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Blog

Weggefährten

Von jenen, die mich in meiner Entwicklung am stärksten geprägt haben, möchte ich in meinen Beiträgen erzählen...



Vorwort zu meinem Blog-Bereich „Weggefährten“

Es gibt Neues von mir! Zwischen dem 16. und 31. Dezember 2019 ist mein neues Buch „Weggefährten – Eine kleine Dankmusik“ erschienen, dessen Kapitel zugleich die Beiträge dieses Blog-Bereiches sind.

„Weggefährten“ entspringt einem ähnlichen Bedürfnis wie mein Vorgängerwerk „EUROPRISMA – Meine Seelenreisen“, nur möchte ich diesmal nicht Städten und Ländern danken, in denen ich zu Gast war. Diesmal geht es mir um Persönlichkeiten und Phänomene des 20. Jahrhunderts – einige gehen noch ein bisschen weiter zurück -, die mich zu der gemacht haben, die ich heute bin.

Natürlich kann man sagen: Was man wird und was man aus sich und seinem Leben macht, liegt in der eigenen Verantwortung. Gewiss. Doch zur geistig-seelischen Entwicklung eines Menschen gehören ebenso inspirierende oder gar entscheidende Anstöße und Impulse von außen.

Von jenen, die mich in meiner Entwicklung am stärksten geprägt haben, möchte ich in meinen Beiträgen erzählen und würde mich freuen, wenn auch IIhr mit einsteigen und von euren entscheiden-den Impulsgebern oder Wegweisern erzählen würdet.


07.03.2025 - Meine Würdigung
Aus meiner Sicht ist das Prequel "Mufasa" ein vom Anfang bis zum Ende packender Film mit grandiosen Landschaften und interessanten Tierpersönlichkeiten, bei deren Schilderung und Entwicklung auf allzu eindimensionale Schwarz-Weiß-Schablonen verzichtet wird. Auch wenn die Löwen in ihrem Verhalten beim Kampf und in ihrer Familie realistisch dargestellt werden, handelt es sich hier eher um ein Königsdrama im Gewand einer Tierfabel, die in ihrer Wucht und Dramatik an Shakespeare-Dimensionen heranreicht. Denn Kern dieser Geschichte ist eine Frage, die in königlichen Dynastien von entscheidender Bedeutung war und noch heute ist: Was berechtigt einen König dazu, König zu sein: seine Abstammung oder seine Fähigkeiten? Wer in einem bürgerlichen Umfeld aufgewachsen ist und sich darin bewegt - und damit die meisten von uns -, wird sich wohl ohne großes Zögern für den entscheiden, der sich als fähig erweist. Doch in königlichen Dynastien galt jahrhundertelang der Grundsatz, dass die Krone in der Blutlinie der Familie bleibt; und so geschah es - wie z.B. bei den Bourbonen, Habsburgern, Hannoveranern und Wittelsbachern -, dass zuweilen schwache Monarchen auf dem Thron saßen. Zeigt eine Dynastie Zeichen der Schwäche und des Verfalls, erscheint zuweilen ein ferner Verwandter oder Schwiegersohn, der es versteht, sich bei Hofe gewandt zu bewegen und die richtigen Fäden im richtigen Moment zu ziehen. Doch auch wenn sich die Mitglieder einer Königsfamilie schwach oder gar unfähig zeigen, schwächt dies nicht ihr Festhalten an der Macht, so dass sie danach trachten, den unliebsamen aufstrebenden Thronerben aus der Welt zu schaffen. So erging es z.B. Heinrich von Navarra am Hof von Frankreich, bevor er Heinrich IV. wurde; und so war es ein Jahrhundert vorher im Zuge der Meuchelmorde in Großbritannien zur Zeit des Rosenkriegs zwischen den Häusern Lancaster und York. Und diese Konstellation ergibt sich auch, als Eshe den verwaisten Löwenjungen Mufasa in ihre Familie aufnimmt: Obassi, der auf den Machterhalt in seiner Familie pocht, besteht darauf, dass ihr leiblicher Sohn Taka König werden soll, und treibt ihn an, sich als König zu beweisen, während Eshe Mufasas Geschick und Können anerkennt und zugleich ihren leiblichen Sohn ermutigt, seine eigene Kraft und Stärke zu finden, unabhängig von dem, was sein Vater meint und sagt.


IV. Meine Würdigung


Aus meiner Sicht ist das Prequel Mufasa ein vom Anfang bis zum Ende packender Film mit grandiosen Landschaften und interessanten Tierpersönlichkeiten, bei deren Schilderung und Entwicklung auf allzu eindimensionale Schwarz-Weiß-Schablonen verzichtet wird.

Auch wenn die Löwen in ihrem Verhalten beim Kampf und in ihrer Familie realistisch dargestellt werden, handelt es sich hier eher um ein Königsdrama im Gewand einer Tierfabel, die in ihrer Wucht und Dramatik an Shakespeare-Dimensionen heranreicht. Denn Kern dieser Geschichte ist eine Frage, die in königlichen Dynastien von entscheidender Bedeutung war und noch heute ist: Was berechtigt einen König dazu, König zu sein: seine Abstammung oder seine Fähigkeiten?

Wer in einem bürgerlichen Umfeld aufgewachsen ist und sich darin bewegt - und damit die meisten von uns -, wird sich wohl ohne großes Zögern für den entscheiden, der sich als fähig erweist.

Doch in königlichen Dynastien galt jahrhundertelang der Grundsatz, dass die Krone in der Blutlinie der Familie bleibt; und so geschah es - wie z.B. bei den Bourbonen, Habsburgern, Hannoveranern und Wittelsbachern -, dass zuweilen schwache Monarchen auf dem Thron saßen.

Zeigt eine Dynastie Zeichen der Schwäche und des Verfalls, erscheint zuweilen ein ferner Verwandter oder Schwiegersohn, der es versteht, sich bei Hofe gewandt zu bewegen und die richtigen Fäden im richtigen Moment zu ziehen. Doch auch wenn sich die Mitglieder einer Königsfamilie schwach oder gar unfähig zeigen, schwächt dies nicht ihr Festhalten an der Macht, so dass sie danach trachten, den unliebsamen aufstrebenden Thronerben aus der Welt zu schaffen.

So erging es z.B. Heinrich von Navarra am Hof von Frankreich, bevor er Heinrich IV. wurde; und so war es ein Jahrhundert vorher im Zuge der Meuchelmorde in Großbritannien zur Zeit des Rosenkriegs zwischen den Häusern Lancaster und York.

Und diese Konstellation ergibt sich auch, als Eshe den verwaisten Löwenjungen Mufasa in ihre Familie aufnimmt:

Obassi, der auf den Machterhalt in seiner Familie pocht, besteht darauf, dass ihr leiblicher Sohn Taka König werden soll, und treibt ihn an, sich als König zu beweisen, während Eshe Mufasas Geschick und Können anerkennt und zugleich ihren leiblichen Sohn ermutigt, seine eigene Kraft und Stärke zu finden, unabhängig von dem, was sein Vater meint und sagt.

Da auch Taka Mufasas Qualitäten erkennt und sich gar nicht darum reißt, König zu werden - viel lieber hat er einen Freund und Bruder, wo er vorher keinen hatte -, sieht er zu Beginn der Erzählung von jeglichen Macht- und Intrigenspielen ab. Umgekehrt weiß Mufasa, dass er als heimatloser Fremder in eine Königsfamilie aufgenommen wurde, und ist in seinem Wesen zu bescheiden, um Taka seine Rechte streitig zu machen.

Doch der Gedanke, dass er der rechtmäßige künftige König ist, den sein Vater ihm eingepflanzt hat, rumort dennoch auf dem Grund von Takas Bewusstsein. Als er erkennt, dass er gegenüber Mufasa ins Hintertreffen gerät, will er an seinem Anspruch auf den Königsthron festhalten; und da seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten nicht genügen, um seine Macht zu festigen, gebraucht er wie zu Macchiavellis Zeiten List und Tücke, um die Macht zu erlangen.

Doch während er beim ersten entscheidenden Showdown Mufasa noch das Leben rettet, lässt er ihn später, als er nicht länger warten mag, im wahren Sinn des Wortes fallen...

Allerdings ist es ihm ausschließlich darum zu tun, seine Machtgelüste zu befriedigen, und nicht, sein Rudel und die anderen Tiere in seinem Reich zu erhalten und gedeihen zu lassen.

Später bedarf es des Eingreifens und der Hilfe des weisen Mandrills Rafiki und der jungen Löwin Nala, damit Mufasas Sohn Simba den Platz einnimmt, der ihm zusteht, und das Vermächtnis seines Vaters fortsetzt...


Mein Fazit:

Während der Urfilm Der König der Löwen aus dem Jahr 1994 seine Geschichte stark und geradlinig erzählt und dadurch sein Publikum vom Anfang bis zum Ende packt, nimmt sich das Prequel Mufasa 25 Jahre später mehr Zeit, um die Charaktere genauer zu beleuchten und den Verlauf der Geschichte schlüssig und stimmig zu entwickeln.

Doch in beiden Filmen spielen die Landschaften Zentralafrikas und ihre Naturschauspiele eine entscheidende Rolle. Zwar dienen sie im Film als Werkzeug, um die Handlung voran zu treiben; doch dass es im Herzen dieses Kontinents Dürre- und Regenzeiten, Ebenen und hohe Berge, Sandwüsten und 6.000 Meter über dem Meeresspiegel Schnee gibt, sind Tatsachen.

Und Afrika mit seiner vielfältigen Flora und Fauna wird als eigenständige Welt gezeigt, deren Naturzyklen für schicksalhafte Wendungen im Reich der Tiere sorgen.

Ob es zum Aufstieg und Sieg oder zum Untergang und Ende kommt, hängt nur zur Hälfte von den Wesenszügen und Fähigkeiten des Einzelnen ab. Die andere Hälfte unterliegt Umständen, die gegeben, und Ereignissen, die ohne sein Zutun geschehen sind.

Aus meiner Sicht kann Persönlichkeit und Befähigung noch so offenkundig vorliegen: Den Ausschlag für Erfolg oder Misserfolg gibt der immer noch nicht restlos erforschte Faktor X, den manche Schicksal, andere Karma und wieder andere Gott oder den Großen Geist nennen.

Er ist es, der mit Ereignissen für unerwartete Wendungen sorgt, die unsere Vorhaben und Pläne durchkreuzen, mag uns das auch nicht gefallen, je mehr wir uns bemühen, unser Leben und Schicksal selbst zu gestalten.

Und mit dem Unerwarteten, Nicht-Vorhergesehenen stutzt er uns in unserer Anmaßung  zurück, dass wir allmächtig sind und alles wissen und können. Es gibt noch etwas außer und über uns...         

 

 



07.03.2025 - Mufasa - Die Vorgeschichte
Wie im Fall der "Star Wars"-Saga wird auch beim "König der Löwen" 25 Jahre nach dem Originalfilm von 1994 die Vorgeschichte erzählt, die sich eine Generation früher ereignet und zu der im Film gezeigten Konstellation geführt hat. Nur, dass dieser Film nicht im Zeichentrick-, sondern im Realfilm-Modus gedreht wurde und mit Hilfe von GCI und KI Tiere zum Leben erweckt hat, die sich in einer zumindest teilweise real existierenden Umgebung - nach meiner Vermutung die Landschaft, die sich von der Massai Mara über die Ruwenzori-Berge bis zum Ngorongoro-Krater erstreckt - ihrer Art gemäß bewegen und verhalten, nur, dass sie neben ihren tierischen Lautäußerungen wie Menschen denken und sprechen. Und die Geschichte des Prequels "Mufasa" wurde in meinen Augen ebenso schlüssig und stimmig erzählt wie die Prequel-Serie von "Star Wars" und hat es auf Grund ihrer Wucht und ihres Tiefgangs einmal mehr verdient, dass ich ihr meinen PC zur Verfügung stelle und ihren Kern und Sinn in meine Worte fasse. Alles hat damit begonnen, dass Mufasas Eltern ihrem Sohn von einem Land namens Milele erzählt haben, ein Paradies, in dem es ausreichend Wasser gibt, so dass dort alle Tiere und Pflanzen im Überfluss wachsen und gedeihen, und das hinter dem westlichen Horizont liegt. Als nach einer ungewöhnlich langen Dürreperiode in der Savanne die Regenzeit einsetzt, wird Mufasa von der Springflut eines reißenden Flusses erfasst und treibt mit einem Baumstamm, an den er sich klammert, unaufhaltsam stromabwärts. Mit diesem Fluss könnte der Sambesi gemeint sein, ein während der Regenzeit reißender Strom mit Felswänden und Stromschnellen, der sich an der Grenze zwischen Kenia und Tansania in die Victoria-Fälle ergießt. Auch dies ist nur meine Vermutung, denn es gibt viele Flüsse in Afrika, die während der Dürreperiode zu einer Fels- und Sandwüste austrocknen und während der Regenzeit zu Strömen anschwellen. Ein Löwenbaby namens Taka wird auf Mufasa aufmerksam, hilft ihm, ans Ufer zu gelangen, zieht ihn aus dem reißenden Strom auf das sichere Festland und rettet ihm so sein Leben. Während Takas Mutter Eshe das verwaiste Löwenjunge in ihre Familie aufnimmt, sieht sein Vater Obassi in diesem heimatlosen Streuner eine Gefahr: Zum einen bringt ein Fremder Unruhe in das Gefüge des Löwenrudels, zum anderen könnte er Taka den Rang und Titel streitig machen und ihn verdrängen. Und während Taka und Mufasa einander mögen, im anderen den Bruder sehen, den sie vorher nicht hatten und einander auch Bruder nennen, beharrt Obassi auf dem Standpunkt, dass der Thronanspruch in der Blutlinie der Familie bleiben muss. Fortan übernimmt Eshe die Erziehung von Mufasa, während Taka in der Obhut seines Vaters Obassi aufwächst. Bald stellt sich heraus, dass Mufasa sich nahezu in allen Fähigkeiten, die man als Beutejäger wie auch als König braucht, schneller, stärker und geschickter als Taka erweist. Doch während Taka die Überlegenheit seines Adoptivbruders ohne Neid und Groll zur Kenntnis nimmt, sind dem dynastiebewussten König Obassi die Schwächen seines Sohnes ebenso ein Dorn im Auge wie das Können und Geschick des heimatlosen Fremdlings.


III. Mufasa - Die Vorgeschichte


Wie im Fall der Star Wars-Saga wird auch beim König der Löwen 25 Jahre nach dem Originalfilm von 1994 die Vorgeschichte erzählt, die sich eine Generation früher ereignet und zu der im Film gezeigten Konstellation geführt hat.

Nur, dass dieser Film nicht im Zeichentrick-, sondern im Realfilm-Modus gedreht wurde und mit Hilfe von GCI und KI Tiere zum Leben erweckt hat, die sich in einer zumindest teilweise real existierenden Umgebung - nach meiner Vermutung die Landschaft, die sich von der Massai Mara über die Ruwenzori-Berge bis zum Ngorongoro-Krater erstreckt - ihrer Art gemäß bewegen und verhalten, nur, dass sie neben ihren tierischen Lautäußerungen wie Menschen denken und sprechen.

Und die Geschichte des Prequels Mufasa wurde in meinen Augen ebenso schlüssig und stimmig erzählt wie die Prequel-Serie von Star Wars und hat es auf Grund ihrer Wucht und ihres  Tiefgangs einmal mehr verdient, dass ich ihr meinen PC zur Verfügung stelle und ihren Kern und Sinn in meine Worte fasse.

Alles hat damit begonnen, dass Mufasas Eltern ihrem Sohn von einem Land namens Milele erzählt haben, ein Paradies, in dem es ausreichend Wasser gibt, so dass dort alle Tiere und Pflanzen im Überfluss wachsen und gedeihen, und das hinter dem westlichen Horizont liegt.

Als nach einer ungewöhnlich langen Dürreperiode in der Savanne die Regenzeit einsetzt, wird Mufasa von der Springflut eines reißenden Flusses erfasst und treibt mit einem Baumstamm, an den er sich klammert, unaufhaltsam stromabwärts.

Mit diesem Fluss könnte der Sambesi gemeint sein, ein während der Regenzeit reißender Strom mit Felswänden und Stromschnellen, der sich an der Grenze zwischen Kenia und Tansania in die Victoria-Fälle ergießt. Auch dies ist nur meine Vermutung, denn es gibt viele Flüsse in Afrika, die während der Dürreperiode zu einer Fels- und Sandwüste austrocknen und während der Regenzeit zu Strömen anschwellen.

Ein Löwenbaby namens Taka wird auf Mufasa aufmerksam, hilft ihm, ans Ufer zu gelangen, zieht ihn aus dem reißenden Strom auf das sichere Festland und rettet ihm so sein Leben.

Während Takas Mutter Eshe das verwaiste Löwenjunge in ihre Familie aufnimmt, sieht sein Vater Obassi in diesem heimatlosen Streuner eine Gefahr: Zum einen bringt ein Fremder Unruhe in das Gefüge des Löwenrudels, zum anderen könnte er Taka den Rang und Titel streitig machen und ihn verdrängen. Und während Taka und Mufasa einander mögen, im anderen den Bruder sehen, den sie vorher nicht hatten und einander auch Bruder nennen, beharrt Obassi auf dem Standpunkt, dass der Thronanspruch in der Blutlinie der Familie bleiben muss.

Fortan übernimmt Eshe die Erziehung von Mufasa, während Taka in der Obhut seines Vaters Obassi aufwächst. Bald stellt sich heraus, dass Mufasa sich nahezu in allen Fähigkeiten, die man als Beutejäger wie auch als König braucht, schneller, stärker und geschickter als Taka erweist. Doch während Taka die Überlegenheit seines Adoptivbruders ohne Neid und Groll zur Kenntnis nimmt, sind dem dynastiebewussten König Obassi die Schwächen seines Sohnes ebenso ein Dorn im Auge wie das Können und Geschick des heimatlosen Fremdlings.

Als eine Truppe weißer Löwen unter der Führung ihres Königs Kiron das Rudel von Obassi und Eshe angreift, ist es Mufasa, der Taka das Leben rettet, indem er Kirons Sohn und Thronfolger im Kampf tötet. Hierauf schwört Kiron Rache: Für das Leben seines Sohnes soll Mufasa sein Leben lassen.

Nach diesem Kampf entscheidet König Obassi, dass Taka und Mufasa das Rudel verlassen sollen, um sich zu bewähren und zu zeigen, wer von beiden sich künftig wirklich König der Löwen nennen darf. Und so brechen die beiden, die zu diesem Zeitpunkt im Herzen Freunde und Brüder sind, auf in das große Unbekannte, das sich Zukunft nennt...

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass diese Handlung zumindest teilweise zur Realität in einem Löwenrudel gehört: Sobald männliche Löwen sich der Geschlechtsreife nähern, vertreibt der Chef sie aus dem Rudel; und solange sie noch kein Weibchen und keine Familie haben, verbringen männliche Löwen tatsächlich viel Zeit miteinander und erkunden gemeinsam die Welt.

Auf ihrer Wanderung stoßen Mufasa und Taka auf die einsame junge Löwin Sarabi, die nach dem Angriff von Kiros weißen Löwen nach Überlebenden ihres Rudels sucht und von dem Nashornvogel Zazu begleitet wird, und lernen auch den ebenso weisen wie schrulligen Mandrill Rafiki kennen, den das gleiche Schicksal wie Taka und Mufasa ereilt hat.Auch Rafiki wurde aus seiner Adoptiv-Pavianfamilie vertrieben, in seinem Fall, weil er den Pavianen mit seinen Träumen und Visionen von einem Paradies mit Namen Milele auf die Nerven ging.

Bei Mufasa stößt Rafiki auf positive Resonanz, da seine Eltern ihm von Milele wie von einem real existierenden Land erzählt haben. Und da Rafiki meint, gemeinsam kämen sie leichter zurecht als allein, setzen sie schließlich zu fünft ihre Suche nach Milele fort, das in Rafikis Träumen hinter einer hohen, von ewigem Schnee bedeckten Gebirgskette liegt.

Auch das Landschaftsbild eines schneebedeckten Bergmassivs mitten in Afrika ist meiner Vermutung nach nicht frei erfunden. Bis etwa 2010 waren nicht nur die über 6.000 Meter hohen Gipfel des Mount Kenya und des Kilimanjaro ganzjährig von Schnee bedeckt, sondern auch die der Ruwenzori-Berge. Diese könnten im Film gemeint sein, denn er zeigt eine Gebirgskette und nicht nur einen einzelnen Berg.

Doch König Kiros und sein Rudel setzen die Verfolgung fort, getrieben vom gemeinsamen Entschluss, den Tod des Thronfolgers zu rächen und Milele als Revier zu erobern.

Bald hat es die junge Löwin Sarabi sowohl Mufasa als auch Taka angetan. Zuerst hält Mufasa sich zurück und überlässt Taka das Feld; doch Sarabi erkennt rasch Mufasas Qualitäten, die ihn zum Führer und König befähigen, und erwidert seine Zuneigung. Da erwachen Schmerz, Zorn und Eifersucht in Taka: Mufasa ist drauf und dran, ihm alles zu nehmen, was ihm als rechtmäßigem Thronfolger zusteht, sowohl den Rang als König als auch das Weibchen!

Erfüllt vom Streben nach der Macht, die ihm zusteht, und vom Groll auf den Nebenbuhler, der ihm Sarabi ausgespannt hat, verbündet sich Taka heimlich mit Kiros und den weißen Löwen und bringt sie auf die Spur seiner Freunde, die schließlich das gelobte Land Milele tatsächlich mit eigenen Augen in einem tiefen Talkessel vor sich liegen sehen.

Seiner Gestalt nach könnte es sich um den Ngorongoro-Krater in der Serengeti handeln, der über größere Trinkwasserreserven verfügt als andere Gebiete in Kenia und Tansania.

Zwar entscheidet sich Taka während des Kampfes auf Leben und Tod zwischen Kiros und Mufasa für die Loyalität zu seinem Freund und Bruder und rettet ihm bei seinem Sturz in den reißenden Sambesi erneut das Leben.

Doch Mufasa hat begriffen, dass es zu diesem Kampf gekommen ist, weil Taka Kiros und sein Rudel auf seine Fährte gebracht hat, und will Taka nie mehr bei seinem Namen nennen.

Im Gedenken an die Narbe an seiner Stirn, die Taka sich bei diesem Kampf zugezogen hat, schlägt er daraufhin vor, ihn künftig Scar zu nennen. 

So geschieht es. Und Scar kommt nie darüber hinweg, dass Mufasa in seiner neuen Heimat von allen Tieren als rechtmäßiger König anerkannt wird und ihm Sarabi genommen hat...



07.03.2025 - Ein König, sein Sohn und sein Bruder
Von Anfang an macht der Film "Der König der Löwen" deutlich, dass Mufasa und sein Sohn Simba einander tief und warm zugetan sind; und dieser Eindruck ist nicht nur eine menschliche Erfindung. Die Storyboard-Entwickler dieses Zeichentrickfilms haben drei Jahre lang, von 1990 bis 1993, Löwen zwischen der Massai Mara in Kenia und der Serengeti in Tansania beobachtet, um die Bewegungen und Lautäußerungen, insgesamt das Verhalten von Löwen auf dem Skizzenblock festzuhalten und im Film so echt und naturgetreu wie möglich wiederzugeben; und dabei haben sie u.a. festgestellt, dass Löwen nach menschlichen Begriffen zärtliche, liebevolle Partner und Eltern sind. Doch zugleich macht Mufasa seinem Sohn klar, dass es Regeln gibt, an die sich ein König zu halten hat: alle Tiere in seinem Reich gleichermaßen zu achten und zu respektieren und in den Grenzen seines Reiches zu bleiben, das beim Elefantenfriedhof am westlichen Horizont endet, in dem das Reich der Hyänen beginnt. Und ebenfalls von Anfang an macht der Film die Bedrohung spürbar, die von Simbas Onkel Scar ausgeht. Denn auch wenn sich Scar weder Mufasa noch Simba gegenüber aggressiv oder auch nur ausfallend zeigt, beneidet er seinen ehemaligen Freund und Adoptivbruder um das Ansehen und den Respekt, den er in seinem Löwenrudel wie auch im Tierreich genießt, und um sein großes Jagdrevier. Auch kommt er nicht darüber hinweg, dass er der Nächste in der Thronfolge gewesen wäre und durch den spät geborenen und einzigen Sohn von Mufasa und Sarabi ins Hintertreffen geraten ist; doch zu der Ursache für Scars Groll komme ich später. Und so ersinnt Scar einen perfiden Plan: Er verbündet sich mit Shenzis Hyänenrudel, das im Elefantenfriedhof haust, und fordert Simba heraus, sich als künftiger König stark und tapfer zu zeigen: Er soll den Elefantenfriedhof erkunden, um seinen Mut zu beweisen. Und Scars Saat geht auf: In Simba wächst der Wunsch, bewusst und aus Trotz etwas zu tun, das sein Vater ihm verboten hat. Nachdem er sich von seiner Mutter die Erlaubnis geholt hat, zusammen mit seiner gleichaltrigen Freundin Nala ans Wasserloch zu gehen, bricht er mit ihr heimlich zu diesem verbotenen Ort auf, an dem sich die Gebeine und Stoßzähne ganzer Generationen von Elefanten bis zum Himmel auftürmen. Ein Ort, der etwas Düsteres und Unheimliches verströmt, das nicht allein mit seinem Anblick und seiner Funktion zusammenhängt: Hier liegen die Hyänen Shenzi, Banzai und Ed auf der Lauer, um auf Scars Geheiß Simba und Nala zu töten.


II. Ein König, sein Sohn und sein Bruder


Von Anfang an macht der Film Der König der Löwen deutlich, dass Mufasa und sein Sohn Simba einander tief und warm zugetan sind; und dieser Eindruck ist nicht nur eine menschliche Erfindung.

Die Storyboard-Entwickler dieses Zeichentrickfilms haben drei Jahre lang, von 1990 bis 1993, Löwen zwischen der Massai Mara in Kenia und der Serengeti in Tansania beobachtet, um die Bewegungen und Lautäußerungen, insgesamt das Verhalten von Löwen auf dem Skizzenblock festzuhalten und im Film so echt und naturgetreu wie möglich wiederzugeben; und dabei haben sie u.a. festgestellt, dass Löwen nach menschlichen Begriffen zärtliche, liebevolle Partner und Eltern sind.

Doch zugleich macht Mufasa seinem Sohn klar, dass es Regeln gibt, an die sich ein König zu halten hat: alle Tiere in seinem Reich gleichermaßen zu achten und zu respektieren und in den Grenzen seines Reiches zu bleiben, das beim Elefantenfriedhof am westlichen Horizont endet, in dem das Reich der Hyänen beginnt.

Und ebenfalls von Anfang an macht der Film die Bedrohung spürbar, die von Simbas Onkel Scar ausgeht. Denn auch wenn sich Scar weder Mufasa noch Simba gegenüber aggressiv oder auch nur ausfallend zeigt, beneidet er seinen ehemaligen Freund und Adoptivbruder um das Ansehen und den Respekt, den er in seinem Löwenrudel wie auch im Tierreich genießt, und um sein großes Jagdrevier.

Auch kommt er nicht darüber hinweg, dass er der Nächste in der Thronfolge gewesen wäre und durch den spät geborenen und einzigen Sohn von Mufasa und Sarabi ins Hintertreffen geraten ist; doch zu der Ursache für Scars Groll komme ich später.

Und so ersinnt Scar einen perfiden Plan: Er verbündet sich mit Shenzis Hyänenrudel, das im Elefantenfriedhof haust, und fordert Simba heraus, sich als künftiger König stark und tapfer zu zeigen:  Er soll den Elefantenfriedhof erkunden, um seinen Mut zu beweisen.

Und Scars Saat geht auf: In Simba wächst der Wunsch, bewusst und aus Trotz etwas zu tun, das sein Vater ihm verboten hat. Nachdem er sich von seiner Mutter die Erlaubnis geholt hat, zusammen mit seiner gleichaltrigen Freundin Nala ans Wasserloch zu gehen, bricht er mit ihr heimlich zu diesem verbotenen Ort auf, an dem sich die Gebeine und Stoßzähne ganzer Generationen von Elefanten bis zum Himmel auftürmen. Ein Ort, der etwas Düsteres und Unheimliches verströmt, das nicht allein mit seinem Anblick und seiner Funktion zusammenhängt: Hier liegen die Hyänen Shenzi, Banzai und Ed auf der Lauer, um auf Scars Geheiß Simba und Nala zu töten.

Zwar beschwört Mufasas Hofmarschall, der Nashornvogel Zazu, die beiden abenteuerlustigen und leichtfertigen Löwenkinder noch einmal eindringlich, sich von diesem Ort fernzuhalten; doch es gelingt ihnen, ihren Aufpasser abzuschütteln. Daraufhin fliegt Zazu zurück zu seinem König, um ihn zur Hilfe zu holen.

Auch wenn Simba sich in der Konfrontation mit Shenzi, Banzai und Ed schützend vor seine Freundin Nala stellt, ist es offenkundig, dass er zu klein und beileibe nicht stark genug ist, um es mit ihnen aufzunehmen. Vor allem sein kaum hörbares Gebrüll reißt die Hyänen zu ihrem halb höhnisch, halb hysterisch klingenden Gelächter hin - bis auf einmal der tiefe, voluminöse Ton eines ausgewachsenen starken Löwen durch den Elefantenfriedhof hallt und Mufasa die drei Angreifer kurzerhand beiseite räumt.

Nach diesem Vorfall erteilt Mufasa seinem Sohn eine ernste Rüge. Nicht nur, dass Simba gegen sein Verbot gehandelt hat: Er hat nicht nur sich, sondern auch seine Freundin Nala in Lebensgefahr gebracht.

Verlegen wirft Simba ein, er habe nur versucht, so mutig zu sein wie sein Vater, worauf Mufasa ihm erklärt, dass er nur mutig ist, wenn er es sein muss, und nicht, um leichtfertig sein Leben aufs Spiel zu setzen. Simba entgegnet, dass es Sinn einer Mutprobe ist, die Angst vor etwas zu überwinden und stärker zu sein als sie, und fragt seinen Vater, ob er denn nie vor etwas Angst hätte; und da gesteht er ihm, dass er diesmal Angst hatte, ihn zu verlieren.

Auf Simbas Bemerkung, dass die Hyänen noch viel mehr Angst vor ihm gehabt hätten und er rasch und eindeutig mit ihnen fertig geworden ist, sind Vater und Sohn schließlich wieder ein Herz und eine Seele.

Scar, über sein Scheitern verdrossen und noch tiefer von seinem Groll erfüllt als vorher, ersinnt einen neuen Plan, um Vater und Sohn mit einem Schlag aus der Welt zu schaffen und sich den Weg zur Herrschaft frei zu räumen.

Er lädt Simba zu einem Ausflug in ein ausgetrocknetes Flussbett auf dem Grund einer tiefen Felsschlucht ein. Als Simba seinen Onkel fragt, ob sich seine Blamage im Elefantenfriedhof bei den Hyänen herumgesprochen habe, bejaht dieser. Mit der Bemerkung, vor allem an seinem kleinen Gebrüll müsse er noch etwas üben, lässt Scar ihn allein auf dem Grund des Flussbetts zurück.

Nach ein paar Versuchen gelingt Simba tatsächlich ein Brüllen, das an den hoch und steil aufragenden Felswänden der Schlucht widerhallt. Gleich darauf beginnt der Boden von unzähligen Hufen gleich rollendem Donner unter seinen Pranken zu erbeben.

Bevor die Gnuherde, die in einer riesigen Staubwolke auf ihn zu gedonnert kommt, ihn erreicht, gelingt es Simba, sich in die Krone einer Schirmakazie am Rand der Schlucht zu retten, während Zazu Hilfe holen will, aber von Scar mit einem Prankenhieb ausgebremst wird.

Dass nicht Simbas Gebrüll die Gnus in Panik versetzt und durchgehen hat lassen, sondern die Hyänen die Herde vor sich her gehetzt haben und sich hinter ihnen am Eingang der Schlucht zurückziehen, sieht er von seinem Standort aus nicht. 

Auch diesmal gelingt es Mufasa, seinen Sohn vor dem Tod zu retten, indem er ihn aus der Krone der Akazie holt und sicher zum Rand der Schlucht hinauf befördert; doch er selbst rutscht am Felshang ab.

Zwar gelingt es ihm, die Felswand empor zu klettern; doch oben an der Riffkante steht Scar und schlägt seine Krallen in Mufasas Pranken. Er bittet seinen ehemaligen Freund und Adoptivbruder, ihm zu helfen, doch Scar sieht ihm in die Augen und sagt nur: "Lang lebe der König, Mufasa," stößt seine Pranken zurück und lässt ihn buchstäblich fallen.

Simba hat diese Szene nicht zu sehen bekommen; er sieht nur, dass sein Vater in die tiefe steile Schlucht hinab stürzt und unzählige Hufe ebenso blindlings wie erbarmungslos über ihn hinweg trampeln.

Schließlich ist das letzte Gnu durch die Schlucht galoppiert, und mit einem Mal herrscht eine unheimliche Stille und Leere.

Nachdem Simba begriffen hat, dass nichts und niemand seinen Vater erwecken wird, hält er bei ihm die Totenwache, ein letztes Mal unter dem Schutz seiner mächtigen Pranke. Genau in diesem Moment, als sein Kummer am tiefsten und schmerzhaftesten ist, tritt sein Onkel Scar zu ihm heran und sagt als erstes: "Simba, was hast du getan?"

Simba, der nicht weiß, dass Scar sowohl die Herdenpanik initiiert als auch seinen Vater dem Tod überantwortet hat, glaubt sich schuldig, zumal Scar ihm das Salz so gründlich und tief wie möglich in die Wunde reibt: "Niemand will, dass so etwas passiert... Aber der König ist tot. Und wärst du nicht gewesen, wäre er noch am Leben."

Auf Simbas Frage, was er tun soll, antwortet Scar: "Lauf. Lauf, soweit du kannst, und komm nie mehr zurück!"

Und das tut Simba. Er flieht durch ein Dorngestrüpp hinaus in die Wüste, wo er, entkräftet vom erbarmungslosen Licht der Sonne und vom Mangel an Wasser und Nahrung, zusammenbricht und das Bewusstsein verliert...

Bis das Erdmännchen Timon und sein Freund, das Warzenschwein Pumbaa, auf das Löwenbaby aufmerksam werden, als über ihm schon die Geier kreisen, es in ihre grüne Oase bringen und ihm ihre Lebensphilosophie beibringen: "Hakuna Matata! Keine Sorge!"



06.01.2025 - Tierpersönlichkeiten und ihre Schicksale
In Skandinavien gilt bis heute das sogenannte Allmannsrecht (ålmansrätten), nach dem alles, was in freier Natur und nicht auf einem Grundstück wächst und lebt, allen Menschen gehört. Es bedeutet, dass Menschen im Wald und auf freier Flur pflücken dürfen, was dort wächst, und Tiere erlegen dürfen, um sich davon zu ernähren. Doch zu der Zeit, als Selma Lagerlöf aufwuchs, begannen Verhaltensforscher wie Alfred Brehm und Konrad Lorenz erstmals, wildlebende Tiere zu beobachten und ihr Verhalten während der Paarungs- und Brutzeit und gegenüber anderen Tieren zu studieren, so dass sich allmählich die Ansicht durchsetzte, Tiere seien Lebewesen mit einem Bewusstsein und einer Seele und hätten das Recht, würdig und anständig behandelt zu werden. Auf dieser Grundlage und vor dem Hintergrund ihres christlichen Glaubens hat Selma Lagerlöf ihr Epos entwickelt; d.h. sie lässt Tiere wie Menschen denken und sprechen und ihr Verhalten von menschlichen Werten wie Treue, Mut, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein bestimmen.  Wie alle großen und bedeutenden Werke der Literatur muss man auch ihres in das Denken und den Wissens- und Bildungsstand ihrer Zeit einordnen. Heute würde man Tiere wohl nicht mehr auf ihre Weise denken, sprechen und handeln lassen; doch dass sie ein Bewusstsein besitzen und miteinander wie auch mit fremden Arten und Menschen kommunizieren, steht außer Frage.  Auch in unserer Zeit übertragen z.B. die Schöpfer der Disney-Filme trotz der neuen CGI- und KI-Technik, die sie bei der Produktion ihrer Werke einsetzen, das Denken und die Sprache der Tiere immer noch ins Menschliche, so wie sich im neuesten Disney-Film zeigt, der erst zu Weihnachten in den Kinos erschienen ist: "Mufasa - König der Löwen". Offensichtlich benötigen wir Menschen diese Brücke für unser Verständnis für die Tierwelt... Eine ebenso hochspannende wie komplexe Geschichte, ja, im Grunde ein episches Drama, das es verdient, ebenso detailliert behandelt zu werden wie Selma Lagerlöfs Werk. Mal sehen, wann ich mich an den "König der Löwen" mache, denn im neuen Jahr stehen mir zuerst ein paar andere Betrachtungen ins Haus...  Vor diesem Hintergrund wende ich mich nun den Tieren in Selma Lagerlöfs Werk zu, deren Persönlichkeiten und Schicksale sie nicht weniger eindringlich und ernst als die der Menschen schildert.


IV. Tierpersönlichkeiten und ihre Schicksale


In Skandinavien gilt bis heute das sogenannte Allmannsrecht (ålmansrätten), nach dem alles, was in freier Natur und nicht auf einem Grundstück wächst und lebt, allen Menschen gehört. Es bedeutet, dass Menschen im Wald und auf freier Flur pflücken dürfen, was dort wächst, und Tiere erlegen dürfen, um sich davon zu ernähren.

Doch zu der Zeit, als Selma Lagerlöf aufwuchs, begannen Verhaltensforscher wie Alfred Brehm und Konrad Lorenz erstmals, wildlebende Tiere zu beobachten und ihr Verhalten während der Paarungs- und Brutzeit und gegenüber anderen Tieren zu studieren, so dass sich allmählich die Ansicht durchsetzte, Tiere seien Lebewesen mit einem Bewusstsein und einer Seele und hätten das Recht, würdig und anständig behandelt zu werden.

Auf dieser Grundlage und vor dem Hintergrund ihres christlichen Glaubens hat Selma Lagerlöf ihr Epos entwickelt; d.h. sie lässt Tiere wie Menschen denken und sprechen und ihr Verhalten von menschlichen Werten wie Treue, Mut, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein bestimmen. 

Wie alle großen und bedeutenden Werke der Literatur muss man auch ihres in das Denken und den Wissens- und Bildungsstand ihrer Zeit einordnen. Heute würde man Tiere wohl nicht mehr auf ihre Weise denken, sprechen und handeln lassen; doch dass sie ein Bewusstsein besitzen und miteinander wie auch mit fremden Arten und Menschen kommunizieren, steht außer Frage. 

Auch in unserer Zeit übertragen z.B. die Schöpfer der Disney-Filme trotz der neuen CGI- und KI-Technik, die sie bei der Produktion ihrer Werke einsetzen, das Denken und die Sprache der Tiere immer noch ins Menschliche, so wie sich im neuesten Disney-Film zeigt, der erst zu Weihnachten in den Kinos erschienen ist: "Mufasa - König der Löwen". Offensichtlich benötigen wir Menschen diese Brücke für unser Verständnis für die Tierwelt...

Eine ebenso hochspannende wie komplexe Geschichte, ja, im Grunde ein episches Drama, das es verdient, ebenso detailliert behandelt zu werden wie Selma Lagerlöfs Werk. Mal sehen, wann ich mich an den "König der Löwen" mache, denn im neuen Jahr stehen mir zuerst ein paar andere Betrachtungen ins Haus... 

Vor diesem Hintergrund wende ich mich nun den Tieren in Selma Lagerlöfs Werk zu, deren Persönlichkeiten und Schicksale sie nicht weniger eindringlich und ernst als die der Menschen schildert.

Neben dem weißen Hausgänserich Martin, den Nils eigentlich von seiner Flucht vom heimischen Bauernhof abhalten wollte, der ihn aber so rasch mit sich zum Himmel emporriss, dass Nils nicht mehr abzuspringen vermochte, nimmt die Gänseschar, der Martin auf ihrem Flug folgt, am meisten Raum und die größte Bedeutung ein, vor allem die Führergans Akka von Kebnekajse.

Als die Erzählung beginnt, ist Akka zu alt, um im Sommerquartier ihrer Sippe jenseits des Polarkreises Eier zu legen und die nächste Generation Küken aufzuziehen; doch kraft ihrer in vielen Jahren erworbenen gründlichen Kenntnis der Naturgesetze und geographischen Gegebenheiten ihres Landes hat sie nach wie vor die Führung ihres zwölfköpfigen Gänseverbandes inne. 

Akka führt ein strenges Regiment und nimmt keine Rücksicht auf Schwache, die bei ihrem Tempo und auf ihrer Flughöhe nicht mithalten können. Ihr Prinzip ist "Flieg mit uns oder kehre um", ihr Gedanke, das Tagesziel zu erreichen. 

Allein sein Stolz und Trotz lässt den Hausgänserich Martin mit- und durchhalten, bis er am Abend, als Akka zum Landeanflug ansetzt und sich mit ihrer Schar am Ufer eines teilweise zugefrorenen Sees niederlässt, erschöpft zusammenbricht,
Mit Hilfe von Nils, der seinen Reisegefährten ins Wasser schiebt, das ihn wieder belebt, und der ihm Schilfhalme zum Übernachten auf dem Eis verschafft, erholt sich Martin von der ungewohnten Anstrengung.

Bald sieht er sich mit Akka konfrontiert, die dem Neuen die Mitglieder ihrer Schar vorstellt und anmerkt, sie alle hätten gesehen, dass es mit seinen Flugkünsten nicht weit her ist.  Als sie ihn fragt, wie gut er im Laufen und Springen sei, gibt Martin zu, dass er damit nichts am Hut hat; und als Akka versetzt, sie erwarte, dass er dann zumindest gut im Schwimmen sei, antwortet er, dass er bisher nicht weiter als über eine Mergelgrube geschwommen ist. 

Dennoch erlaubt ihm Akka, die Nacht mit ihrer Schar am Seeufer zu verbringen - bis sich Nils vorstellt. Seine Worte "Ich heiße Nils Holgersson und war heute Morgen noch ein Mensch" genügen, um alle vor Entsetzen zurückspringen zu lassen, und die ganze Schar zischt ihn mit langgestreckten Hälsen an.

Doch nun ist es der Gänserich Martin, der sich für seinen Reisekameraden einsetzt. Gewiss sei Nils heute morgen noch ein Mensch gewesen; doch jetzt sei er ein Wichtelmännchen, spreche die Sprache der Tiere und könne ihnen mit seinen scharfen Augen nachts als Wächter gute Dienste leisten. Auf Martins Versicherung, er verbürge sich dafür, dass den Gänsen von Nils kein Leid geschehen werde, und seine Bitte, ihnen wenigstens die Nachtruhe an ihrer Seite zu gewähren, willigt Akka zögernd und voller Bedenken ein.

Doch noch in derselben Nacht ist es kein anderer als Nils, der ihr das Leben rettet, als der Fuchs Smirre auf das Eis des Sees zu den schlafenden Gänsen schleicht und sich mit Akka im Maul davon macht. 

Nils, der zuerst glaubt, ein wildernder Hund sei am See unterwegs, rennt den beiden nach und befiehlt Smirre im Ton eines Herrchens, stehenzubleiben und die Gans loszulassen. Verblüfft über die energische Stimme, die da hinter ihm ruft, bleibt der Fuchs wirklich stehen, dreht sich um - und beginnt über den Winzling, der sich da aufspielt und ihm als Wildtier etwas zu befehlen wagt, derart zu lachen, dass er Akka fahren lässt, die sich mühsam aufrappelt; doch noch hält er sie mit der Pfote fest.

Nils droht dem vermeintlichen Hund, seinem Herrn zu sagen, was er nachts treibt, und befiehlt ihm erneut, die Gans loszulassen. Erst als ihm Smirre unter heiserem Gelächter antwortet: "Ja, sag dem Herrn nur Bescheid, denn jetzt beiße ich sie tot", und sich dabei näher zu ihm neigt, erkennt Nils, dass er einen Fuchs vor sich hat. Doch dann sticht er mit seinem Taschenmesser so heftig nach ihm, dass Smirre seine Pfote zurückziehen muss; und diesen Moment nützt Akka, um sich davon zu machen und auf den See hinaus zu schwimmen.

Am nächsten Morgen nimmt die komplette Gänseschar am Fuchs Rache für die Nacht, die er ihrer Führerin bereitet hat. Eine Gans nach der anderen nähert sich dem Fuchs im Tiefflug und kommt so nahe an ihn heran, das er sich verleitet fühlt, nach ihr zu springen und zu schnappen, aber nie nahe genug, dass er tatsächlich eine von ihnen erwischt. Runde um Runde geht es zwischen dem Fuchs und den Gänsen so weiter; auch die alte Akka, die am schlechtesten und schiefsten von allen zu fliegen scheint, entwischt ihm jedes Mal. 

Smirre hat seit gestern nichts gefressen, und sein Jagdtrieb lässt nur ein Verhalten zu: die Beute anzuspringen, die in greifbarer Nähe ist. Doch nach jeder Gans springt er vergebens, bis er vor lauter wohlgenährten Gänsen, die sich ihm alle entziehen, verwirrt, ja, halb wahnsinnig zusammenbricht. Erst als ihr Feind physisch und psychisch erledigt ist, lassen die Gänse von ihm ab.

Doch fortan folgt der Fuchs Smirre Akkas Schar und Nils, wohin sie auch ziehen, getrieben von seiner Rach- und Beutegier. 
Einmal schleicht er während des Frühlingsfestes der Tiere am Kullaberg, bei dem Beutegreifer weder jagen noch töten dürfen, unbemerkt zum Hügel der Wildgänse hinüber; und als eine der Gänse "Flieht! Ein Fuchs!" ruft, hat er sie schon im Maul und tötet sie. 

Da Smirre damit ein ehernes Gesetz gebrochen hat, verbannen ihn die anderen Füchse, und einer von ihnen beißt ihm zum Zeichen, dass er ein Geächteter ist, die Spitze eines Ohrs ab. Dies hindert ihn aber nicht daran, Akkas Gänseverband und Nils weiterhin zu verfolgen, um seine Rechnung mit ihnen zu begleichen. 

Als Smirre einmal einen Marder auf sie hetzt, der zu den Gänsen auf einen Baum steigt, und einen Fischotter, der ihnen zur Mündung eines Wasserfalls folgt, hinter dem sich die Gänse versteckt halten, ist es Nils, der die Angriffe auf die Gänse vereitelt. Nach dem Marder sticht er mit seinem Taschenmesser, so dass er sich abwendet und seine blutende Pfote lecken muss, und den Fischotter trifft er mit einem Stein am Kopf, so dass er benommen das Gleichgewicht verliert und den Wasserfall hinunter stürzt. 

Schließlich ist es Nacht geworden, und Akkas Gänseschar lässt sich auf einem Terrassentisch nieder, der auf der leeren Veranda eines Hotels steht, in dem jetzt im Winter keine Gäste sind, das aber von Menschen bewacht wird. Als der Fuchs Smirre begreift, dass er auch hier nicht an die Gänse herankommt, heult er vor Wut laut auf.

Von seinem Geheul erneut aufgeschreckt, fragt Akka, was sie tun soll, damit er sie und ihre Schar in Frieden lässt. Doch als Smirre fordert, sie möge ihm den Däumling herausgeben, den sie bei sich haben, erklärt Akka ihm: "Den Däumling kann ich dir nicht geben. Denn von der Ältesten bis zur Jüngsten ist keine unter uns, die nicht gerne ihr Leben für ihn ließe."

Mit ihren Worten hat Akka Nils nicht nur in ihre Schar aufgenommen, sondern sieht in ihm einen besonderen Freund. Im weiteren Verlauf der Reise erweist es sich, dass Nils ihr näher ans Herz wächst als manch einer ihrer Freunde und Bekannten unter den Tieren, und davon hat sie eine Menge.

Zu ihren langjährigen Bekannten zählt der Storch Herr Ermenrich, der als Besitzer eines großen Nestes auf dem Dach eines Gutshofs ihre Gänseschar als arme Leute betrachtet, die Schleiereule Flammea, die in einem Turm haust und uralte Mysterien hütet, und der Rabe Bataki, der noch älter und weiser als Akka ist und die Sage eines jeden Landstriches und Ortes kennt.

Zwei Geschichten aus dem Tierreich, die im Rahmen von Nils Holgerssons Reise erzählt werden, nehmen in Selma Lagerlöfs Werk eine fast ebenso große Bedeutung ein wie die Beziehung, die zwischen Nils und Akka entsteht, und deshalb erscheinen sie mir in diesem Rahmen als ebenso bemerkenswert. 

Die eine erzählt von einer lebenslangen Freundschaft, die von einem Verhängnis überschattet ist, während die andere in jeder Hinsicht gut ausgeht; und um meinen Leserinnen und Lesern für das neue Jahr etwas Positives und Gutes mitzugeben, setze ich diese Geschichte an das Ende meiner Ausführungen.

Die erste Geschichte beginnt mit dem Jagdhund Karr, der zuweilen auf eigene Faust und zu seinem Vergnügen auf die Jagd geht. Dem Förster als seinem Herrchen und seinem Gutsbesitzer, die am Fuß des Kolmården leben, ein von einem dichten wilden Wald bedeckter Tafelberg, gefällt Karrs Benehmen gar nicht; sie meinen, einen frei wildernden Hund müsse man erschießen. 

Karr fällt ein, dass er diesmal tatsächlich zu weit gegangen ist: Er hat eine Elchkuh zusammen mit ihrem neugeborenen Kalb in ein Sumpfloch getrieben, und während das Kälbchen wieder auf sicheres festes Land gelangte, vermochte sich die Kuh nicht mehr aus dem Sumpf zu befreien und versank darin. 

Karr reißt sich von der Leine los und rennt in den Wald, ohne auf die Rufe des Försters zu achten. Er nimmt die Fährte auf und folgt ihr, bis er den Rand des Sumpfes erreicht, an  dem das ohne seine Mutter hilflose Elchkalb immer noch steht und stumpf und reglos vor sich hin starrt. 

Auf Grund seines Verhaltens lässt der Förster von dem Gedanken ab, seinen Hund zu liquidieren. Stattdessen bringt er das Kälbchen zu sich nach Hause, richtet ihm im Hof seines Forsthauses ein kleines Gehege ein und nennt es Graufell.
Zuerst steht der kleine Elch nur auf staksigen Beinen in seinem Verschlag, rührt sich kaum und lässt den Kopf hängen. Es ist Karr, der ihn immer wieder anstupst, zum Spielen und zum Erkunden seiner Umgebung ermuntert, bis die Lebensgeister in ihn zurückkehren und Karr und Graufell Freunde werden.

Als das Kalb zu einem Jungbullen herangewachsen ist, beschließen der Gutsherr und sein Förster, ihn an das Elchgehege im Freigelände von Skånsen zu verkaufen; und da findet Karr, Graufell solle vorher den Wald, aus dem er stammt, zumindest einmal kennengelernt haben.

Von Karr angestachelt, springt Graufell über den Zaun seines Geheges ins Freie, und sein Freund zeigt ihm die Schätze des Waldes: ein paar Nadeln frisch von der Tanne oder Fichte...die Früchte eines Preiselbeerstrauchs...ein kleiner, von Algen  bewachsener Tümpel... All dies mundet Graufell viel besser als alles, was er bisher vorgesetzt bekommen hat.

Vn Karr erneut herausgefordert, lässt sich Graufell sogar auf ein Kräftemessen mit dem alten und erfahrenen Revierchef Hornkrone ein, bei dem Hornkrone einen Zacken seines Schaufelgeweihs einbüßt und das Feld räumt.

Als Graufell zum Haus und Grund des Försters zurückkehrt, sieht er, wie dürftig und armselig sich sein kleines Gehege gemessen an der Weite der Wildnis ausnimmt. Mit stolz zurückgeworfenem Haupt und dem Ruf "Der Elch ist eins mit dem Walde!" wendet sich Graufell ab und läuft in die Freiheit davon.

Auf seinem Weg stößt er auf eine große Schlange, die sich zusammengeringelt hat und nach ihm züngelt. Da Graufell noch keine Erfahrung mit Schlangen hatte, glaubt er, es mit einer Kreuzotter zu tun zu haben, und tritt aus dem Instinkt heraus mit dem Huf auf ihren Kopf, um die vermeintliche Giftschlange unschädlich zu machen.

Doch diese Schlange ist eine Ringelnatter ohne Giftzähne namens Harmlos, die hier seit Jahren mit ihrem Mann lebt; und ihr Gatte namens Hilflos kommt aus seinem Versteck und trauert um seine Gefährtin, die all die Jahre mit ihm zusammengelebt und keiner Menschenseele etwas getan hat. Er sinnt auf einen Weg, um den Tod seiner Gattin an diesem Elchbullen zu rächen.

Hilflos zieht die Kreuzotter Krayle zu Rate, und beide fassen einen Plan: Die Vögel sollen die Larven der Nonnenfalter künftig nicht mehr fressen. Ihre Zahl sei gering, und sie würden nur von Tannen- und Fichtennadeln leben. Eine Handvoll harmloser Schmetterlinge könnten diesem Wald gewiss nicht schaden...

Und so geschieht es. Die Singvögel meiden von nun an die Larven der Nonnenfalter, die sich zusehends vermehren, erst langsam, dann explosionsartig.

Als Karr eines Tages durch sein Revier streift, hört er auf einmal die Stimme seines Freundes Graufell, die aus der Ferne an sein Ohr dringt: "Karr, Karr! Merkst du nicht, wie es im Walde riecht?" Karr hebt die Nase in die Luft und bemerkt, dass die Nadeln der Tannen und Fichten in der Tat viel intensiver duften als früher.

Erneut ruft Graufell aus der Ferne, doch deutlich hörbar: "Karr, Karr! Hörst du nicht, wie es im Walde knackt?"
Er spitzt die Ohren und lauscht. Und da vernimmt er links und rechts neben ihm, vor und hinter ihm ein nur für Hundeohren hörbares Picken und Ticken wie von lauter winzigen Uhren...

Klagend und verzweifelt hallt Graufells Stimme durch den Wald: "Karr, Karr! Siehst du nicht, wie es fällt?" Und da sieht er, dass von den Ästen der Tanne neben ihm beständig frische grüne Nadeln zu Boden rieseln. Das Gleiche gilt für die kleinere Tanne nebenan. Und die Fichte schräg vor ihm ist völlig kahl, so dass Karr die Ursache sieht: Abertausende Raupen, die dicht an dicht auf allen Ästen und Zweigen sitzen und ohne Unterlass fressen, fressen, fressen...

Karr kehrt zum Forsthaus am Kolmården zurück und bellt nach seinem Förster, der mit zwei Holzfällern vor sein Haus tritt, bleibt aber nicht stehen, sondern läuft wieder in den Wald hinein und gibt von drinnen Laut. Die drei Männer folgen dem Jagdhund tiefer und tiefer in den dichten, bisher unberührten Wald, bis zu einem Bereich, in dem die Nadeln aller Bäume bereits abgenagt sind.

Obwohl die Holzfäller unter Anleitung des Försters die zerstörten Bäume fällen und aus dem Wald schaffen und an den mit Nadeln bestückten Tannen und Fichten Leimruten und -fallen auslegen, gelingt es ihnen kaum, Herr über die Nonnenplage zu werden. Trotz aller Bemühungen nagen und fressen die Larven und vermehren sich weiter...

Unterdessen haben sich die vier Elchbullen versammelt, die in diesem Gebiet ihr Revier haben und hüten, darunter Hornkrone und Graufell. Hornkrone erklärt, das Verhängnis sei über den Wald gekommen, weil ein Tier eine große Sünde begangen haben müsse. 

Und da beginnen in den Zweigen der Tanne über ihnen ein paar Buchfinken zu zwitschern: "Da kommt Graufell, der an der Vernichtung des Waldes schuld ist!" Die Amseln und Blaumeisen singen und rufen dasselbe, bis auch die Ringelnatter Hilflos aus ihrem Versteck kommt und in den Chor einfällt: "Da kommt Graufell, der an der Vernichtung des Waldes schuld ist!"

Als Graufell Hilflos in seinem Zorn anspringt, sagt er: "Tust du dasselbe mit mir, was du meiner Frau angetan hast?" und klärt den Elch auf, dass er an seinem ersten Tag im Wald seine Frau Harmlos getötet hat, die keinem Wesen je ein Leid getan hat. Hilflos fügt hinzu, er hätte die Macht, die schleichende, fast lautlose Katastrophe zu beenden, die über diesen Wald gekommen ist, wenn Graufell auf der Stelle sein Revier verließe.

Ein zweites Mal wendet sich Graufell ab und flieht, verlässt seinen heimischen Wald und zieht weit in den Norden hinauf, in die Taiga am Polarkreis.

Auf das Geheiß von Hlflos lässt ein Vogel eine Raupe unter die Nonnenlarven fallen, die von einer tödlichen, ansteckenden Krankheit befallen ist. In Windeseile breitet sich die Seuche unter den Larven aus. Sie hören auf zu fressen, kriechen in die Wipfel der Bäume hinauf und verenden dort, erst nur einige, dann mehrere, bis sie schließlich ebenso in Scharen eingehen, wie sie sich zuvor in den Tannen und Fichten vermehrt haben. Und so erholt sich der Wald auf dem Kolmården wieder.

In dem Jahr, in dem Nils mit den Gänsen unterwegs ist, landet Akkas Schar wie immer zum Übernachten am Kolmården. Als Martin und Nils nach einem Schlafplatz suchen, sieht Nils eine Schlange neben sich am Boden, die sich zusammenringelt, aufrichtet und ihn anzüngelt. Da er die Schlange für eine Kreuzotter hält, die Martin und ihm gefährlich werden kann, springt er zu einer Geröllhalde hinauf und lässt von oben einen der größten Steine auf den Kopf der Schlange fallen; und sie ist auf der Stelle tot. 

Akka klärt Nils auf, dass es sich um die Ringelnatter Hilflos handelt, die vor Jahren in diesem Wald die Nonnenplage ausgelöst und Graufell in die Verbannung geschickt hat, und meint, sie müssten den Jagdhund Karr aufsuchen und es ihm ausrichten.

Inzwischen ist Karr alt und schwach geworden. Er hat gesehen, dass der Förster am Morgen sein Gewehr geladen hat, und weiß, dass sein Herr ihn bald rufen wird, um ihn mit dem Gnadenschuss zu erlösen. Doch vorher begibt er sich auf einen letzten Spaziergang durch sein vertrautes Revier.

Karr sieht die Natter Hilflos tot am Boden liegen und bittet die Gänse, so rasch wie möglich in den Norden zu ziehen und seinem Freund Graufell mitzuteilen, dass nicht nur die Katastrophe vom Wald abgewendet, sondern auch sein ärgster Feind tot ist.

Doch da erzählt ihm Akka, was sie und zwei Gänse aus ihrer Schar im letzten Frühjahr hoch im Norden erlebt haben: 

Graufell wurde mit seinen Kühen in der Taiga auf einer mit Firnschnee bedeckten Lichtung von Jägern aufgespürt. Er hat seine Kühe fortgeschickt, um sich seinen Verfolgern zu stellen und ihre Aufmerksamkeit allein auf sich zu lenken. Auf seiner Flucht durch den vereisten Firnschnee ist er immer wieder durch die Eiskruste eingesunken, und da er sich dabei die Fesseln wundgescheuert hat, konnte er bald vor Schmerzen kaum mehr laufen und sank mit jedem Tritt tiefer ein.

Dann haben ihn die Jäger eingeholt und umkreist, und einer von ihnen hat Graufell den tödlichen Schuss versetzt. Er hat Akka und ihre beiden Gefährten noch über seinem Sterbelager gesehen und ihnen seine letzten Worte mitgegeben: "Sagt Karr, dass sein Freund Graufell einen guten Tod gehabt hat."

Auf Akkas Worte hin senkt Karr den Kopf und dankt ihr für die Auskunft. Vom Haus ruft sein Förster nach ihm, die geladene Flinte über der Schulter. Noch einmal richtet sich der alte Jagdhund auf und sagt: "Nun weiß ich, was ich brauche, um ruhig und zufrieden in den Tod zu gehen."

Und so endet das Schicksal zweier Freunde aus dem Tierreich, meiner Meinung nach nicht weniger dramatisch und tragisch als eine griechische Tragödie.

Doch nun zu der versprochenen letzten Geschichte, die es ebenso verdient, erzählt zu werden, und von der Verbindung handelt, die zwischen Akka von Kebnekajse, Nils Holgersson und dem Adler Gorgo besteht.

Dass eine Beziehung zwischen einer Wildgans und einem Steinadler entsteht, ist eine ungewöhnliche Konstellation, denn Adler gehören zu den Feinden der Wildgänse, da sie zuweilen ihre Küken aus dem Nest holen und fressen. Daher behält Akka seit jeher den Adlerhorst hoch auf dem Felssims über dem See, an dessen Ufer im Tal ihre Brutkolonie nistet, ständig und wachsam im Auge.

Eines Tages fällt ihr auf, dass die beiden erwachsenen Steinadler schon seit über einem Tag nicht zum Horst zurückgekehrt sind; und vom Felssims hört sie ein klägliches und zugleich scharfes Fiepen.

Der Gedanke, dass dort droben ein hilfloses Küken liegt, das zu verhungern droht, lässt Akkas Mutterinstinkt keine Ruhe, der stärker ist als ihre intuitive Furcht vor Greifvögeln. Sie fliegt zum Adlerhorst hinauf, in dem ein einziges Jungtier nackt und ohne Federn liegt und nach Futter ruft. 

Als sie ein paar kleine Fische zusammenrafft und zu ihm hinauf bringt, beschwert sich der Jungadler über die karge und spärliche Kost. 

Doch Akka kehrt ihre strenge Seite nach außen und macht dem verwaisten Adlerküken klar, dass es nur eine Wahl hat: Entweder es frisst, was sie ihm bringt, oder es stirbt. Fortan akzeptiert es die Kaulquappen, Frösche und kleinen Fische, die seine Pflegemutter ihm vorsetzt, und sie nennt es Gorgo.

Von nun an wächst der Jungadler heran und entwickelt sich normal weiter, bis er eines Tages fähig ist, vom Horst zum See hinunterzuspringen und sich den jungen Gösseln in Akkas Schar anzuschließen. 

Bald bemerkt Gorgo, dass er irgendwie anders als seine Geschwister ist. Da er keine Schwimmhäute zwischen den Zehen hat, kann er nicht schwimmen; dafür vermag er viel länger, schneller und geschickter zu fliegen als sie. Merkwürdig erscheint es ihm auch, dass die anderen Vögel jedes Mal Warnrufe ausstoßen, wenn er über den See fliegt. 

Doch jedes Mal, wenn er meint, dass etwas mit ihm nicht stimmt, tröstet Akka ihn mit der Bemerkung, es werde dennoch ein richtiger Vogel aus ihm werden.

Als ihn eines Tages ein Blässhuhn einen Vogelräuber und -mörder nennt, geht im Jähzorn sein Greifvogelinstinkt mit ihm durch: Er schnappt sich das Blässhuhn mit seinen Krallen, und nur die Schnabelhiebe von Akka verhindern, dass er es tötet.

Daraufhin verbannt seine Pflegemutter Gorgo aus ihrer Schar und verbietet ihm, je wieder in seine Nähe zu kommen. Und während künftig die anderen Gänse in Akkas Gegenwart nie mehr von Gorgo sprechen, ja, nicht einmal seinen Namen nennen dürfen, fliegt der ausgewachsene Jungadler einsam und allein davon, wie es seiner Art entspricht. Allerdings vergreift er sich auch fortan nie an Gänsen und anderen Wasservögeln.

Und es ist Gorgo, der eines Tages Nils Holgersson aus der Gefangenschaft befreit. Denn im Freiluftmuseum Skånsen ist ein Spielmann namens Klement Larsson auf Nils aufmerksam geworden, der aus Hälsingeland stammt, aber in diesem großen Landschaftspark am Vormittag die Bauernhäuser im Gelände bewacht und am Nachmittag für Besucher in einem kleinen Pavillon Geige spielt.

Klement Larsson richtet für Nils eine Behausung in einem Vogelkäfig ein und hat vor, künftig neben seinem Geigenspiel seinem Publikum als einzigartige Attraktion ein echtes lebendes Wichtelmännchen vorzuführen, was ihm nach seiner Einschätzung viel mehr Kronen einbringen dürfte als bisher. Und so erlaubt Klement Nils zwar, den Käfig zu verlassen, um sich im Gelände von Skånsen umzusehen, nicht aber ihn. 

Nils bittet Klement wiederholt und eindringlich, ihn freizulassen. Er sagt, dass die Gänseschar, mit der er reist, zu seiner Familie geworden ist, die ihn schmerzlich vermisst und nach ihm sucht. 

Klement, der in Stockholm zwar sein Geld verdient, dort aber nicht heimisch geworden ist und bald zu Hause nach Hälsingeland zurückkehren will, schließt mit Nils ein Abkommen: Solange er ihm zum Frühstück einen weißen Napf vor den Vogelkäfig stellt, muss er in Skånsen bleiben; stellt er ihm einen blauen Napf hin, darf er gehen.

An einem Sonntag im Frühsommer ist Klement im Park des königlichen Schlosses in Stockholm unterwegs und lässt sich auf einer Bank nieder, wo ihn wieder das Heimweh übermannt. Da nähert sich ihm ein stattlicher älterer Herr von schönem Angesicht und fragt ihn, weshalb er an solch einem schönen Sonntag so trüb und traurig im Park sitze. 

Als Klement dem freundlichen Herrn von seinem Heimweh erzählt, meint dieser, einen besseren Ort als Stockholm könne es nirgendwo geben; denn Stockholm sei eine Stadt, die allen Schweden gehöre und ihr Zuhause sei. Er lässt sich neben ihm auf der Parkbank nieder und erzählt ihm von der Geschichte und Entwicklung der Hauptstadt Schwedens.

Als er mit seinen Ausführungen zum Ende kommt, dankt Klemens dem stattlichen Hern mit dem schönen Angesicht und sagt, dass er nun erst recht aufbrechen müsse, um den Menschen zu Hause zu erzählen, was für eine besondere Stadt Stockholm sei. Er packt seine Geige und seine wenigen Habseligkeiten zusammen.

Einen Tag nach diesem Gespräch trifft ein Bote in königlicher Livrée bei ihm ein und überreicht ihm ein großes rotes Buch, der sich als prachtvoll gestalteter Bildband über Stockholm und seine Geschichte entpuppt und auf der Titelseite mit einer persönlichen Widmung und der Unterschrift des Königs von Schweden versehen ist. Kein Geringerer als der König selbst saß gestern neben ihm auf der Parkbank, was Klement nicht wusste, weil er seinen König noch nie gesehen hat - wie vermutlich viele andere Schweden zu seiner Zeit auch.   

Bevor Klement Larsson zu seiner Wanderung nach Hause aufbricht, bittet er einen Freund, auf dem Wochenmarkt einen blauen Napf zu kaufen und ihn vor den Vogelkäfig des Wichtelmännchens zu stellen, das bei ihm in der Wohnung lebt. Doch er erklärt seinem Freund nicht, was es mit der Farbe Blau auf sich hat, und dieser findet keinen einzigen blauen Napf auf dem Markt, so dass er stattdessen einen weißen nimmt und vor den Vogelkäfig stellt. 

Das bedeutet für Nils, dass er iin Skånsen bleiben muss. Da er nichts Besseres zu tun hat, streift er durch das Gelände; und als er an der Vogelvoliere vorbei kommt, fällt ihm unter den Adlern, die apathisch und stumpf auf ihren Sitzen hocken und nicht einmal aufblicken, einer besonders auf. 

Denn Nils kennt Gorgo, der ihn zu einem früheren Zeitpunkt aus einem Schwarm von Krähen befreit und zu Akkas Schar zurückgebracht hat, aber ohne weitere Worte davongeflogen ist.  

Nils beschließt, seinem Freund und Helfer von damals die Freiheit wiederzugeben. Er beginnt, am Drahtnetz, das sich über die Voliere spannt, mit seinem Messer einen Draht nach dem anderen durchzufeilen. 

Gorgo meint, Nils solle sich diese Mühe nicht machen; er werde es nie schaffen, so viele Drahtfäden durchzufeilen, dass im Netz ein Loch entsteht, das für ihn groß genug ist. Doch Nils feilt unbeirrt den ganzen Tag lang weiter; und Gorgo sieht, dass das Loch in der Voliere tatsächlich größer wird. 

Der junge Adler erwacht aus seiner Lethargie, beginnt umherzulaufen und seine Flügel zu regen, um sich für die Flucht bereit zu machen.

Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch ist es so weit: Nils ruft Gorgo von oben zu, er solle es jetzt versuchen. Der Adler schwingt sich zum Dach der Voliere auf, und tatsächlich passt er durch das Loch im Gitternetz und ist frei! 

Dann kehrt Gorgo zu Nils zurück, um ihn ebenfalls zu befreien und zu Akkas Schar zurückzubringen. Doch er verneint und erzählt ihm von dem Abkommen zwischen dem Spielmann Klement Larsson und ihm: Solange der Napf weiß und nicht blau ist, darf er nicht gehen. Nach Gorgos Ansicht ist dies ein seltsames und zwielichtiges Abkommen, an das Nils sich nicht gebunden zu fühlen braucht. Denn Klement ist nicht mehr hier und kümmert sich nicht mehr um ihn.

Nils bittet Gorgo, er möge ihm helfen, Klement zu suchen, damit er ihn zur Rede stellen kann; und so packt der junge Adler Nils am Kragen, hebt ihn zwischen seine Klauen und fliegt mit ihm davon. 

Nach Nils Beschreibung und dank der Hilfe einiger Vögel, die den beiden Bescheid geben, in welche Richtung Klement gewandert ist, fällt es Gorgo nicht schwer, ihn schließlich zu finden: In der Johannisnacht sitzt er im Kreis junger Männer und Frauen um eines der Sonnwendfeuer, die in dieser Nacht im ganzen Land entfacht werden, und sie erzählen einander Geschichten.

Während der junge Mann zu seiner Linken lediglich eine Sage erzählt, für die er keinen Beweis hat, vermag Klement seinem Publikum eine wahre Geschichte zu bieten: seine Begegnung mit einem Wichtelmännchen. Da sprüht auf einmal das Sonnwendfeuer auf, als hätte jemand hinter oder über ihm einen Zweig hinein geworfen.

Klement erzählt den jungen Leuten am Sonnwendfeuer auch von dem Abkommen zwischen ihm und Nils, und dass er seinen Freund beauftragt hat, einen blauen Napf zu kaufen und vor den Vogelkäfig zu stellen. Erneut sprüht das Lagerfeuer auf, so dass Klement erschreckt zurückzuckt.

Die junge Frau zu seiner Rechten meint, es sei nicht richtig gewesen, diesen Auftrag einem anderen zu übertragen. Klement selbst hätte den blauen Napf besorgen und hinstellen müssen, um seinem Gefangenen die Freiheit persönlich wiederzugeben.  Als wolle jemand ihre Worte unterstreichen, spürt Klement in diesem Moment einen jähen Schmerz im Nacken, der von einer Buchecker stammt, die jemand scharf und zielgenau von hinten auf ihn geworfen hat.

Doch dies ist der einzige kleine Racheakt, zu dem Nils sich hinreißen lässt. Er hält sich nicht länger auf und setzt seine Reise mit Gorgo fort, der ihn schließlich eines Morgens einen Steinwurf von Akkas Schar entfernt absetzt und ihn bittet, bei seiner Pflegemutter ein gutes Wort für ihn einzulegen. Dann fliegt Gorgo zum Horst seiner Kindheit hinauf und wartet ab.

Als Akka ihren Reisekameraden und Freund wiedersieht, ist ihre Freude groß. Um herauszufinden, wie sie über ihren verlorenen Pflegesohn Gorgo denkt, erzählt Nils ihr von seiner Gefangenschaft im Vogelgehege von Skånsen und gibt an, er hätte den jungen Adler in der Voliere sitzen lassen, da er ein Vogelräuber und -mörder sei, der hinter Gitter gehöre.

Akka entgegnet ihm, er habe nicht richtig gehandelt. Ein solch stolzer und freiheitsliebender Vogel, wie ein Adler es ist, werde in Gefangenschaft dahinsiechen und eingehen. Prompt schlägt sie vor, gemeinsam mit Nils nach Skånsen zu fliegen und Gorgo aus seinem Gefängnis zu befreien. 

Daraufhin stellt Nils fest: "Dann ist es also nicht wahr, wenn man sagt, dass Ihr keine Liebe mehr für Euren Pflegesohn habt. Das ist gut, denn ich verdanke ihm, dass ich wieder bei Euch bin; und Ihr werdet ihn dort vorfinden, wo Ihr einst ein hilfloses Adlerjunges gefunden habt."

Und so gelingt es Nils, Akka mit ihrem Pflegesohn zu versöhnen.

Als die Reise zu Ende geht und Nils mit dem Gänserich Martin auf den Hof der Holgerssons im südlichen Schonen zurückkehrt, traut er sich nicht, seinen Eltern als Wichtelmännchen unter die Augen zu treten, hält sich vor ihnen versteckt und schickt Martin vor, der seiner Frau und seinen Kindern zeigt, wo er zu Hause war, bevor er den Wildgänsen gefolgt ist.

Doch da hört er Martin verzweifelt und panisch um Hilfe rufen. Denn Holger Nilsson, sein Vater, hat den Gänserich gepackt und schickt sich an, ihm als Sonntagsbraten den Garaus zu machen! 

Nils läuft in den Stall und ruft: "Vater, lass den Gänserich frei und tu ihm nichts!"

In diesem Augenblick wächst Nils wieder zu seiner normalen Größe als nunmehr fünfzehnjähriger Junge empor und ist nicht nur mit seinen Eltern wieder vereint, sondern hat auch seinem Freund Martin das Leben gerettet.

Noch einmal geht er hinaus vor den Hof, denn Akkas Gänseschar kreist noch über dem Hof seiner Eltern. Doch jetzt kann Nils nicht mehr nach ihnen rufen und versteht auch nicht mehr, was sie schnattern.

Doch da kehrt der Gänseverband zum Hof zurück, geht in den Landeanflug über und lässt sich auf der Wiese vor dem Haus nieder. Offenbar haben sie ihren Freund und Reisekameraden in seiner Menschengestalt erkannt. 

Mit einer letzten behutsamen Liebkosung nimmt Nils von jeder Gans Abschied; dann lässt er sie ziehen und sieht ihnen voller Wehmut und Sehnsucht nach...

Auch wenn Nils Holgersson nun wieder als Mensch unter Menschen lebt, bewahrt er sich sein besonderes Gespür für Tiere und das, was ihn mit ihnen verbindet.
 



06.01.2025 - Schicksale der Menschen
An dieser Stelle muss ich etwas gestehen: Ich habe die falsche Stadt bei der großen Flut von 1348 in der Ostsee versenkt! Es war nicht Rungholt - diese Stadt lag einst im Wattenmeer, d.h. vor der Nordseeküste -, sondern Vineta. Und diese Stadt, die vor der Küste Pommerns versunken ist, spielt auch in den Reiseabenteuern von Nils Holgersson eine Rolle. Nach einer alten Sage soll Vineta alle sieben Jahre in der Nacht vom 9. auf den 10. April eine Stunde lang vom Meeresgrund an die Oberfläche emportauchen. In dieser Stunde setzen die Bewohner ihr Leben und ihre Tätigkeit an der Stelle fort, wo sie zuletzt aufgehört haben.  Würde in dieser Stunde ein Sterblicher kommen und von einem Handwerker, Krämer oder Kaufmann eine ihrer Waren kaufen, ganz gleich, zu welchem Preis und mit welcher Währung, wären die Bewohner Vinetas erlöst; sprich, ihr Leben würde fortan normal weitergehen wie in jeder beliebigen Stadt an der Ostsee auch. Kauft in dieser Stunde aber niemand etwas, sinkt Vineta mit seinen Bewohnern wieder auf den Meeresgrund hinab.. Zufällig findet Nils, der diese Sage und den springenden Punkt zu dieser Zeit noch nicht kennt, an diesem Abend am Ostseestrand eine Kupfermünze, die von dem salzhaltigen Meerwasser so angenagt ist, dass er sie achtlos beiseite wirft. Plötzlich erscheint vor seinen Augen im Schein des Vollmondes dort, wo bisher nur ein leerer weißer Sandstrand und der stille Spiegel der Ostsee lag, eine Stadt mit Menschen in reicher altertümlicher Kleidung, die vor ihren Häusern ihre Ware auf Ladentischen und Ständen ausbreiten.


III. Schicksale der Menschen


An dieser Stelle muss ich etwas gestehen: Ich habe die falsche Stadt bei der großen Flut von 1348 in der Ostsee versenkt! Es war nicht Rungholt - diese Stadt lag einst im Wattenmeer, d.h. vor der Nordseeküste -, sondern Vineta. Und diese Stadt, die vor der Küste Pommerns versunken ist, spielt auch in den Reiseabenteuern von Nils Holgersson eine Rolle.

Nach einer alten Sage soll Vineta alle sieben Jahre in der Nacht vom 9. auf den 10. April eine Stunde lang vom Meeresgrund an die Oberfläche emportauchen. In dieser Stunde setzen die Bewohner ihr Leben und ihre Tätigkeit an der Stelle fort, wo sie zuletzt aufgehört haben. 

Würde in dieser Stunde ein Sterblicher kommen und von einem Handwerker, Krämer oder Kaufmann eine ihrer Waren kaufen, ganz gleich, zu welchem Preis und mit welcher Währung, wären die Bewohner Vinetas erlöst; sprich, ihr Leben würde fortan normal weitergehen wie in jeder beliebigen Stadt an der Ostsee auch.

Kauft in dieser Stunde aber niemand etwas, sinkt Vineta mit seinen Bewohnern wieder auf den Meeresgrund hinab...

Zufällig findet Nils, der diese Sage und den springenden Punkt zu dieser Zeit noch nicht kennt, an diesem Abend am Ostseestrand eine Kupfermünze, die von dem salzhaltigen Meerwasser so angenagt ist, dass er sie achtlos beiseite wirft. 

Plötzlich erscheint vor seinen Augen im Schein des Vollmondes dort, wo bisher nur ein leerer weißer Sandstrand und der stille Spiegel der Ostsee lag, eine Stadt mit Menschen in reicher altertümlicher Kleidung, die vor ihren Häusern ihre Ware auf Ladentischen und Ständen ausbreiten. Nils sieht sich in den Straßen und Gassen um und betrachtet die großen, prächtig verzierten Giebelhäuser und das reiche Sortiment, das die Kaufleute vor ihrer Tür ausgestellt haben. 

Zuerst bemerken die Menschen seine winzige Gestalt nicht, die durch die Straßen und Gassen huscht. Doch schließlich entdeckt ihn einer der Kaufleute und winkt ihn zu sich und seinem Stand heran. Nils hebt bedauernd die Hände und stülpt seine leeren Hosentaschen nach außen, um ihm zu zeigen, dass er nicht einen Pfennig oder Cent bei sich hat. 

Da nimmt der Kaufmann einen ganzen Stapel kostbarer Stoffe, legt eine Handvoll Silberschmuck obendrauf, zieht die kleinste Münze, die er finden kann, aus seiner eigenen Geldbörse und sieht Nils in die Augen, eindringlich, verzweifelt, ja flehend...

Nils begreift und erinnert sich an die ramponierte kleine Kupfermünze, die er zuvor im Sand gefunden hat. Er eilt zurück und sucht geraume Zeit, bis es ihm gelingt, die Münze wiederzufinden. Als er sich aufrichtet und nach Vineta zurücklaufen will, ist die Stadt so plötzlich verschwunden, wie sie zuvor aufgetaucht ist. Vor ihm liegt nur noch der leere weiße Sandstrand und der stille Spiegel der Ostsee.

Dass er zu spät begriffen hat, was der Kaufmann von ihm wollte, und die Bewohner Vinetas samt ihrer Stadt nicht von ihrem Fluch zu erlösen vermochte, verzeiht sich Nils lange Zeit nicht. 

Allerdings erlebt er wenig später, dass manch eine unerlöste Seele genau an ihrem nie endenden Leben krankt, das an einen bestimmten Ort gebunden ist und sich stets auf dieselbe Weise vollzieht..

In der Provinz Sörmland gibt es am Ufer des Stora Djulö-Sees einen brachliegenden Landstrich, über den sich einst ein Herrensitz mit einem weitläufigen Park erstreckte. Dieser Herrensitz samt Park gehörte einem Grafen aus altem Landadel, der von den Bewohnern und Bediensteten seines Gutes nur "Herr Karl" genannt wurde. 

Als sich einer seiner Gärtner einmal in Gegenwart seines Dienstherrn über die viele Arbeit beklagte, die ihm dieser riesige Landschaftspark tagein, tagaus abverlangte, wies Herr Karl ihn mit den Worten zurecht: "Ich wäre zufrieden, wenn ich jeden Tag in der Erde meines schönen Sörmlandes graben dürfte", worauf der Gärtner ihm antwortete: "Möge es Euch geschehen, wie Ihr wünscht."

Eines Nachts erwacht Nils am Ufer des Stora Djulö-Sees von dem Quietschen eines schmiedeeisernen Gartentors, das sich vor ihm öffnet. Über die hohe Mauer, die das Grundstück vor ihm umschließt, ragen die fruchtbeladenen Kronen von Obstbäumen hinweg. Mit einem Mal bricht mitten in der Nacht strahlender Sonnenschein durch das Gartentor hindurch, und die Luft ist von betörendem Blumenduft erfüllt, so dass er kurzerhand durch die Gitterstäbe hinein schlüpft. 

Drinnen erwartet ihn ein schöner, tadellos gepflegter Garten voller Obstbäume, Rosenhecken und Blumenbeeten, und ein alter Gärtner in einer blauen Schürze, der sich mit seinem Spaten an einem Beet zu schaffen macht. Obwohl der Gärtner sich recht mürrisch und wortkarg zeigt, führt er Nils durch sein Grundstück, das die gesamte Provinz Sörmland einnimmt.

Als beide an Schloss Eriksberg vorbeikommen, das früher Pintorpa hieß, erlaubt er Nils, sich in diesem Schloss umzusehen, mahnt ihn aber, sich vor der Pintorpa-Frau in Acht zu nehmen. Doch in Schloss Eriksberg sieht Nils nur Möbel, Wandteppiche, Deckenlüster und kostbare Tafelaufsätze auf Tischen und Kommoden, aber keine Menschenseele.
Als der Gärtner ihn bei seiner Rückkehr fragt, ob ihm jemand begegnet ist, verneint Nils, worauf er ausruft: "Hat die Pintorpa-Frau Ruhe gefunden und ich nicht!" 

An einem anderen Uferabschnitt erhebt sich die seit langem leerstehende Kirche von Strängnäs. Erneut erlaubt der Gärtner Nils, sich in der Kirche umzusehen, und warnt ihn, sich vor Bischof Rogge zu hüten. Auch hier sieht er nur den Altarraum mit der Chorschranke, Predigtkanzeln, Beichtstühle und die Stuhlreihen im Kirchenschiff, aber keinen einzigen Menschen; und so ergeht es ihm auch in Schloss Gripsholm, in dessen Mauern angeblich ein König Erik sein Unwesen treiben soll. 

Jedes Mal, wenn Nils berichtet, dass er niemandem begegnet ist, antwortet der alte Gärtner: "Hat Bischof Rogge / König Erik Ruhe gefunden und ich nicht!" mit einer Verzweiflung, wie sie in einer menschlichen Stimme selten zu hören ist.

Allein dass es ihm gelingt, einen Singvogel vor einer Eule zu retten, lässt ein flüchtiges Lächeln in seinen verhärmten Zügen aufscheinen...

Als sich beide am Ende des Rundgangs wieder dem schmiedeeisernen Gartentor nähern, fordert der Gärtner Nils auf, seinen Spaten einen Augenblick lang zu halten, während er ihm das Tor öffnet. Doch Nils will dem vergrämten alten Mann keine weitere Mühe bereiten und schlüpft einfach durch die Gitterstäbe nach draußen.

Mit einem Mal beginnt der alte Gärtner zu fluchen und zu schimpfen. Denn hätte Nils den Spaten genommen, hätte er sich fortan um den Garten kümmern müssen, und der Gärtner bzw. der verwunschene Herr Karl hätte die ewige Ruhe gefunden, nach der er sich schon seit so langer Zeit sehnt!

Nils tröstet Herrn Karl mit der Versicherung, dass es niemanden gibt, der sich so gut und hingebungsvoll um seinen Garten kümmern würde als er selbst...

Neben spukhaften Begebenheiten wie diesen teilen sich Nils auf seiner Reise auch menschliche Schicksale mit, an denen ganz und gar nichts märchenhaft ist und die ein Stück Realität der damaligen Zeit widerspiegeln.      

An einem verregneten, nasskalten Abend, als die Wildgänse am Ufer eines öden Sumpfes im nördlichen Småland übernachten und Nils im Dunkeln den Viehstall eines Bauernhofes erspäht, zieht es ihn mit aller Macht zur Nähe der Menschen hin. 

Als er durch das Fenster des Viehstalls das klagende, verzweifelte Muhen einer Kuh hört und sich herausstellt, dass die Stalltür nicht verschlossen ist, schleicht Nils sich hinein und findet eine einsame Kuh vor, die ohne Futter und Wasser in ihrem Stand steht und über Hunger und Durst klagt. Es gelingt Nils, der Kuh ein paar Büschel Heu in ihren Trog zu werfen und ihre Kette zu lösen, damit sie zu einer Regenpfütze im Stall gehen und ihren Durst löschen kann.

Die Kuh erzählt ihm, dass ihre Bäuerin an diesem Morgen noch mit ihr gesprochen hat, später aber nicht mehr erschienen ist, um sie für die Nacht zu versorgen, was nicht ihre Art ist. Sie vermutet, dass ihrer Herrin etwas zugestoßen sein muss, und bittet ihn, zum Wohnhaus hinüber zu gehen und in ihre Stube zu sehen; die Tür sei nicht verschlossen.

Als er ihrer Bitte nachkommt, sieht er die Bäuerin reglos auf dem Fußboden liegen; und die reglose Starre und Blässe ihres Gesichts sagt ihm, dass sie tot ist. Da Nils bisher noch keinen Toten gesehen hat, jagt ihm ihr Anblick einen solchen Schreck ein, dass er sich abwendet und zurück in den Stall flüchtet.

Dort erzählt ihm die Kuh die Geschichte dieser Frau:

Als ihr Mann starb und ihre Kinder noch klein waren, kümmerte sie sich allein um Haus und Hof. Zu dieser Zeit besaß sie noch Kartoffelfelder und neben vier Kühen auch Gänse und Hühner. Doch der Boden war steinig, und ihr Grund grenzte an ein ausgedehntes Moor, so dass er trotz größter Mühen nur geringe Erträge abwarf.

Als ihre Kinder sahen, dass ihre Mutter sich abmühte, ohne dass sich ihre Arbeit lohnte, wanderten sie nach Amerika aus und ließen ihre Kinder in der Obhut der Bäuerin zurück. Sie hoffte, dass ihre Enkel bei ihr auf dem Hof bleiben würden. Doch die Ernten wurden weder besser noch ergiebiger, während ihre Müh und Plage gleich blieb, so dass all ihre Enkel ihren Eltern über den Großen Teich folgten.

Obwohl ihre Kinder und Enkel ihr über die Jahre hinweg Geld, Möbel und andere Einrichtungsgegenstände schickten und sie in ihren Briefen immer wieder baten, ebenfalls auszuwandern und zu ihnen zu kommen, konnte sich die Bäuerin dazu nicht durchringen.

In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht erwähnen, dass Bauern, die ihr Erbe antreten und ihren Hof bewirtschaften, in einer Tiefe mit ihrem Zuhause verwurzelt sind, die Nicht-Landwirte nicht kennen. Tagein, tagaus kümmern sie sich um ihren Grund und Boden, leben damit und davon, so dass für sie allein der Gedanke, Haus und Hof zu verlassen und in einen anderen Ort oder gar in ein fremdes Land zu ziehen, im Grunde undenkbar ist.

Stattdessen wurde die Bäuerin sowohl zornig auf Amerika, das ihr all ihre Kinder und Enkel geraubt hatte, als auch auf den harten, steinigen, unergiebigen Boden ihres Grundstücks, der sie von ihrem Zuhause vertrieben hatte. Da sie niemanden hatte, dem sie ihren Hof vererben konnte, sah sie in ihrem Lebenswerk keinen Sinn und Nutzen mehr. Zur Auswanderung konnte sie sich nach wie vor nicht durchringen; doch sie erkannte, dass sie sich ihr Leben lang vergebens abgemüht hatte. 

Und so schwand zusehends ihre Kraft. Zuerst ließ sie ihre Felder brach liegen. Dann wurde ihr auch die Versorgung ihres Viehs zuviel, und um zu überleben, verkaufte sie erst ihre Gänse, dann ihre Hühner und schließlich auch ihre Kühe bis auf die älteste, von der sie sich nicht zu trennen vermochte.

Doch dann boten ihr die Nachbarn vom Grundstück nebenan an, ihren Grund einschließlich des Moors zu kaufen, das dazu gehörte, und erklärten ihr; sie könnten es sich leisten, das Moor trockenzulegen und Roggen anzubauen.

An diesem Morgen hatte die Bäuerin ihrer Kuh erzählt, dass sie nun ihren Kindern schreiben könne, zu Hause würde sich alles zum Besseren wenden, und sie könnten zu ihr zurückkehren. Doch bevor sie sich hinsetzen und den Brief schreiben konnte, war sie in ihrer Stube auf dem Fußboden zusammengebrochen und gestorben....

Das einzige, das Nils für die einsam und völlig allein verstorbene Bäuerin tun konnte, war, ihr die gebrochenen Augen zu schließen, das Haar aus ihrer Stirn zu streichen und ihre Hände zu falten und dann die Kuh zu den Nachbarn hinüber zu schicken. Wenn sie die Kuh ihrer Nachbarin bei ihnen auf dem Hof umherirren sahen, würden sie begreifen, dass der Besitzerin des Hofes etwas zugestoßen sein musste, und nach ihr sehen.

Noch auf ein anderes Schicksal möchte ich eingehen, das in Selma Lagerlöfs Werk fast ebenso bedeutsam ist wie die Abenteuer von Nils Holgersson: die Geschichte der Geschwister Âsa und KIein-Mats. 

Einst hatten sie mit ihren Eltern und vier weiteren Geschwistern auf einem Hof in südlichen Småland gelebt und ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Rechen verdient. Doch eines Abends nahmen sie eine einsame verarmte Frau in ihr Haus auf, und schon in der ersten Nacht, die sie bei ihnen verbrachte, stellte sich heraus, dass sie unter einem schweren Husten litt. 

Als die Frau sich von einem Fieberschub erholte und wieder zu sich kam, bat sie die Eltern der Kinder, sie zurück auf die Straße zu setzen und dort sterben zu lassen. Sie erklärte, dass sie eine Zeitlang unter Zigeunern gelebt hätte, und als sie die Sippe verließ, hätte eine von ihnen einen Fluch über sie verhängt: Sie werde jeder und jedem, der sie in sein Haus aufnähme, den Tod bringen.

Bald erlag die einsame, verarmte Landstreicherin ihrer Krankheit; und bald darauf starben tatsächlich vier von sechs Geschwistern, einer nach dem anderen. Allein die die dreizehnjährige Âsa und der zwölfjährige Klein-Mats überlebten.

Jon Assarson, ihr Vater, kam über den Verlust seiner Kinder nicht hinweg, glaubte, dass die Kranke tatsächlich einen Fluch über seine Familie gebracht hatte und haderte mit Gott, der einen Akt der Barmherzigkeit mit Leid und Tod vergolten hatte. 

Eines Tages verließ Jon Assarson sein Haus und seine Familie und zog fortan ziel- und rastlos von Ort zu Ort und von Land zu Land, ohne dass er es irgendwo lange aushielt. Auf seiner Wanderung schloss er sich schließlich einem Sami-Stamm an, der mit seiner Rentierherde gen Norden nach Kiruna zog.

Unterdessen verkaufte die Mutter von Âsa und Mats ihren Grund und Hof und zog mit ihren beiden verbliebenen Kindern ins südliche Schonen. Während sie Arbeit in einer Fabrik fand, verdingten sich Âsa und Mats auf den Höfen ihrer Nachbarn als Viehhirten, und dabei lernten sie auch Nils Holgerssons Familie kennen.

In derselben Zeit, als Nils mit dem Hausgänserich Martin und den Wildgänsen über das Land zog, starb auch die Mutter von Âsa und Mats an derselben Krankheit, die ihre vier Geschwister dahingerafft und ihren Vater von zu Hause vertrieben hatte. Zunächst setzten Âsa und Mats ihre Tätigkeiten fort, und es gelang ihnen, ihre kleine Kate zu halten.

Doch sie ging eines Tages in Flammen auf, ausgerechnet von Nils in Brand gesetzt, um sich gegen den Fuchs Smirre zu wehren, der ihn einmal mehr in dieser Kate aufgespürt hatte und ihn fangen wollte, indem er ein Büschel Stroh mit einem Streichholz anzündete und es dem Fuchs entgegen warf. Smirre floh, doch leider fing zuerst die Bettwäsche und dann das andere Mobiliar in der Dachkammer Feuer, und Nils hatte weder die Möglichkeit noch die Mittel, den Brand zu löschen.

Und so standen Âsa und Mats vor den rauchenden Überbleibseln ihrer Kate,  verließen Schonen und beschlossen, in ihre frühere Heimat zurückzuziehen, nach Sunnerbo ins südliche Småland.

Doch als sie die Abkürzung über den zugefrorenen Vätternsee nahmen, dessen Eispanzer aufzutauen und in einzelne Schollen zu zerfallen begann, als sie bereits weit auf den See hinaus gegangen waren, war es Nils, der als Lotse mit seinen Rufen dafür sorgte, dass sie auf den Eisplatten sicher und trocken ans Ufer gelangten. 

Und so kehrten Âsa und Mats in das leerstehende Haus ihrer Familie zurück. Eines Tages hörten sie im Gemeindehaus von Sunnerbo den Vortrag eines Redners über die Volkskrankheit Tuberkulose und wie man die Ansteckung verhindern könne: durch das Verbrennen der Bettwäsche und der Kleidung, in der die Kranken gelegen hatten, und durch gründliche Hygiene und Sauberkeit im Haushalt.

Nach dem Vortrag gingen die beiden Kinder auf den Redner zu und schilderten ihm das Los ihrer Familie. Der Redner bestätigte ihnen, dass ihre Geschwister und ihre Mutter nicht am Fluch einer Zigeunerin, sondern an Tuberkulose gestorben seien, und dass die Vernichtung verseuchter Textilien und Hygiene vor der Ansteckung schützen würde.

Die beiden Geschwister beschlossen, ihren Vater zu suchen und ihm zu erklären, dass der Tod, der seine Familie heimgesucht hatte, von einer Krankheit und nicht von einen Fluch verursacht wurde; und so verließen sie Sunnerbo und begaben sich auf Wanderschaft. 

An jedem Ort, den sie aufsuchten, gaben sie das weiter, was sie von dem Redner erfahren hatten, und man schickte sie von einem Haus zu dem nächsten, in dem es einen Tuberkulosekranken gab.

Als Âsa und Mats auf ihrer Mission und Suche Kiruna erreichen, kommt Mats, der Anstellung als Bergknappe in einer Erzmine gefunden hat, bei der Sprengung eines Stollens ums Leben. 

Der letzte Halt, an den Âsa sich klammert, ist der Gedanke, für ihren Bruder eine würdige Trauerfeier zu organisieren, wie sie es ihm auf dem Sterbebett versprochen hat. 

Im Zuge ihrer Bemühungen wird die Familie des Sami Ola Berka auf dieses Mädchen aufmerksam, das völlig allein in der Welt dasteht und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um die Beerdigung ihres Bruders so stattfinden zu lassen, wie sie es sich gedacht hat. Übrigens ist es Ola Berkas Familie, der sich Jon Assarson angeschlossen hat und in deren Nähe er wohnt.

Ola berichtet Jon von jenem Mädchen, das mit der Trauerfeier für ihren Bruder von sich reden gemacht und sich als so stark und lebenstüchtig erwiesen hat. Er teilt ihm mit, dass er es in seine Familie aufnehmen möchte; sie alle wären stolz, Âsa zu adoptieren und bei sich zu haben.

Nun war es so, dass germanischstämmige Skandinavier in früheren Zeiten auf Sami herabgesehen haben. In ihren Augen waren es Wilde, die nichts als ihre Rentiere hatten und in ärmlichen Zelten von Weideplatz zu Weideplatz zogen. Und während die Sami stolz auf ihr naturverbundenes, unabhängiges Leben waren und sind und bis heute von und mit ihren Rentieren leben, waren und sind die meisten Norweger und Schweden der Auffassung, zivilisierte Menschen könnten und sollten nicht leben wie sie.

Jon fragt ihn, ob dieses Mädchen zu Olas Stamm gehöre. Er verneint und erklärt, sie sei Schwedin. Unwillkürlich antwortet Jon, dass es nicht angehe, ein schwedisches Kind unter halbwilden Nomaden aufwachsen zu lassen, worauf Ola versetzt, solch ein Los sei besser, als mit dreizehn Jahren Waise zu sein und niemanden zu haben. 

Denn, so meint Ola, hätte dieses Mädchen einen Vater, müsse sie nicht so leben wie jetzt; besser fremde Eltern, die bereit sind, ein verwaistes Kind zu adoptieren, als ein Vater, der sich nicht um sein Kind kümmert. Jon fragt, ob der Vater dieses Mädchens wirklich tot sei. Ola bejaht, denn ein Vater, der lebt, würde für sein Kind sorgen. 

Diese Worte bringen Jon dazu, dieses Waisenmädchen sehen zu wollen; und auf diese Weise finden Vater und Tochter nach ihrer langen Odyssee als die Letzten ihrer Familie wieder zueinander.