Heidi, Pinocchio oder Sindbad der Seefahrer anschauen durfte.

Die europäischen Vorlagen wurden von dem begnadeten Graphiker und Geschichtenerzähler Hayao Miyazaki und den Zeichnern seines Studio Ghibli in Bilder umgesetzt, wobei alle darauf achteten, dass die Charaktere und deren Entwicklung im Lauf der sich fortspinnenden Geschichte dem Original folgten, d.h. den Heidi-Romanen der Schweizerin Johanna Spyri, dem Pinocchio-Märchen von Carlo Collodi und Scheherazades Sindbad-Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht

Hayao Miyazaki sah in diesen Geschichten faszinierende Stoffe, die einen großen Reichtum an Dramatik und Gefühlstiefe bergen und deren Charaktere nie nur gut oder nur böse sind, sondern stets sowohl helle als auch dunkle Wesenszüge in sich tragen; Wesenszüge und vor allem tiefgehende Emotionen, die einfach da sind und das Recht haben, sich zu zeigen.

Weiter ging es in den späten 1980er/frühen 1990er Jahren mit Serien wie Sailor Moon, wo sich chaotische und alles andere als perfekte Teenie-Mädchen, die alle brav die Schulbank drücken, in geheime Kämpferinnen verwandeln, oder Die Rosen von Versailles, wo es um einen weiblichen Offizier als persönliche Leibwächterin der Königin Marie Antoinette am Hof von Versailles geht.

Allerdings fanden sich reale, historisch belegte Persönlichkeiten am Hof von Marie Antoinette und Ludwig XVI. – allein die Hauptprotagonistin Lady Oscar und ihr Jugendfreund André sind erfundene Gestalten - in farben- und gefühlsstarken Traumsequenzen wieder, in denen sich ihre inneren Konflikte und Kämpfe mit sich selbst und anderen ausdrückten.

Zu Beginn der 2000er Jahre kamen auch Hayao Miyazakis große abendfüllende Filme zu uns in die europäischen Kinos, wie z.B. Das wandelnde Schloss, Chihiros Reise ins Zauberland oder Prinzessin Mononoké, um nur die bekanntesten zu nennen. Neben den wunderschönen Landschaftsbildern, Bauwerken und Häusern und der Tiefe und Wärme, mit der das Team von Miyazakis Studio Ghibli seine Geschichten erzählt, werden immer auch traurige wie auch grausam und brutal erscheinende Begebenheiten gezeigt.

Manchen Eltern in Europa und den USA erscheinen diese Bilder und diese Art zu erzählen als zu erschreckend und verstörend für die Seelen ihrer Kinder.

Andererseits: Zum einen sind kleine Kinder aus unserer Sicht nicht selten grausam und brutal, ohne dass es ihnen bewusst ist, wenn sie als Instinktwesen, die sie sind, miteinander kämpfen.

Und zum anderen: Wissen wir, was unsere Kinder in der alltäglichen, realen Welt verstört und erschreckt, sei es, dass es ihnen als riesengroß erscheint, in lichtloses, schwarzes Dunkel gehüllt ist, grässliche oder viel zu laute Geräusche von sich gibt? Was uns als Erwachsene nicht mehr berührt, ergreift und erschreckt sie vielleicht mehr, als wir ahnen.

Doch so heftig es auch in den Geschichten des Studio Ghibli zugeht, am Ende kommt es nach all den Mühen, Schrecken und Strapazen immer zu einer Lösung, die allen Beteiligten gerecht wird.

So darf Heidi von Frankfurt wieder in ihre so sehr geliebte und vermisste Schweizer Bergwelt zurückkehren, und später lernt ihre Freundin Clara in eben dieser Bergwelt wieder auf ihren Beinen zu stehen und zu gehen.

Nach allen Gefahren, Versuchungen, Bedrohungen und Verwicklungen wird aus der Holzpuppe Pinocchio tatsächlich ein Junge aus Fleisch und Blut.

So ungeschickt und kindisch sich die Teenie-Mädchen in Sailor Moon zuweilen auch anstellen, am Ende retten sie doch immer die Welt.

Und auch wenn Lady Oscar und ihr Jugendfreund André im Zuge der Französischen Revolution nicht mit dem Leben davonkommen, enden sie nicht in der Masse der Vielen, die der Guillotine zum Opfer fallen, sondern fallen beide in ihrem Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit, so dass ihr Leben und Tod einen Sinn hat.

So manches ist wahr an den Welten, die Hayao Miyazaki und seine Leute entworfen und uns vorgestellt haben; es sind zeitlose Geschichten, ja man kann sagen KIassiker, deren Gehalt und Wert erhalten bleiben wird.



17.08.2024 - Wie die Naturgewalten eines Landes seine Bewohner prägen und formen
Wer Japanerinnen und Japaner im Umgang miteinander beobachtet oder näheren Umgang mit ihnen hat, findet in ihnen Verhaltensweisen, die ihnen in die Wiege gelegt sind: Stille, Bedachtsamkeit im Verhalten und Handeln, Achtsamkeit im Tun und Umgang, und Respekt gegenüber den Menschen, mit denen man ständig zu tun hat. Vielleicht sind diese Grundzüge eine Notwendigkeit, um zu überleben, wenn man über fünf Inseln verteilt lebt, deren Natur das genaue Gegenteil von still und bedächtig ist: Hokkaido, Honshu, Shikogu, Kyushu und Okinawa und dazu noch die kleinen Ryukyu-Inseln im Süden. Denn zum einen liegen die Inseln des Archipels Japan ebenso wie die Philippinen und ein Großteil der Inseln im südlichen Pazifik bis hinunter nach Neuseeland auf der Nahtstelle zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte, so dass Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche auf jeder dieser Inseln zur Tagesordnung gehören; ja, es gibt sogar Inseln, die durch ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch entstehen oder davon versenkt werden. Dazu kommen kalte und strenge Winter auf der Nordinsel Hokkaido und im Frühjahr und Herbst Taifune im Süden, vor allem rund um Okinawa und die Ryukyu-Inseln. Es geschah nicht von ungefähr und ohne Grund, dass vor Beginn des 20. Jahrhunderts die Häuser in Japan überwiegend aus mit Reispapier bespannten Gerüsten aus Bambus- oder Kiefernholz bestanden, dass es als Möbel nur wenige niedrige Kommoden und Tische gab und dass die Menschen auf Matten saßen und auf Futons schliefen:  Da Holz und Reis auf allen fünf Inseln in rauen Mengen vorhanden war, hatte man darin sehr billige Baustoffe, und wenn ein Erdbeben einem das Haus einstürzen ließ oder ein Tsunami oder Taifun es mit sich fortspülte, war ein neues Haus relativ schnell und preisgünstig errichtet; und man brauchte auch nur das Nötigste an Mobiliar, um das neue Haus für sich und die Seinen bewohnbar zu machen. Da die Menschen, die auf Hokkaido, Honshu, Shikogu, Kyushu und Okinawa lebten, die Wucht und Gewalt der Natur ständig zu sehen und zu spüren bekamen, sagten sie sich, dass sie sich den Formen und Erscheinungen der Natur anpassen bzw. diese bei der Gestaltung ihrer Häuser, Dörfer und Städte berücksichtigen mussten. Und so entstanden über die Inseln verteilt große und kleine Parkanlagen und Gärten, Gestecke aus Blüten und Pflanzenteilen, die zu Skulpturen geformt wurden, und in der kleinsten Größe Bonsais, die gestäbt und zurechtgeschnitten wurden und dennoch die Gestalt und Form eines großen Baumes beibehielten. Und auch unter der stillen und beherrschten Oberfläche der Menschen brodeln mitunter heftige Gewalten:


III. Wie die Naturgewalten eines Landes seine Bewohner prägen und formen


Wer Japanerinnen und Japaner im Umgang miteinander beobachtet oder näheren Umgang mit ihnen hat, findet in ihnen Verhaltensweisen, die ihnen in die Wiege gelegt sind: Stille, Bedachtsamkeit im Verhalten und Handeln, Achtsamkeit im Tun und Umgang, und Respekt gegenüber den Menschen, mit denen man ständig zu tun hat.

Vielleicht sind diese Grundzüge eine Notwendigkeit, um zu überleben, wenn man über fünf Inseln verteilt lebt, deren Natur das genaue Gegenteil von still und bedächtig ist: Hokkaido, Honshu, Shikogu, Kyushu und Okinawa und dazu noch die kleinen Ryukyu-Inseln im Süden.

Denn zum einen liegen die Inseln des Archipels Japan ebenso wie die Philippinen und ein Großteil der Inseln im südlichen Pazifik bis hinunter nach Neuseeland auf der Nahtstelle zwischen der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte, so dass Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche auf jeder dieser Inseln zur Tagesordnung gehören; ja, es gibt sogar Inseln, die durch ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch entstehen oder davon versenkt werden.

Dazu kommen kalte und strenge Winter auf der Nordinsel Hokkaido und im Frühjahr und Herbst Taifune im Süden, vor allem rund um Okinawa und die Ryukyu-Inseln.

Es geschah nicht von ungefähr und ohne Grund, dass vor Beginn des 20. Jahrhunderts die Häuser in Japan überwiegend aus mit Reispapier bespannten Gerüsten aus Bambus- oder Kiefernholz bestanden, dass es als Möbel nur wenige niedrige Kommoden und Tische gab und dass die Menschen auf Matten saßen und auf Futons schliefen: 

Da Holz und Reis auf allen fünf Inseln in rauen Mengen vorhanden war, hatte man darin sehr billige Baustoffe, und wenn ein Erdbeben einem das Haus einstürzen ließ oder ein Tsunami oder Taifun es mit sich fortspülte, war ein neues Haus relativ schnell und preisgünstig errichtet; und man brauchte auch nur das Nötigste an Mobiliar, um das neue Haus für sich und die Seinen bewohnbar zu machen.

Da die Menschen, die auf Hokkaido, Honshu, Shikogu, Kyushu und Okinawa lebten, die Wucht und Gewalt der Natur ständig zu sehen und zu spüren bekamen, sagten sie sich, dass sie sich den Formen und Erscheinungen der Natur anpassen bzw. diese bei der Gestaltung ihrer Häuser, Dörfer und Städte berücksichtigen mussten.

Und so entstanden über die Inseln verteilt große und kleine Parkanlagen und Gärten, Gestecke aus Blüten und Pflanzenteilen, die zu Skulpturen geformt wurden, und in der kleinsten Größe Bonsais, die gestäbt und zurechtgeschnitten wurden und dennoch die Gestalt und Form eines großen Baumes beibehielten.

Und auch unter der stillen und beherrschten Oberfläche der Menschen brodeln mitunter heftige Gewalten:

So z.B. in den Tänzen des Kabuki-Theaters, die meist eine tragische Geschichte erzählen, in der Gefühle wie Schmerz, Verzweiflung, Zorn und Hass zum Ausdruck kommen, zwar durch die streng vorgeschriebene Form und Bewegungsabläufe der Tänze sublimiert, aber dennoch mit großer Wucht und Tiefe gezeigt und dargestellt;

oder in der Vorliebe der Japanerinnen und Japaner für Kampfkunst-Duelle gleich welcher Art, die vom Publikum mit Geschrei, Gelächter und starkem Körpereinsatz begleitet werden;

oder in der Form des Butoh-Tanzes, der für Laien leichter zu erlernen ist, da weit weniger steif, formell und vorschriftsgemäß als die höfischen Kabuki-Formen, und in dem es um den frei strömenden Ausdruck tiefgehender Gefühle und/oder die Phantasiereise einer Seele geht.

In jenen dargestellten Geschichten, seien sie uralt oder relativ neu, haben Gut und Böse, Recht und Unrecht gleichermaßen ihren Platz, und es geschehen immer wieder Dinge, die nichts mit Logik und Rationalität zu tun haben und weder erklärt werden noch erklärbar sind.

Denn neben der strengen, ritualisierten Welt des Zen-Buddhismus ist der Schintoismus der Aino, der Ureinwohner, die einst als Nomadenstämme über Kamtschatka und die Kurilen eingewandert sind, bis heute überall in Japan gegenwärtig und spürbar.

Im Wesentlichen geht es im Schintoismus darum, dass alle Erscheinungen dieser Welt, in der wir leben - auch das Unbewegliche und Reglose wie Felsen, Berge, Ebenen und Seen - von Geistwesen bevölkert sind, die man gnädig stimmen sollte, um sich nicht ihren Zorn und damit ihre Verfolgung zuzuziehen, sondern in einem Notfall mit ihrem Beistand rechnen zu können.

Von dem verborgenen Seelenleben und den Leidenschaften, die gleich den Naturgewalten unter der Oberfläche brodeln, legt der Roman Die Geisha von Arthur Golden aus dem Jahr 1997, der verfilmt wude und 2005 weltweit durch die Kinosäle ging, ein beredtes Zeugnis ab.

Es handelt von dem steinigen, sowohl von unsagbarem Schmerz als auch von großen Triumphen gekennzeichneten Lebensweg der ehemaligen Geisha Sayuri, die als Chiyo mit ihrer älteren Schwester Satsu in einem unbekannten Dorf an der Ostküste als Tochter eines bitterarmen Fischers geboren wurde und als neunjähriges Kind gemeinsam mit ihrer Schwester von ihrem Vater an den Besitzer der ortsansässigen Fischfabrik verkauft wurde, der sich im Nebenberuf als Mädchenhändler betätigte.

Beide Mädchen landeten im Kyoto der 1930er Jahre, einer der japanischen Städte, in denen sich bis heute noch viele der alten Traditionen erhalten haben und zur damaligen Zeit erheblich strenger und enger eingehalten wurden als heute.

Während Satsu in ein Bordell gebracht wurde, aus dem ihr nach Jahren schließlich die Flucht gelang, wurde Chiyo in eine der angesehensten Okiyas von Kyoto überführt, ein "Geisha-Haus", in dem die Mädchen, die aufgenommen wurden, für ihre Ausbildung wie auch für ihre aufwändige Garderobe und Ausstattung von der Besitzerin der Okiya vom Anfang an mit Schulden überzogen wurden.

Nur wenn die Maikos (Geishas in Ausbildung) mit ihren Darbietungen und den Summen, die ihre Gönner für ihre Gesellschaft zu zahlen bereit waren, genügend Geld einbrachten, hatten sie eine Chance, eines Tages ihre Schulden zurückzuzahlen und sich von der Okiya buchstäblich freizukaufen.

Wenn einem Europäer schon die Ausbildung eines Samurai im Bushido - dem Weg des Kriegers - als knallhart und gnadenlos im Hinblick auf den Perfektions- und Präzisionsanspruch erscheint, dann ist der Weg der Geisha nicht weniger knallhart und gnadenlos. Kein Blick, keine Geste, keine Bewegung geschieht unbewusst und ohne Absicht; die Art, wie sich diese Blumen auf zwei Beinen in Gesellschaft benehmen und bewegen bzw. allein, wie sie durch die Gassen und Straßen einer Stadt schreiten, ist das Ergebnis jahrelangen, im Grunde lebenslangen Trainings.

Nur ein Beispiel, was es bedeutet, den Weg der Geisha zu gehen: Sobald eine Maiko erstmals die traditionelle Hochsteckfrisur verpasst bekommt, darf sie nur noch auf eine bestimmte Weise schlafen: auf dem Rücken ausgestreckt und mit einem Polster als Kissen, das den Nacken und den Hinterkopf stützt, aber den Rest des Kopfes und die Schultern in der Luft hängen lässt. 

Anders als die meisten Maikos in Chiyos Alter, die ihre Ausbildung widerspruchslos über sich ergehen ließen und kein anderes Ziel hatten, als eine begehrte Geisha zu werden, erwies Chiyo sich ihr Leben lang als Rebellin, die gegen die Härte ihrer Ausbildung und die Ungerechtigkeit der Okiya-Besitzerin und ihrer "älteren Schwester" immer wieder aufbegehrte und dafür regelmäßig in Grund und Boden geschmettert wurde.

Doch von zwei Zielen konnte Chiyo nichts und niemand abbringen:

Zum einen strebte sie danach, in den Künsten der Geishas - Tanz, Gesang, Shamisen-Spiel und vollendetes Benehmen - perfekt zu werden;

und zum anderen wollte sie im Grunde ihres Herzens nichts sehnlicher, als eines Tages das Herz des von ihr vergötterten "Direktors" zu gewinnen, des Geschäftsführers des Iwamura Electric-Konzerns. Denn von allen ihr bekannten Menschen war der "Direktor" der einzige, der Chiyo als Mensch mit einer lebendigen und fühlenden Seele sah und sie so annahm und wollte, wie sie wirklich war...

Heute wirft man Arthur Golden wie so vielen Autoren der westlichen Welt, die sich einer fremden Kultur annähern und sie zu porträtieren versuchen, "kulturelle Aneignung" vor; er hätte Chiyo/Sayuri aus der Sicht eines westlich orientierten und geprägten Menschen denken und sprechen lassen.

Erhebt sich die Frage: Wie anders soll und kann ein Europäer oder in diesem Fall ein U.S.-Amerikaner über die japanische Kultur schreiben? In einen Japaner wird er sich beim besten Willen nicht verwandeln können, ganz gleich, wie lange er die Geschichte, Philosophie und Lebensweise Japans studiert und/ oder praktiziert.

Und wenn Arthur Goldens Roman Die Geisha auf den Erinnerungen einer ehemaligen Geisha aus Kyoto beruht, die einst Gott und die Welt empfangen und kennengelernt hat, wird sie umgekehrt versuchen, ihre Geschichte so zu erzählen, dass Menschen aus der westlichen Welt ihre Denk- und Handlungsweise verstehen; sprich, auch sie als Japanerin wird versuchen, sich dem Denken von Europäern bzw. U.S.-Amerikanern anzunähern, um sie an ihrer Welt teilhaben zu lassen.

Ich frage mich überhaupt, was dieses Gerede von der "kulturellen Aneignung" soll. Anstatt zum Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen beizutragen und Gemeinsamkeiten zu suchen, die als Brücken dienen, über die sich zwei Welten begegnen können - wie es in James Clavells Shogun geschah -, werden stattdessen neue Schranken und Barrieren errichtet.

Wer gegen "kulturelle Aneignung" ist, will im Grunde, dass sich ein jedes Volk in seine  Geschichte und seine Traditionen einigelt und sich gegenüber Impulsen und Einflüssen aus anderen Ländern oder gar Kontinenten verschließt.

So wie Arthur Golden seinen Roman Die Geisha nicht hätte schreiben dürfen, hätte demnach auch Hayao Miyazaki mit den Mitarbeitern seines Studio Ghibli die Finger von Märchen, Legenden und Geschichten lassen müssen, die zum Kulturgut Europas zählen, weil er als Japaner sie nicht verstanden hätte und nicht nachvollziehen hätte können.

Dabei besteht doch die Leistung von Miyazaki und dem Studio Ghibli und auch der Schöpfer von Mangas und Graphic Novels zum Teil darin, dass sie sich über Legenden, Märchen und Geschichten aus dem fernen Europa Gedanken gemacht haben, von ihnen fasziniert waren und sie teils in ihrem ursprünglichen Gehalt beließen, teils auf ihre eigene Weise aufbereitet haben!

Deshalb möchte ich auch Im vierten und letzten Kapitel ein wenig genauer ausführen, was mir die Begegnungen mit der Welt der Mangas und Animés bedeutet hat.
 



17.08.2024 - Die Sache mit dem Ying und Yang
In den Städten, Wohnvierteln und Häusern Japans, vor allem aber in Tempeln und Schinto-Schreinen sieht man immer wieder eine weiße und eine schwarze Blase, die sich klar und deutlich voneinander abgrenzen und einander zugleich eng umschlungen halten, und stets beinhaltet eine der Blasen einen Anteil des Gegenpols in Gestalt eines kleinen Kreises im oberen Drittel - das allgegenwärtige Prinzip von Ying und Yang. Was ich nachfolgend zusammenzufassen versuche, hat mir eine meiner Münchner Freundinnen erklärt, als ich mein Arbeitsleben in München begann und sie über eine meiner Einsätze kennenlernte. Sie ist Reiki-Meisterin und hat den 3. Dan bzw. Grad erreicht. Um einfach anzufangen, kann man sagen: Ying verkörpert das Weibliche, die Elemente Wasser und Erde, die Nacht und das Licht und Wirken des Mondes, das Gebärende, Schützende und Bewahrende; Yang verkörpert das Männliche, die Elemente Feuer und Luft, den Tag und das Licht und Wirken der Sonne, das Zeugende, Neu-Erschaffende, aber auch das Zerstörende. Dies ist aber nur eine Grundordnung und nicht wirklich das Prinzip einer strengen Dualität; denn wo das Eine ist, muss als dessen Ausgleich auch das Andere sein, und in jedem Ying ist immer auch ein wenig Yang enthalten.


II. Die Sache mit dem Ying und Yang


In den Städten, Wohnvierteln und Häusern Japans, vor allem aber in Tempeln und Schinto-Schreinen sieht man immer wieder eine weiße und eine schwarze Blase, die sich klar und deutlich voneinander abgrenzen und einander zugleich eng umschlungen halten, und stets beinhaltet eine der Blasen einen Anteil des Gegenpols in Gestalt eines kleinen Kreises im oberen Drittel - das allgegenwärtige Prinzip von Ying und Yang.

Was ich nachfolgend zusammenzufassen versuche, hat mir eine meiner Münchner Freundinnen erklärt, als ich mein Arbeitsleben in München begann und sie über eine meiner Einsätze kennenlernte. Sie ist Reiki-Meisterin und hat den 3. Dan bzw. Grad erreicht.

Um einfach anzufangen, kann man sagen: Ying verkörpert das Weibliche, die Elemente Wasser und Erde, die Nacht und das Licht und Wirken des Mondes, das Gebärende, Schützende und Bewahrende; Yang verkörpert das Männliche, die Elemente Feuer und Luft, den Tag und das Licht und Wirken der Sonne, das Zeugende, Neu-Erschaffende, aber auch das Zerstörende.

Dies ist aber nur eine Grundordnung und nicht wirklich das Prinzip einer strengen Dualität; denn wo das Eine ist, muss als dessen Ausgleich auch das Andere sein, und in jedem Ying ist immer auch ein wenig Yang enthalten.

So erscheint beispielsweise das Element Wasser als weich, nachgiebig und widerstandslos, höhlt aber den Stein aus, löscht das Feuer, lässt das Leben auf der Erde gedeihen, spült es zuweilen auch fort und vereinigt sich bei einem Sturm an einer Küste oder auf See mit der Luft.

Nach der Sonne wiederum streckt sich und strebt alles, was auf dieser Erde lebt; doch unter zu starker Sonneneinstrahlung können junge Pflanzen nicht gedeihen, und wo die Glut der Sonne ungehindert und mit voller Wucht auf die Erde trifft, dörrt sie die Pflanzen aus und versengt das Erdreich.

Deshalb ist das Dunkel und die Kühle der Nacht, die das Grelle und Heiße beschwichtigt und zur Ruhe bringt, ebenso wichtig. 

Umgekehrt ist Schützen und Bewahren gut und schön; doch wenn kein Erschaffen und im Gegenzug kein Vergehen dazu kommt, geht das Leben nicht weiter, stagniert und erstickt schließlich an sich selbst.

Und wie alles Gute immer auch eine Schattenseite hat, wenn man nur lange genug nach ihr sucht, liegt im Abgrund und Dunkel des Bösen nicht selten auch Tiefe und Würde.

So ist nichts auf dieser Welt undenkbar und unmöglich; alles kann geschehen, auch wenn unser Verstand und unsere Vernunft die Oberhand behalten möchte und sagt: "Dies oder das kann nicht sein, weil..." oder "Dies oder das geht nicht, weil..."

Durch die Geschichte der Menschheit hindurch hat es neben den Wissenschaftlern und Technikern immer auch die Intuitiven und Seelenmenschen gegeben, die zu einer Erkenntnis gelangt sind, die sich ihnen in der Tiefe ihres Seins aufgetan und sie auf ganz eigene Art weitergebracht hat.

Zusammengehalten wird das Wechselspiel von Ying und Yang und alles Leben auf dieser Erde und im Universum vom Chi, der immer vorhandenen, unerschöpflichen Lebensenergie, die ewig fließt und strömt, sowohl um uns herum als auch durch uns hindurch.



17.08.2024 - Von einem fernen Land - Faszination Japan
Jedes Jahr am dritten Sonntag im Juli veranstalten die Schulen und Verbände, die sich in Bayern und München für den Erhalt der kulturellen Traditionen Japans einsetzen, im Englischen Garten rund um das Teehaus am Eisbach ein Fest, in dem sie ihre Künste und Fertigkeiten präsentieren und versuchen, Interessierte oder gar neue Mitglieder zu gewinnen. Seit den Olympischen Winterspielen von 1972, als München im Freistaat Bayern und Sapporo auf der nördlichen Insel Hokkaido in einer Städtepartnerschaft die Nähe zueinander zu suchen begannen, und vor allem seit es die ostasiatischen Gartenanlagen und Pagoden im Westpark gibt - sprich, seit der Internationalen Gartenschau von 1983 -, ist uns Münchnerinnen und Münchnern Japan mit seiner Kultur und seinen jahrhundertealten Traditionen näher gerückt, als es vielen von uns bewusst ist. Als ich in diesem Sommer das Japan-Fest hinter dem Haus der Kunst am Eisbach besuchte, erinnerte ich mich daran, dass die Kultur dieses Landes seit langem Spuren in meinem Bewusstsein hinterlassen hat und mich im Lauf meines Lebens von Zeit zu Zeit immer wieder einmal lächelnd und mit einer höflichen Verneigung gegrüßt hat. Übernommen habe ich von der Kultur und den Künsten Japans relativ wenig - wieso, darauf komme ich in meiner neuen Artikelreihe genauer zu sprechen -, aber etwas in mir lehnt sich immer wieder einmal über den Zaun und späht neugierig und fasziniert in diese uns so fremde und ferne Welt hinein. Und so möchte ich erzählen, wie es in meinem Leben über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer wieder dazu kam.


Von einem fernen Land - Faszination Japan
 

Jedes Jahr am dritten Sonntag im Juli veranstalten die Schulen und Verbände, die sich in Bayern und München für den Erhalt der kulturellen Traditionen Japans einsetzen, im Englischen Garten rund um das Teehaus am Eisbach ein Fest, in dem sie ihre Künste und Fertigkeiten präsentieren und versuchen, Interessierte oder gar neue Mitglieder zu gewinnen.

Seit den Olympischen Winterspielen von 1972, als München im Freistaat Bayern und Sapporo auf der nördlichen Insel Hokkaido in einer Städtepartnerschaft die Nähe zueinander zu suchen begannen, und vor allem seit es die ostasiatischen Gartenanlagen und Pagoden im Westpark gibt - sprich, seit der Internationalen Gartenschau von 1983 -, ist uns Münchnerinnen und Münchnern Japan mit seiner Kultur und seinen jahrhundertealten Traditionen näher gerückt, als es vielen von uns bewusst ist.

Als ich in diesem Sommer das Japan-Fest hinter dem Haus der Kunst am Eisbach besuchte, erinnerte ich mich daran, dass die Kultur dieses Landes seit langem Spuren in meinem Bewusstsein hinterlassen hat und mich im Lauf meines Lebens von Zeit zu Zeit immer wieder einmal lächelnd und mit einer höflichen Verneigung gegrüßt hat.

Übernommen habe ich von der Kultur und den Künsten Japans relativ wenig - wieso, darauf komme ich in meiner neuen Artikelreihe genauer zu sprechen -, aber etwas in mir lehnt sich immer wieder einmal über den Zaun und späht neugierig und fasziniert in diese uns so fremde und ferne Welt hinein. Und so möchte ich erzählen, wie es in meinem Leben über Jahre und Jahrzehnte hinweg immer wieder dazu kam.

 

I. Shogun - Eine Annäherung zweier Welten


Alles begann im Jahr 1982 mit einer Mini-Fernsehserie, die fünf Folgen umfasste und im Oktober dieses Jahres erstmals bei uns in Deutschland ausgestrahlt wurde.

Damals gab es noch keinen der privaten Fernsehsender, geschweige denn das Internet, und das Fernsehen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF sowie der Regionalsender hatte neben dem Unterhaltungswert immer auch einen Bildungsauftrag. 

Und mit der Serie Shogun bekam ganz Deutschland bzw. wer am Abend ab 20:15 den Fernseher einschaltete einen kostenlosen kleinen Grundkurs in der japanischen Sprache:

                "Kon nichi wa, Toranaga-sama!"

                "Kon nichi wa, Anjin-san!"

                "Vakarimas-ka?"

                "Vakarima-sen."

(Als Infinitiv-Sprache ist Japanisch ja soooo einfach...)

Zwar ist die Handlung von Shogun als Gegenstand des gleichnamigen Romans von James Clavell fiktiv, lehnt sich aber an zwei historische Gegebenheiten an:

Zum einen geschah es um das Jahr 1600 herum erstmals, dass sich Japan zu einem gewissen Grad der westlichen Welt Europas öffnete; denn seit etwa 800 n. Chr. hat die Bevölkerung dieser Inselwelt ihre kulturellen Einflüsse und Prägungen fast ausschließlich vom großen Nachbarn China und auch ein wenig von Korea übernommen und der eigenen Mentalität angepasst.

Doch um 1600 ließ Japan es erstmals zu, dass portugiesische Jesuiten in der kaiserlichen Hauptstadt Edo (dem Kern des heutigen Tokyo) und anderswo Missionsstationen und Kirchen gründeten und eröffneten, und begann mit Portugal über das Schwarze Schiff Handel zu treiben: Waffen, technische Errungenschaften und portugiesische Golddublonen im Tausch gegen Seide, Porzellan, lackierte Intarsienmöbel und Tee, alles Dinge, die es in Europa nicht gab und deshalb dort ein Vermögen wert waren.

Und zum anderen fällt diese Zeit in die Epoche der Samurai-Generäle, die oft auch Fürsten einer japanischen Provinz waren und das Ziel hatten, eines Tages Shogun zu werden, Heeresführer der Streitkräfte, die nur dem Befehl des Kaisers unterstanden.

Und nun stelle man sich vor, dass ein Taifun ein britisches Expeditionsschiff gegen die Klippen an der Südwestküste von Honshu schmettert, die Mannschaft dieses Schiffes samt ihrem Kapitän an Land gespült wird und in eine völlig fremde Welt stolpert, in der hemmungs- und skrupellose Grausamkeit gegenüber Feinden mit einer Gesellschaftsstruktur Hand in Hand geht, in der Höflichkeit gegenüber dem Anderen und Das-Gesicht-Wahren oberstes Gebot ist.

Umgekehrt wundern sich die Japaner über diese fremden Barbaren, die sich da in ihre Inselwelt verirrt haben; in ihren Augen ungehobelte, ja unzivilisierte KIötze, die sich in ihrer Gegenwart zunächst benehmen wie die berühmten Elefanten im Porzellanladen.

Doch allmählich wächst dieser britisch-holländische Seemann in die ihm so fremde Kultur hinein und spürt, wie sie ihn zu verändern beginnt, je länger er sich darin bewegt....

Die Hauptrollen spielten damals:

Richard Chamberlain als Kapitän John Blackthorne bzw. Anjin-san, der am Hof des Daimyo Toranaga zuerst Gefangener ist, aber bald zum Vermittler zwischen Toranaga und der westlichen Welt und sogar zum Berater des Fürsten wird;

Toshiro Mifune als Toranaga-sama, der als Fürst seiner Provinz bergehoch über dem ungehobelten Fremdling steht, später aber die Lernbereitschaft ebenso wie die klugen Vorschläge von "Anjin-san" zu schätzen lernt und ihn bald für seine eigenen Pläne einspannt;

Yoko Shimada als die in einem Jesuitenkloster erzogene Hofdame Toda Buntaro Mariko, deren Aufgabe es ist, bei den Gesprächen zwischen Fürst Toranaga und John Blackthorne (und natürlich auch für die europäischen Zuschauer vor dem Fernseher) zu dolmetschen, sprich, zwischen dem Fernen Osten und der westlichen Welt zu vermitteln;

und Frankie Sakai als Samurai und Marikos Ehemann Toda Buntaro, der seine Frau regelmäßig schlägt und misshandelt und dem Mariko kraft ihrer arrangierten Ehe "gehört"; der sich ihr gerne annähern würde, was sie aber nicht zulässt.

Ein Grundprinzip schwebt gleich einem Damoklesschwert die ganze Zeit über allen Protagonisten: Wer gegen die Sittengesetze der Gesellschaft verstößt, hat seine Ehre und sein Gesicht verloren und damit auch sein Leben verwirkt; und das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.

Zwei Eindrücke sind mir von der Shogun-Serie prägend in Erinnerung geblieben:

Zum einen die Tatsache, dass Japaner nichts auf die leichte Schulter nehmen und selbst alltägliche Handlungen nie oberflächlich und nebenbei ausführen, sondern stets achtsam und mit voller Konzentration.

Eine scheinbar banale Handlung wie das Aufbrühen und Zubereiten von Tee, die Gestaltung und Pflege eines Gartens, das Kehren eines kies- oder sandbestreuten Hofes mit dem Rechen oder das Schießen mit Langbogen und Pfeil wird zu einer Kunst- oder eher Meditationsform erhoben, die auf ganz bestimmte Weise, mit exakt vorgeschriebenen Bewegungsabläufen und meist schweigend ausgeführt wird. 

Es sei denn, dass bei solchen Anlässen Neulinge zu Gast sind; dann führt die Meisterin / der Meister in die einzelnen Abschnitte der Handlung ein.

Mein Gedanke als Vierzehnjährige war damals: "Am besten lässt man sich im Lotussitz nieder, sieht und hört zu und hält den Mund." Und genauso verhalten sich bis heute in Japan die Teilnehmer an einer Teezeremonie, sofern sie nicht Zeremonienmeister oder Gehilfen sind; in Europa dürfen die Gäste auf Stühlen oder Hockern sitzen, wenn sie mit den Knien Probleme haben.

Zum anderen das Bild einer Gesellschaft, in dem Ehre mehr bedeutet als Leben und Tod. Zum Begriff der Ehre gehört in Japan zum Beispiel, dass man zu seinem gegebenen Wort steht und es hält, dass man seinem Vorgesetzten, Lehrmeister oder Ehemann treu bleibt, und dass man die Regeln seines Umfeldes einhält.

Das gilt für die Kampfregeln ebenso wie für die Lebensführung der Samurai, was unter den Begriff Bushido - Weg des Kriegers - fällt, die Etikette an einem Fürsten- oder gar am Kaiserhof, und auch schlicht für die Regeln des Zusammenlebens von Ehefrau und Ehemann.

Bricht man diese Regeln, hat man seine Ehre und damit auch sein Leben verwirkt; die oder der Entehrte hat sich in der öffentlichen Gerichtsverhandlung, wenn das Todesurteil gesprochen ist, durch den rituellen Seppuku mit dem Dolch (Frauen) oder dem Kurzschwert (Männer) das Leben zu nehmen bzw. kann es auch jederzeit ohne Gerichtsverhandlung tun, wenn sie oder er zu dem Schluss gekommen ist, die Ehre verloren zu haben.

Seit Shogun gehen in meinem Bewusstsein zwei grundlegende Empfindungen Hand in Hand: Zum einen mein großer Respekt und meine Hochachtung vor der Gründlichkeit und Präzision, von der die Mentalität der Japanerinnen und Japaner geprägt ist, und zum anderen das Zurückprallen vor der klirrenden Strenge, die ich in ihrer Lebensweise auf Schritt und Tritt spüre.



31.07.2024 - Oskar Schindler - Lebemann und Lebensretter - Die Ausstellung im Sudetendeutschen Museum
Vorwort Wer im Jahr 1993 oder irgendwann danach bis in unsere Zeit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" im Kino oder TV gesehen hat, vergisst die Schwarz-Weiß-Bilder des Grauens nicht, die in der Zeit von 1940 bis 1945 in Krakau und anderswo in Osteuropa tatsächlich wie im Film geschildert zu sehen waren. Nun hat das Sudetendeutschen Museum aus Anlass des 50. Todestages von Oskar Schindler eine Ausstellung eröffnet, die seinen Lebensweg von seiner Geburt bis zum Ende seines Lebens im Alter von sechsundsechzig Jahren nachzeichnet. Sie wurde im ersten Untergeschoss eingerichtet und nimmt etwa die halbe Fläche des Stockwerks ein. Übrigens ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei; man muss sich nur an der Kasse im Erdgeschoss ein Ticket für den Einlass zu den Ausstellungsräumen besorgen und das Handgepäck in den Schließfächern im zweiten Untergeschoss verstauen. Ebenso wie der Film zeigt auch die Ausstellung, dass Oskar Schindler nach bürgerlichen Maßstäben nicht als moralisches Vorbild dienen kann. Er war ein Opportunist und Kriegsgewinnler, der sich sowohl der Sudetendeutschen Partei als auch später der NSDAP anschloss und hohe Funktionäre in den Reihen der SS und der Wehrmacht mit Zuwendungen bestach, um seinem Unternehmen zum Aufschwung zu verhelfen. Er war eher ein Schlitzohr und Abenteurer als ein Unternehmer, immer bereit, Regeln und Gesetze zu umgehen und zu unterlaufen. Und er war ein notorischer Frauenheld, der seine Frau betrog und vernachlässigte und in den Nachtlokalen von Krakau offenbar verführt haben muss, was nicht bis drei auf dem nächsten Baum saß. All dies macht aus ihm eine alles andere als zuverlässige, Vertrauen erweckende Gestalt, was die Ausstellung klar und ohne zu beschönigen zeigt; und es sind genau die oben geschilderten Verhaltensweisen, über die der Normalbürger die Nase rümpft und von denen er sich distanziert.


Die Ausstellung im Sudetendeutschen Museum am Gebsattelberg


Vorwort


Wer im Jahr 1993 oder irgendwann danach bis in unsere Zeit Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" im Kino oder TV gesehen hat, vergisst die Schwarz-Weiß-Bilder des Grauens nicht, die in der Zeit von 1940 bis 1945 in Krakau und anderswo in Osteuropa tatsächlich wie im Film geschildert zu sehen waren.

Nun hat das Sudetendeutschen Museum aus Anlass des 50. Todestages von Oskar Schindler eine Ausstellung eröffnet, die seinen Lebensweg von seiner Geburt bis zum Ende seines Lebens im Alter von sechsundsechzig Jahren nachzeichnet. Sie wurde im ersten Untergeschoss eingerichtet und nimmt etwa die halbe Fläche des Stockwerks ein.

Übrigens ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei; man muss sich nur an der Kasse im Erdgeschoss ein Ticket für den Einlass zu den Ausstellungsräumen besorgen und das Handgepäck in den Schließfächern im zweiten Untergeschoss verstauen.

Ebenso wie der Film zeigt auch die Ausstellung, dass Oskar Schindler nach bürgerlichen Maßstäben nicht als moralisches Vorbild dienen kann.

Er war ein Opportunist und Kriegsgewinnler, der sich sowohl der Sudetendeutschen Partei als auch später der NSDAP anschloss und hohe Funktionäre in den Reihen der SS und der Wehrmacht mit Zuwendungen bestach, um seinem Unternehmen zum Aufschwung zu verhelfen.

Er war eher ein Schlitzohr und Abenteurer als ein Unternehmer, immer bereit, Regeln und Gesetze zu umgehen und zu unterlaufen.

Und er war ein notorischer Frauenheld, der seine Frau betrog und vernachlässigte und in den Nachtlokalen von Krakau offenbar verführt haben muss, was nicht bis drei auf dem nächsten Baum saß.

All dies macht aus ihm eine alles andere als zuverlässige, Vertrauen erweckende Gestalt, was die Ausstellung klar und ohne zu beschönigen zeigt; und es sind genau die oben geschilderten Verhaltensweisen, über die der Normalbürger die Nase rümpft und von denen er sich distanziert.

Auf der anderen Seite gehörte es zur Zeit der NS-Diktatur gesellschaftlich zum guten Ton, Juden als Untermenschen zu betrachten und zu behandeln. Nicht nur, dass sie von all ihren Besitztümern enteignet, erst in einem Ghetto und dann in einem Konzentrationslager zusammengepfercht wurden und erniedrigende Zwangsarbeit leisten mussten:

Ihr Leben war keinen Pfifferling wert. Sie waren Freiwild, das man beim leisesten Ungehorsam, für ein Missgeschick bei der Arbeit oder auch aus einer puren Laune heraus erschießen durfte; und da dies von der Regierung offen genehmigt, ja sogar angewiesen wurde, hatten jene, die es taten, keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten.

Namen wie Dr. Josef Mengele, der Todesengel von Auschwitz, sein Lagerkommandant Rudolf Höß und auch AmonGöth als Kommandant des Konzentrationslagers Płaszow in Krakau belegen, wie weit Willkür und menschenverachtende Mordlust geht, wenn ihr kein Einhalt geboten wird.

Das war es, was Oskar Schindler während seiner Zeit in Krakau erkannte, und ihm regte sich das Gewissen und brachte ihn dazu, die Menschen, die in seiner Deutschen Emaillewaren-Fabrik (D.E.F.) arbeiteten, zu beschützen und ihr Leben zu erhalten, soweit es ihm möglich war.

Von seinen Freunden, die zum Großteil nach Israel emigrierten, wurde sein Handeln ein Leben lang in Ehren gehalten. Sie haben ihm nie vergessen, was er für sie getan hat, haben ihn bewahrt und unterstützt, als es ihm schlecht ging.

Denn im Nachkriegsdeutschland wurde das, was er während des Zweiten Weltkrieges getan hatte, lange Zeit weder gesehen noch gewürdigt. Als Kriegsgewinnler und Parteimitglied hatte er von deutschen Behörden keinerlei finanzielle Entschädigung oder Unterstützung zu erwarten.

Und die Unternehmen, die Schindler in Argentinien mit finanzieller Unterstützung durch die Bnai Brith aufzubauen versuchte, scheiterten an seinem allzu lässigen Umgang mit Geld und seiner eher dem Hasardspiel als einer sorgfältigen, gewissenhaften Arbeit zugeneigten Persönlichkeit.

Dennoch bleibt das, was er als Geschäftsführer und Unternehmensinhaber von 1942 bis 1945 in Krakau und Brünnlitz leistete, unbestritten:

Wo der Großteil der deutschen Bevölkerung bei der Verfolgung, Entrechtung und Deportation der Juden, Sinti und Roma wegsah oder aktiv daran beteiligt war, handelte Oskar Schindler nach dem Gesetz der Menschlichkeit.

Wo Sadismus und Gewalt gegenüber Juden an der Tagesordnung war, behandelte Schindler seine Leute nach den Gesetzen des Anstands und der Menschenwürde.

Und den Spagat zwischen einem Pakt mit dem Teufel und dem Entschluss, dessen Wirken zu hintertreiben, bringen nur wenige Menschen zu Stande. Er aber bewahrte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges seinen Mut und seine Nerven.